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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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verloren! Dieses Kind lebt, es weiß jemand, daß es lebt, es ist jemand im Besitze unseres Geheimnisses, und da Monte Christo von einem Kinde spricht, das an einer Stelle vergraben worden sein soll, wo dieses Kind nicht war, so besitzt er dieses Geheimnis.
    Gott! gerechter Gott! rächender Gott! Villefort antwortete nur durch eine Art von Röcheln.
    Doch dieses Kind, mein Herr, dieses Kind? versetzte hartnäckig die Mutter.
    Oh! wie habe ich es gesucht! erwiderte Villefort, die Hände ringend; wie oft habe ich es in meinen langen, schlaflosen Nächten gerufen! Wie oft habe ich mir einen königlichen Reichtum gewünscht, um einer Million Menschen eine Million Geheimnisse abzukaufen und das meinige darunter zu finden! Eines Tages endlich, als ich zum hundertsten Male den Spaten nahm, fragte ich mich auch zum hundertsten Male, was der Korse mit dem Kinde habe tun können? Ein Kind setzt einen Flüchtigen in Verlegenheit; vielleicht hatte er es, als er wahrnahm daß es noch lebte, in den Fluß geworfen.
    Unmöglich! rief Frau Danglars; man ermordet einen Menschen aus Rache, aber man ertränkt nicht ein Kind mit kaltem Blute.
    Vielleicht hatte er es zu den Findelkindern gebracht.
    Oh! ja, ja, mein Kind ist dort.
    Ich lief in das Hospiz und erfuhr, daß man in eben dieser Nacht, in der Nacht vom 20. September, ein Kind dort niedergelegt hatte; es war in die Hälfte einer absichtlich zerrissenen Serviette von feiner Leinwand eingewickelt. Diese Hälfte der Serviette zeigte die Hälfte einer Baronenkrone und den Buchstaben H.
    So ist es, so ist es! rief Frau Danglars, alle meine Wäsche war so gezeichnet. Herr von Nargonne war Baron, und ich heiße Herminie. Ich danke Gott, mein Kind war nicht tot! – Nein, es war nicht tot. –
    Und Sie sagen mir das! Sie sagen es, ohne zu befürchten, ich werde vor Freude sterben! Wo ist es? Wo ist mein Kind?
    Villefort zuckte die Achseln und erwiderte: Weiß ich es? Glauben Sie, wenn ich es wüßte, ließe ich Sie alles dies durchmachen? Nein, ach! nein, ich weiß es nicht. Eine Frau war ungefähr sechs Monate zuvor, um das Kind zurückzufordern, mit der andern Hälfte der Serviette gekommen. Die Frau hatte alle vom Gesetze vorgeschriebenen Garantien geliefert, und man gab es ihr.
    Sie hätten sich nach dieser Frau erkundigen, sie entdecken müssen.
    Und glauben Sie, ich hätte das nicht getan? Ich schützte eine Kriminaluntersuchung vor und ließ durch alles, was die Polizei an geschickten Spürhunden, an gewandten Agenten besitzt, Nachforschungen anstellen. Man fand ihre Spur bis Chalons; in Chalons hat man sie verloren.
    Frau Danglars hatte jeden einzelnen Umstand dieser Erzählung mit einem Seufzer, mit einer Träne, mit einem Schrei begleitet.
    Und das ist alles? sagte sie, und hierbei ließen Sie es bewenden?
    Oh! nein, erwiderte Villefort, ich habe nie aufgehört, zu suchen, mich zu erkundigen, nachzuforschen. Erst seit ein paar Tagen ließ ich ein wenig nach. Heute aber will ich mit mehr Beharrlichkeit und Schärfe als je wieder anfangen, und es wird mir gelingen, denn es ist nicht das Gewissen, was mich antreibt, sondern die Furcht.
    Der Graf von Monte Christo weiß nichts, entgegnete Frau Danglars, sonst würde er Sie nicht so bevorzugen und zu gewinnen suchen, wie er dies tut.
    Oh! die Bosheit der Menschen ist sehr tief, denn sie ist tiefer, als die Güte Gottes. Haben Sie die Augen dieses Mannes wahrgenommen, während er mit uns sprach? – Nein.
    Haben Sie ihn zuweilen genauer betrachtet?
    Er ist allerdings bizarr, mehr nicht; nur ist mir aufgefallen, daß er von dem ganzen kostbaren Mahle, das er uns vorgesetzt hat, nicht das geringste berührte.
    Ja! ja! bestätigte Villefort. Ich habe dies ebenfalls bemerkt. Wenn ich gewußt hätte, was ich jetzt weiß, würde ich auch nichts berührt haben; ich hätte geglaubt, er wolle uns vergiften. Und Sie hätten sich getäuscht, wie Sie sehen.
    Ja wohl; doch glauben Sie mir, dieser Mensch hat andere Pläne. Deshalb wollte ich Sie sehen, deshalb bat ich Sie um eine Unterredung, deshalb wollte ich Sie vor aller Welt und besonders vor ihm warnen. Sagen Sie mir, fuhr Villefort, seine Augen noch schärfer als bis jetzt auf die Baronin heftend, fort, Sie haben mit niemand von unserer Verbindung gesprochen?
    Niemals mit irgend einem Menschen.
    Sie verstehen mich, ich sage mit niemand? sagte Villefort liebevoll; verzeihen Sie mir diese dringende Frage, nicht wahr, mit niemand auf der ganzen Welt?
    Oh! ja, ja, ich verstehe sehr gut, sagte

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