Der Graf von Monte Christo
demselben Ziele zu gelingen.
Ist dieses Glück wahr? sagte Albert, der es indessen, während er so sprach, nicht verhindern konnte, daß eine unmerkliche Wolke über seine Stirn hinzog. Doch, mein lieber Herr Graf, Herr Danglars hat also Gründe?
Ah! hier kommt die stolze, selbstsüchtige Natur zu Tage. Gut, ich finde hier wieder den Menschen, der die Eitelkeit eines andern mit der Axt totschlagen will und schreit, wenn man die seinige mit einer Nadel ansticht.
Nein! doch es scheint mir, Herr Danglars ...
Sollte von Ihnen entzückt sein, nicht wahr? Ei! Herr Danglars ist entschieden ein Mann von schlechtem Geschmacke und noch mehr entzückt von einem andern ... Studieren Sie, schauen Sie, ergreifen Sie die Anspielungen im Fluge, und ziehen Sie Nutzen daraus!
Gut, ich begreife; hören Sie, meine Mutter ... nein! nicht meine Mutter, mein Vater hat den Gedanken gehabt, einen Ball zu geben. – Einen Ball zu dieser Jahreszeit? – Die Bälle sind stets in der Mode. – Wären sie es nicht, so dürfte die Gräfin nur wollen, und sie würde sie in Mode bringen.
Nicht übel; Sie begreifen, es sind Vollblutbälle; die, welche im Monat Juli in Paris bleiben, sind wahre Pariser. Wollen Sie eine Einladung für die Herren Cavalcanti übernehmen? – Wann wird der Ball stattfinden? – Sonnabend. – Herr Cavalcanti Vater wird abgereist sein. – Doch Herr Cavalcanti Sohn bleibt; wollen Sie es übernehmen, Herrn Cavalcanti Sohn zu bringen? – Hören Sie, Vicomte, ich kenne ihn nicht. – Sie kennen ihn nicht? – Nein, ich habe ihn vor drei oder vier Tagen zum erstenmal gesehen und stehe in keiner Beziehung zu ihm. – Doch Sie empfangen ihn?
Ja, das ist etwas anderes; er ist mir durch einen braven Abbé empfohlen worden, den man getäuscht haben kann. Laden Sie ihn immerhin selbst ein, sagen Sie mir aber nicht, ich soll ihn bei Ihnen vorstellen. Sollte er später Fräulein Danglars heiraten, so könnten Sie mich eines Schleichwegs beschuldigen und Lust bekommen, sich auf Leben und Tod mit mir zu schlagen; überdies weiß ich nicht, ob ich selbst auf Ihren Ball kommen werde.
Warum werden Sie nicht kommen?
Einmal, weil ich noch nicht eingeladen bin.
Ich erscheine ausdrücklich hier, um Ihnen Ihre Einladung persönlich zu überbringen.
Oh! das ist entzückend; doch ich kann verhindert sein.
Wenn ich Ihnen eines gesagt habe, sind Sie liebenswürdig genug, um uns alle Hindernisse zum Opfer zu bringen.
Sprechen Sie! Meine Mutter bittet Sie.
Die Frau Gräfin von Morcerf? versetzte Monte Christo bebend. In der Tat, Sie überhäufen mich mit Artigkeiten!
Sehen Sie, diesen Vorzug hat man, wenn man ein lebendiges Problem ist! Sie kommen also Sonnabend?
Da mich Frau von Morcerf darum bittet.
Sie sind bezaubernd.
Und Herr Danglars?
Oh! er hat bereits eine dreifache Einladung erhalten; mein Vater übernahm dies. Wir werden auch bemüht sein, Herrn von Villefort heranzuziehen, doch es ist zweifelhaft, ob er zusagt. Tanzen Sie, Herr Graf?
Nein, ich tanze nicht, aber ich sehe gern tanzen. Tanzt Frau von Morcerf?
Niemals; Sie plaudert gern und hat große Lust, mit Ihnen zu plaudern.
Wirklich?
Bei meinem Ehrenwort! Ich erkläre Ihnen, Sie sind der erste Mann, für den meine Mutter Interesse zeigt.
Albert nahm seinen Hut und stand auf; der Graf führte ihn an die Tür.
Ich mache mir einen Vorwurf, sagte er, ihn oben an der Freitreppe zurückhaltend, ich war indiskret, ich hätte nicht von Herrn Danglars sprechen sollen.
Im Gegenteil, sprechen Sie abermals, sprechen Sie oft, sprechen Sie immer davon, doch immer auf die gleiche Weise.
Gut! Sie beruhigen mich, Sagen Sie mir, wann kommt Herr d'Epinay?
Spätestens in fünf bis sechs Tagen.
Und wann heiratet er?
Sobald Herr und Frau von Saint-Meran eingetroffen find.
Bringen Sie ihn zu mir, wenn er in Paris ist. Obgleich Sie behaupten, ich liebe ihn nicht, erkläre ich Ihnen doch, daß ich mich freuen werde, ihn wiederzusehen.
Ihre Befehle sollen vollzogen werden, Herr Graf. Auf Wiedersehen!
Der Graf grüßte Albert mit der Hand und folgte ihm mit den Augen. Als der Vicomte in seinen Phaeton gestiegen war, wandte sich Monte Christo um und fragte, da er Bertuccio hinter sich fand: Nun? – Sie ist in den Justizpalast gefahren. – Ist sie lange dort geblieben? – Anderthalb Stunden. – Und dann nach Hause zurückgekehrt? – Unmittelbar.
Wohl, mein lieber Herr Bertuccio, wenn ich Ihnen nun einen Rat geben soll, so sehen Sie in der Normandie nach, ob Sie nicht das
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