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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mädchen abermals Tränen, deren Quelle es versiegt glaubte, seinen Augen entstürzen fühlte.
    Der Greis verharrte bei seinem Blicke.
    Ja, ja, sagte Valentine, du willst mir sagen, ich habe immer noch einen guten Großvater?
    Der Greis bedeutete durch ein Zeichen, daß er wirklich dies habe durch seinen Blick sagen wollen.
    Ach! zum Glücke, versetzte Valentine. Mein Gott, was würde sonst aus mir werden?
    Es war ein Uhr morgens. Barrois hatte Lust, sich niederzulegen, und bemerkte daher, nach einem so schmerzhaften Abend bedürfe jedermann der Ruhe. Der Greis wollte nicht sagen, seine Ruhe sei es, sein Kind anzuschauen. Er verabschiedete Valentine, der die Ermattung und der Schmerz in der Tat ein leidendes Aussehen verliehen.
    Als sie am andern Morgen bei ihrer Großmutter eintrat, fand sie diese im Bette; das Fieber hatte sich nicht gelegt, es brannte im Gegenteil ein düsteres Feuer in den Augen der Marquise, und sie schien das Opfer einer heftigen Nervenaufregung zu sein.
    Oh! mein Gott! gute Mama, leiden Sie mehr? rief Valentine, als sie diese Zeichen der Aufregung wahrnahm.
    Nein, meine Tochter, nein, sagte Frau von Saint-Meran; aber ich erwartete mit Ungeduld dein Erscheinen, um deinen Vater holen zu lassen.
    Meinen Vater? fragte Valentine unruhig.
    Ja, ich will ihn sprechen.
    Valentine wagte es nicht, sich dem Wunsche ihrer Großmutter, dessen Ursache sie überdies nicht kannte, zu widersetzen, und einen Augenblick nachher trat Villefort ein.
    Mein Herr, sagte Frau von Saint-Meran, ohne irgend einen Eingang und als befürchtete sie, es könnte ihr an Zeit gebrechen, Sie haben mir geschrieben, es handle sich um die Verheiratung dieses Kindes?
    Ja, gnädige Frau, antwortete Villefort, und es ist sogar mehr als ein Plan, es ist ein Abkommen.
    Ihr Schwiegersohn heißt Franz d'Epinay?
    Ja, gnädige Frau.
    Er ist der Sohn des Generals d'Epinay, der zu den Unseren gehörte, und einige Tage, ehe der Usurpator von der Insel Elba zurückkehrte, ermordet wurde?
    So ist es.
    Diese Verbindung mit einer Enkelin des Jakobiners widerstrebt ihm nicht?
    Unsere Bürgerkämpfe sind glücklicherweise vorüber, meine Mutter, sagte Villefort; Herr d'Epinay war bei dem Tode seines Vaters beinahe ein Kind; er kennt Herrn Noirtier sehr wenig, und wird ihn, wenn nicht mit Vergnügen, doch wenigstens mit Gleichgültigkeit sehen.
    Ist er eine schickliche Partie?
    In jeder Beziehung, der junge Mann erfreut sich allgemeiner Achtung.
    Während dieser ganzen Unterredung war Valentine stumm geblieben.
    Wohl, mein Herr, sagte Frau von Saint-Meran nach kurzem Nachdenken, Sie müssen sich beeilen, denn ich habe wenig Zeit mehr zu leben.
    Sie, gnädige Frau! Sie, gute Mutter! riefen gleichzeitig Herr von Villefort und Valentine.
    Ich weiß, was ich sage, versetzte die Marquise; Sie müssen sich also beeilen, damit, da es die Mutter nicht vermag, wenigstens die Großmutter ihre Ehe segnen kann. Ich bin die einzige, die ihr noch von seiten meiner armen Renée bleibt, die Sie so schnell vergessen haben, mein Herr.
    Ah! Sie bedenken nicht, daß ich diesem armen Kinde eine Mutter geben mußte.
    Eine Stiefmutter ist nie eine Mutter, mein Herr. Doch es handelt sich nicht darum, sondern um Valentine; lassen wir die Toten ruhen.
    Alles dies wurde mit einer solchen Geschwindigkeit und mit einem Ausdrucke gesprochen, daß es schien, die Aufregung der Kranken gehe in ein Delirium über.
    Es soll nach Ihrem Wunsche gehen, sagte Villefort, und dies um so mehr, als Ihr Wunsch mit dem meinigen im Einklang steht. Sobald Herr d'Epinay nach Paris zurückgekehrt ist ...
    Meine gute Mutter, unterbrach ihn Valentine, die Schicklichkeit, die neue Trauer ... würden Sie eine Ehe unter so trüben Umständen schließen wollen?
    Meine Tochter, versetzte rasch die Großmutter, keine solchen Alltagsreden, die schwache Geister hindern, auf solide Weise ihre Zukunft zu gründen. Ich habe auch am Sterbebette meiner Mutter geheiratet und bin darum nicht unglücklich gewesen.
    Abermals dieser Todesgedanke! rief Villefort.
    Abermals! immer ... ich sage Ihnen, daß ich sterben werde, hören Sie? Nun wohl! ehe ich sterbe, will ich meinen Eidam sehen; ich will ihm befehlen, meine Enkelin glücklich zu machen, ich will in seinen Augen lesen, ob er mir gehorchen will; kurz, ich will ihn kennen lernen, um ihn aus der Tiefe meines Grabes aufzusuchen, wenn er nicht wäre, was er sein soll, wenn er nicht wäre, was er sein muß, fügte die alte Frau mit einem furchtbaren Ausdrucke

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