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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Monte Christos Zeuge sein, und fürchtete, er werde bei seiner Unerschrockenheit ebenfalls in einen Zweikampf verwickelt werden.
    Man begreift, welche unbeschreibliche Freude Morel in den Augen seiner Geliebten lesen konnte, als sie erfuhr, die furchtbare Angelegenheit habe einen ebenso glücklichen, wie unerwarteten Ausgang gehabt.
    Valentine ließ Morel neben dem Greise sitzen, setzte sich selbst auf den Sessel, worauf seine Füße ruhten, und sagte: Nun lassen Sie uns ein wenig von unsern Angelegenheiten reden. Sie wissen, daß der gute Papa den Gedanken gehabt hat, das Haus zu verlassen und seine Wohnung außerhalb des Villefortschen Hauses zu nehmen.
    Ja, gewiß, ich erinnere mich und habe diesem Plan meinen vollen Beifall geschenkt.
    Und wissen Sie, sagte Valentine, welchen Grund der gute Papa für seine Absicht angibt?
    Noirtier schaute seine Enkelin an, um ihr mit dem Auge Schweigen aufzuerlegen; doch Valentine sah ihn nicht an, ihre Augen, ihr Blick, ihr Lächeln gehörten nur Morel.
    Oh! welchen Grund auch Herr Noirtier angeben mag, rief Morel, ich erkläre, daß er gut ist.
    Vortrefflich; er behauptet, die Luft des Faubourg Saint Honoré sei für mich nicht gesund.
    In der Tat, Valentine, Herr Noirtier könnte recht haben; ich finde, daß Ihre Gesundheit seit vierzehn Tagen etwas gelitten hat.
    Ja, ein wenig, das ist wahr, antwortete Valentine; auch hat sich der gute Papa zu meinem Arzte gemacht, und da er alles weiß, so habe ich das größte Vertrauen zu ihm.
    Sie leiden also wirklich, Valentine? fragte Morel rasch. Oh! mein Gott, das nennt man nicht leiden; ich fühle eine allgemeine Unbehaglichkeit, und sonst nichts. Ich habe den Appetit verloren, und es kommt mir vor, als hielte mein Magen einen Kampf aus, um sich an etwas zu gewöhnen.
    Noirtier verlor keines von Valentines Worten.
    Und welche Behandlung befolgen Sie für diese unbekannte Krankheit?
    Oh! das ist ganz einfach, ich verschlucke jeden Morgen einen Löffel von dem Trank, den man für meinen Großvater bringt; wenn ich sage einen Löffel, so meine ich, ich habe mit einem angefangen, und nun bin ich beim vierten. Mein Großvater behauptet, es sei ein Heilmittel für alles.
    Valentine lächelte, doch es lag etwas Trauriges, Leidendes in diesem Lächeln. Trunken vor Liebe schaute sie Maximilian schweigend an; sie war sehr schön, doch ihre Blässe hatte einen matten Ton angenommen, ihre Augen glänzten von einem glühenderen Feuer als gewöhnlich, und ihre sonst perlmutterweißen Hände schienen von gelblichem Wachs zu sein.
    Von Valentine richtete der junge Mann seine Augen auf Noirtier. Dieser betrachtete mit innigem, prüfendem Blick das geliebte, liebende Mädchen und folgte, wie Morel, den Spuren eines tiefen Leidens, das, für das Auge der andern unsichtbar, dem des Großvaters und des Geliebten nicht entging.
    Doch ich dachte, der Trank, von dem Sie bereits vier Löffel nehmen, sei für Herrn Noirtier verschrieben?
    Ich weiß, daß er sehr bitter ist, erwiderte Valentine, so bitter, daß mir alles, was ich darauf trinke, denselben Geschmack zu haben scheint.
    Noirtier schaute seine Enkelin mit fragendem Blicke an.
    Ja, guter Papa, versetzte Valentine, es ist so. Soeben, ehe ich zu Ihnen ging, trank ich ein Glas Zuckerwasser; ich ließ die Hälfte davon stehen, so bitter schmeckte das Wasser.
    Noirtier erbleichte und bedeutete durch ein Zeichen, er wolle sprechen. Valentine stand auf, um das Wörterbuch zu holen, und Noirtier folgte ihr in sichtbarer Angst mit den Augen.
    Das Blut stieg in der Tat dem Mädchen in den Kopf, seine Wangen färbten sich. Halt! rief sie, immer noch voll Heiterkeit, das ist sonderbar! bin ich blind? Hat mich etwa die Sonne in die Augen getroffen?
    Und sie stützte sich auf das Fenstersims.
    Es scheint keine Sonne her, sagte Morel, noch mehr durch den Ausdruck Noirtiers als durch Valentines Unpäßlichkeit beunruhigt, und lief auf seine Braut zu.
    Das Mädchen lächelte und sagte: Beruhige dich, guter Papa, beruhigen Sie sich, Maximilian, es ist nichts, es ist schon vorbei; stille doch! ... Ist das nicht das Geräusch eines Wagens, was ich im Hofe höre?
    Sie öffnete die Tür, lief an ein Fenster im Gange und kehrte eilig zurück.
    Ja, sagte sie, es ist Frau Danglars und ihre Tochter, die uns einen Besuch machen wollen. Gott befohlen, ich fliehe, denn man würde mich doch holen, oder vielmehr auf Wiedersehen! Bleiben Sie bei dem guten Papa, ich verspreche Ihnen, den Besuch nicht zurückzuhalten.
    Morel folgte

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