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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Baronin errötend, niemals, ich schwöre es Ihnen.
    Sie haben nicht die Gewohnheit, am Abend aufzuschreiben, was am Morgen vorgefallen ist? Sie führen kein Tagebuch?
    Nein! Ach! vom Leichtsinn fortgerissen, vergesse ich selbst mein vergangenes Leben.
    Sie träumen nicht laut, soviel Sie wissen?
    Ich habe den Schlaf eines Kindes; erinnern Sie sich dessen nicht mehr?
    Purpur stieg in das Gesicht der Baronin, und Blässe übergoß Villeforts Antlitz.
    Es ist wahr, sagte er so leise, daß man es kaum hörte.
    Nun? fragte die Baronin.
    Nun! ich sehe, was ich zu tun habe, versetzte Villefort; ehe acht Tage vergehen, weiß ich, wer Herr von Monte Christo ist, woher er kommt, wohin er geht, und warum er in unserer Gegenwart von Kindern spricht, die man in seinem Garten begräbt.
    Villefort sprach diese Worte mit einem Tone, der den Grafen hätte schaudern lassen, wenn er ihn hätte hören können. Dann drückte er die Hand, die ihm die Baronin nur mit Widerstreben gab, und geleitete sie achtungsvoll bis an die Tür.

Ein Sommerball.
     
    An demselben Tage, ungefähr zu der Stunde, wo Frau Danglars die Unterredung mit dem Staatsanwalt hatte, lenkte eine Kalesche in die Rue du Helder ein, fuhr durch das Tor von Nr. 27 und hielt im Hofe an.
    Nach einem Augenblick öffnete sich der Kutschenschlag, und Frau von Morcerf stieg, auf den Arm ihres Sohnes gestützt, aus. Kaum hatte Albert seine Mutter in ihre Wohnung zurückgeleitet, als er seine Pferde verlangte und sich nach den Champs-Elisées zu dem Grafen von Monte Christo führen ließ.
    Der Graf empfing ihn mit seinem gewöhnlichen Lächeln. Es war seltsam; nie schien man einen Schritt im Herzen oder Geiste dieses Mannes vorwärtszutun. Wer sich, so zu sagen, den Zugang zu seinem Vertrauen erzwingen wollte, fand eine eherne Mauer. Morcerf, der mit geöffneten Armen auf ihn zulief, ließ, als er ihn anschaute, trotz seines freundschaftlichen Lächelns, die Arme wieder sinken und wagte es kaum, ihm die Hand zu reichen.
    Monte Christo berührte sie wie immer, ohne sie zu drücken.
    Hier bin ich wieder, lieber Graf, sagte Albert. Ich bin erst vor einer Stunde von Treport zurückgekehrt, und mein erster Besuch gehört Ihnen.
    Das ist sehr liebenswürdig, sagte Monte Christo gleichmütig.
    Nun, was gibt es Neues in Paris? Wie war Ihr Fest in Auteuil?
    Oh, nichts weiter, ein einfaches Diner, Herr von Danglars und Andrea Cavalcanti ...
    Ihr italienischer Fürst?
    Wir wollen nicht übertreiben, Herr Andrea gibt sich nur den Titel eines Grafen. – Er ist es also nicht? – Weiß ich es? Er gibt sich, ich gebe ihm, man gibt ihm diesen Titel; ist das nicht, als ob er ihn hätte? – Sie sind ein seltsamer Mann! Nun, Herr Danglars hat also bei Ihnen zu Mittag gespeist?
    Ja. Mit dem Grafen Andrea Cavalcanti, dem Marquis seinem Vater, mit Frau Danglars, Herrn und Frau von Villefort, reizenden Leuten, Herrn Debray, Maximilian Morel und dann noch mit wem ... warten Sie ... ah! mit Herrn von Chateau-Renaud. – Man hat von mir gesprochen?
    Kein Wort. – Desto schlimmer, denn wenn man nicht von mir sprach, so dachte man viel an mich, und dann bin ich in Verzweiflung.
    Was ist Ihnen daran gelegen, da Fräulein Danglars nicht unter der Zahl derer war, die hier an Sie dachten? Ah! sie konnte allerdings zu Hause an Sie denken.
    Oh! was das betrifft, nein, dessen bin ich gewiß; oder wenn sie an mich dachte, so geschah es auf dieselbe Weise, wie ich an sie denke.
    Eine rührende Sympathie! Sie hassen sich also?
    Hören Sie, sagte Morcerf, wenn Fräulein Danglars geeignet wäre, Mitleid mit dem Märtyrertum zu empfinden, das ich für sie erdulde, und mich außerhalb des von unsern Familien beschlossenen Ehebundes belohnen wollte, so würde mir dies vortrefflich zusagen. Kurz, ich glaube, Fräulein Danglars wäre eine entzückende Geliebte, doch als Frau, Teufel! ...
    Das ist also die Art und Weise, wie Sie über Ihre Zukünftige denken? sagte Monte Christo lachend.
    Oh! mein Gott, ja, zwar etwas roh, aber wenigstens klar. Da man jedoch aus diesem Traume keine Wirklichkeit machen kann, da, eines gewissen Zieles wegen, Fräulein Danglars meine Frau werden, das heißt mit mir leben, bei mir denken, bei mir singen, zehn Schritte von mir Verse und Musik machen muß, und dies mein ganzes Leben hindurch, so erschrecke ich. Eine Geliebte, lieber Graf, verläßt man, aber eine Frau, zum Teufel! das ist was anderes, die behält man, und zwar ewig, nahe oder ferne; Fräulein Danglars aber stets zu

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