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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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stützte und sie ihrer Träumerei entzog.
    Was wünschen Sie, gnädige Frau? fragte Valentine, bei der Berührung zusammenfahrend wie von einem elektrischen Schlage.
    Meine liebe Valentine, sagte die Baronin, Sie sind jedenfalls leidend?
    Ich? entgegnete das Mädchen, mit der Hand über seine glühende Stirne fahrend.
    Ja, beschauen Sie sich nur im Spiegel; Sie sind drei- bis viermal hintereinander im Verlaufe einer Minute erbleicht und errötet.
    Du bist in der Tat sehr bleich! rief Eugenie.
    Oh, das tut nichts, Eugenie, ich bin seit einigen Tagen so.
    So wenig schlau Valentine auch war, so begriff sie doch, daß sie nun Gelegenheit hatte, sich zu entfernen. Überdies kam ihr Frau von Villefort zu Hilfe, indem sie sagte: Entferne dich, Valentine, du leidest wirklich; trinke ein Glas Wasser, und du wirst dich erholen.
    Valentine küßte Eugenie, verbeugte sich vor Frau Danglars und verließ das Zimmer.
    Das arme Kind, sagte Frau von Villefort, als Valentine verschwunden war, es beunruhigt mich ernstlich, und es sollte mich nicht wundern, wenn ihr irgend ein Unfall widerführe.
    Valentine war indessen in einer Aufregung, von der sie sich keine Rechenschaft geben konnte, durch Eduards Zimmer gegangen und hatte sodann die kleine Treppe zu Noirtiers Wohnung erreicht. Sie stieg alle Stufen bis auf die letzten drei hinab; sie hörte bereits Morels Stimme, als plötzlich eine Wolke vor ihren Augen hinzog, ihr starrer Fuß verfehlte die Stufe, ihre Hände hatten nicht mehr die Kraft, sich am Geländer zu halten, sie streifte an der Wand hin und rollte die drei letzten Stufen hinab.
     

     
    Morel machte einen Sprung, öffnete die Tür und sah die Geliebte auf dem Boden liegen. Rasch hob er sie in seine Arme und trug sie in einen Lehnstuhl. Dann öffnete sie wieder die Augen.
    Oh, ich Ungeschickte! sagte sie, fieberhaft schnell sprechend, ich weiß mich also nicht mehr zu halten.
    Sie haben sich doch nicht verletzt, Valentine? rief Morel. Oh, mein Gott! mein Gott!
    Valentine schaute umher; sie sah in Noirtiers Augen den größten Schrecken sich abspiegeln.
    Beruhige dich, guter Papa, sagte sie, indem sie zu lächeln suchte; es ist nichts ... nur ein Schwindel.
    Abermals eine Ohnmacht! sagte Morel, die Hände faltend. Oh! nehmen Sie sich in acht, Valentine, ich flehe Sie an.
    Nein, versetzte Valentine, nein, ich sage Ihnen, daß alles vorüber ist, und daß es nichts war. Nun lassen Sie mich Ihnen eine Neuigkeit mitteilen: in acht Tagen verheiratet sich Eugenie, und in drei Tagen findet ein großes Fest, ein Verlobungsmahl, statt. Wir alle sind eingeladen, mein Vater, Frau von Villefort und ich ... wenigstens soviel ich verstanden habe.
    Wann wird die Reihe an uns kommen? Oh! Valentine, Sie, die Sie so viel über Ihren guten Papa vermögen, bemühen Sie sich, daß er Ihnen antwortet: Bald ! Solange Sie nicht mir gehören, Valentine, ist es mir immer, als ob Sie mir entgehen könnten.
    Oh! antwortete Valentine mit einer krampfhaften Bewegung, Maximilian, Sie sind zu ängstlich für einen Offizier, der, wie man sagt, nie die Furcht gekannt hat. Und sie brach in ein scharfes, schmerzliches Gelächter aus, ihre Arme wurden steif, ihr Kopf fiel auf den Stuhl zurück, und sie blieb ohne Bewegung.
    Morel rief bei diesem Anblick um Hilfe, worauf die Kammerfrau und die Bedienten sofort herbeieilten.
    Valentine war so kalt, so bleich, so leblos, daß die Diener, ohne zu hören, was man ihnen sagte, von der Furcht erfaßt wurden, die beständig in einem verfluchten Hause wachte, und um Hilfe rufend, in die Gänge stürzten.
    Frau Danglars und Eugenie entfernten sich soeben und erfuhren gerade noch die Ursache des Aufruhrs.
    Ich sagte es Ihnen! rief ihnen Frau von Villefort zu; die arme Kleine!

Das Geständnis.
     
    In demselben Augenblick hörte man die Stimme des Herrn von Villefort aus seinem Kabinett rufen: Was gibt es denn?
    Morel befragte mit dem Blicke Noirtier; dieser hatte wieder seine ganze Kaltblütigkeit erlangt und bezeichnete ihm mit dem Auge das Kabinett, in das er sich schon einmal unter ähnlichen Umständen geflüchtet hatte.
    Gleich darauf stürzte Villefort in das Zimmer, lief auf Valentine zu und faßte sie in seine Arme. Einen Arzt! ... Herrn d'Avrigny! Oder ich gehe vielmehr selbst, rief er und lief aus dem Zimmer.
    Durch die andere Tür entfloh Morel. Eine schreckliche Erinnerung regte sich in seinem Herzen: die Unterredung zwischen Villefort und dem Doktor, die er in der Nacht, in der Frau von Saint-Meran starb,

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