Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
so sehr, Herr von Villefort, antwortete der Notar, aber ich frage mich, wie wir dazu gelangen, die Gedanken zu erraten, um Antworten hervorzurufen.
    Sie sehen also, daß es unmöglich ist, sagte Villefort.
    Valentine und der Greis hörten diese Unterredung mit an. Noirtier heftete seinen Blick so starr und fest auf Valentine, daß er offenbar eine Erwiderung veranlassen wollte.
    Mein Herr, sagte sie, lassen Sie sich dadurch nicht beunruhigen! So schwierig es auch ist oder vielmehr scheinen mag, die Gedanken meines Großvaters zu entdecken, so werde ich sie Ihnen doch in einer Weise offenbaren, die jeden Zweifel in dieser Hinsicht benehmen muß. Seit sechs Jahren bin ich bei Herrn von Noirtier, und er mag selbst sagen, ob im Verlauf dieser sechs Jahre einer von seinen Wünschen, weil er ihn mir nicht hätte verständlich machen können, in seinem Herzen begraben geblieben ist.
    Nein, bezeichnete der Greis.
    Versuchen wir es! sagte der Notar. Sie nehmen das Fräulein zu Ihrem Dolmetscher an?
    Der Gelähmte machte ein bejahendes Zeichen.
    Wohl; was wünschen Sie, mein Herr, und welcher Akt soll vorgenommen werden?
    Valentins! nannte alle Buchstaben des Alphabets bis zum Buchstaben T.
    Bei dem T hielt Noirtiers beredter Blick an.
    Der Herr verlangt den Buchsraben T, sagte der Notar; das ist offenbar.
    Valentine nahm nun das Wörterbuch und blätterte vor den Augen des aufmerksamen Notars. Testament bezeichnete bald ihr Finger, durch Noirtiers Blick festgehalten.
    Testament! rief der Notar, die Sache ist klar, der Herr will testieren.
    Ja, machte Noirtier wiederholt.
    Mein Herr, das ist wunderbar, Sie müssen es selbst gestehen, sagte der Notar erstaunt zu Villefort.
    In der Tat, versetzte dieser, und noch wunderbarer wäre das Testament; denn ich kann nicht denken, daß Sie die Bestimmungen Wort für Wort ohne die geistreiche Mithilfe meiner Tochter zu Papiere bringen wollen. Valentine ist aber etwas zu sehr bei diesem Testamente interessiert, um als eine entsprechende Dolmetscherin des dunkeln Willens des Herrn Noirtier von Villefort gelten zu können.
    Nein, nein, nein! machte der Gelähmte.
    Wie! entgegnete Herr von Villefort, Valentine ist nicht interessiert bei Ihrem Testament?
    Nein, bezeichnete Noirtier.
    Mein Herr, sagte der Notar, der, entzückt über ein solches Erlebnis, in der Gesellschaft die einzelnen Umstände dieser malerischen Episode wiederzuerzählen gedachte, – mein Herr, nichts scheint mir jetzt leichter als das, was ich soeben noch für etwas Unmögliches hielt, und dieses Testament wird ganz einfach ein sogenanntes mystisches Testament sein, das heißt von dem Gesetze vorhergesehen und als rechtsgültig anerkannt, vorausgesetzt, daß es in Gegenwart von sieben Zeugen vorgelesen, von dem Testator in ihrer Anwesenheit gebilligt und durch den Notar, ebenfalls in ihrer Anwesenheit, geschlossen wird. Was die Zeit betrifft, so wird es nicht länger dauern, als ein gewöhnliches Testament. Vor allem kommen die ehrwürdigen Formeln in Betracht, die sich immer gleich bleiben, und was die Einzelheiten betrifft, so werden diese sich zum größten Teil nach Lage der Sache und mit Ihrer Hilfe, der Sie die Geschäfte für den Erblasser besorgt haben, von selbst ergeben. Damit übrigens der Akt unangreifbar bleibt, werden wir ihm die vollständige Rechtsgültigkeit geben; einer von meinen Kollegen wird mir als Gehilfe dienen und gegen die Gewohnheit dem Diktieren beiwohnen. Sind Sie zufrieden, mein Herr? fügte der Notar, sich an den Greis wendend, hinzu.
    Ja, erwiderte Noirtier, strahlend vor Freude, daß man ihn begriff.
    Was hat er nur vor? fragte sich Villefort, dem seine hohe Stellung so viel Zurückhaltung aufnötigte, während er nicht zu erraten vermochte, worauf sein Vater abzielte.

Das Testament.
     
    Nach einer Viertelstunde war die ganze Familie im Zimmer des Gelähmten versammelt, und der zweite Notar hatte sich ebenfalls eingefunden.
    Mit wenigen Worten verständigten sich die beiden Beamten. Man las Noirtier eine allgemeine herkömmliche Testamentsformel vor; dann sagte der erste Notar, sich nach dem Greise umwendend, um gleichsam die Untersuchung seines Verstandes zu beginnen: Wenn man sein Testament macht, mein Herr, so geschieht es zu Gunsten oder zum Nachteil irgend einer Person.
    Ja, bezeichnete Noirtier.
    Haben Sie einen Gedanken, wie hoch sich Ihr Vermögen belaufen mag?
    Ja.
    Ich will Ihnen, aufwärts gehend, verschiedene Zahlen nennen; Sie werden mich anhalten, wenn ich diejenige

Weitere Kostenlose Bücher