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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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rief plötzlich Valentine; nicht wahr, meine Heirat, guter Vater?
    Ja, ja, ja, wiederholte dreimal der Gelähmte und schleuderte dabei einen Blitz, so oft sich sein Augenlid hob.
    Nicht wahr, du grollst uns wegen der Heirat?
    Ja.
    Das ist albern, sagte Villefort.
    Verzeihen Sie, mein Herr, sagte der Notar, alles dies ist im Gegenteil sehr logisch und scheint mir durchaus wohlbegründet zu sein.
    Du willst nicht, daß ich Herrn Franz d'Epinay heirate?
    Nein, ich will nicht, drückte das Auge des Greises aus.
    Und Sie enterben Ihre Enkelin, weil sie eine Heirat wider Ihren Willen macht? rief der Notar.
    Ja, antwortete Noirtier.
    Ohne diese Heirat wäre sie also Ihre Erbin?
    Ja.
    Es trat nun ein tiefes Stillschweigen um den Greis ein. Die beiden Notare berieten sich; Valentine schaute mit gefalteten Händen und einem dankbaren Lächeln ihren Großvater an: Villefort biß sich auf seine dünnen Lippen; Frau von Villefort war außer stande, ein freudiges Gefühl zurückzudrängen, das sich unwillkürlich über ihr Antlitz verbreitete.
    Aber es scheint mir, sagte endlich Villefort, das Stillschweigen brechend, es scheint mir, daß ich allein befugt bin, über diese Angelegenheit zu urteilen und zu verfügen. Ich, als alleiniger Herr der Hand meiner Tochter, will, daß sie Herrn Franz d'Epinay heiratet, und sie wird ihn heiraten.
    Valentine fiel weinend auf einen Stuhl.
    Mein Herr, sagte der Notar, sich an den Greis wendend, was gedenken Sie mit Ihrem Vermögen zu tun, wenn Fräulein Valentine Herrn Franz d'Epinay heiratet? Sie gedenken doch darüber zu verfügen?
    Ja, bezeichnete Noirtier.
    Zu Gunsten irgend eines Mitgliedes Ihrer Familie?
    Nein.
    Also zu Gunsten der Armen?
    Ja.
    Sie wissen doch, daß das Gesetz dem widerstrebt, daß Sie Ihren Sohn völlig ausschließen?
    Ja.
    Sie werden also nur über den Teil verfügen, den Sie nach dem Gesetz das Recht haben ihm zu entziehen.
    Noirtier blieb unbeweglich.
    Sie wollen immer noch über das Ganze verfügen?
    Ja.
    Man wird das Testament nach Ihrem Tode angreifen.
    Nein.
    Mein Vater kennt mich, sagte Herr von Villefort, er weiß, daß sein Wille mir heilig sein wird; übrigens erkennt er recht gut, daß ich in meiner Stellung nicht gegen die Armen prozessieren kann.
    Noirtiers Auge drückte einen Triumph aus.
    Was bestimmen Sie, mein Herr? fragte der Notar Villefort.
    Nichts, mein Herr, es ist ein im Herzen meines Vaters feststehender Entschluß, und ich weiß, daß er nie etwas an seinen Entschließungen ändert, sagte Villefort. Ich füge mich also. Diese 900 000 Franken werden der Familie verloren gehen, um Hospitäler zu bereichern; aber ich gebe der Laune eines Greises nicht nach und werde nach meinem Gewissen handeln.
    Hiernach entfernte sich Villefort mit seiner Frau und überließ es seinem Vater, nach Gutdünken zu testieren.
    Noch an demselben Tage wurde das Testament gemacht; man holte Zeugen, es wurde von dem Greise gebilligt, in Gegenwart der Zeugen geschlossen und bei Herrn Deschamps, dem Notar der Familie, niedergelegt.

Der Telegraph.
     
    Herr und Frau von Villefort erfuhren, als sie in ihre Wohnung zurückkehrten, Herr von Monte Christo sei gekommen, ihnen einen Besuch zu machen, und warte auf sie im Salon. Zu aufgeregt, um sogleich einzutreten, ging Frau von Villefort durch ihr Schlafzimmer, während der Staatsanwalt, mehr seiner Herr, gerade auf den Salon zuschritt.
    Doch so sehr er auch Herr seiner Empfindungen war, so gut er sein Gesicht zu formen wußte, so vermochte Herr von Villefort die Wolke doch nicht so völlig von seiner Stirn zu entfernen, daß der Graf, der ihm mit einem strahlenden Lächeln entgegentrat, nicht die düstere, brütende Miene bemerkt hätte.
    Oh! mein Gott! rief Monte Christo nach den ersten Begrüßungen, was haben Sie denn, Herr von Villefort? Bin ich in dem Augenblick gekommen, wo Sie vielleicht eine hochnotpeinliche Anklage abfaßten?
    Herr von Villefort suchte zu lächeln und erwiderte: Nein, mein Herr Graf, es ist hier kein anderes Opfer, als ich selbst. Ich bin es, der den Prozeß verliert; der Zufall, die Halsstarrigkeit, die Narrheit haben die Anklageschrift abgefaßt.
    Was wollen Sie damit sagen? fragte Monte Christo mit einer vortrefflich gespielten Teilnahme. Ist Ihnen in der Tat ein ernstes Unglück widerfahren?
    Oh! Herr Graf, versetzte Villefort mit ingrimmiger Ruhe, es ist nicht der Mühe wert, davon zu sprechen; es ist so gut wie nichts, nur ein Geldverlust.
    In der Tat, erwiderte Monte Christo, ein Geldverlust

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