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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freundes bestätigen würden, schlüpfte Dantes in den engen Gang, während Faria, sich mit aller Macht aufraffend, mit einem Fuße die Platte zurückstieß, die er mit einer Matte bedeckte.
    Es war der Gouverneur, dem der Kerkermeister über Farias Unfall berichtet hatte, und der sich selbst von dem Zustand des Gefangenen überzeugen wollte. Faria empfing ihn sitzend, vermied jede verräterische Gebärde, und so gelang es ihm, vor dem Gouverneur die Lähmung zu verbergen, die bereits die Hälfte seines Körpers ergriffen hatte. Er befürchtete hauptsächlich, der Gouverneur könnte ihn aus Mitleid in ein gesünderes Gefängnis bringen lassen und dadurch von seinem jungen Gefährten trennen. Seine Furcht war jedoch unbegründet, und der Gouverneur entfernte sich, überzeugt, sein armer Narr, für den er im Grunde seines Herzens eine gewisse Teilnahme hegte, sei nur von einer leichten Unpäßlichkeit heimgesucht.
    Mittlerweile suchte Edmond, auf seinem Bette sitzend und den Kopf in seinen Händen, seine Gedanken zu sammeln; alles schien an Faria, seitdem er ihn kannte, so vernünftig, so groß und so logisch, daß er gar nicht fassen konnte, wie diese sonst allgemeine Klarheit der Erkenntnis in dem einen Punkte, nämlich in dem Wahn eines Schatzes, völlig versage.
    Dantes blieb den ganzen Tag in seinem Kerker, ohne daß er zu seinem Freunde zurückzukehren wagte. Er wollte so den Augenblick verschieben, wo er die für ihn entsetzliche Gewißheit erlangen sollte, daß der Abbé ein Narr sei. Doch gegen Abend, nach der Stunde des gewöhnlichen Besuches, versuchte es Faria, als er den jungen Mann nicht zurückkehren sah, seinerseits den Raum zurückzulegen, der ihn von demselben trennte. Edmond schauderte, als er hörte, welche schmerzlichen Anstrengungen der Greis machte, um sich fortzuschleppen; sein Bein war lahm, und er konnte sich nicht mehr mit seinem Arme helfen. Edmond mußte ihn heraufziehen, denn er hätte sonst nie aus der schmalen Öffnung, die in Dantes' Kerker führte, herauskommen können.
    Ich verfolge Sie mit unbarmherziger Ausdauer, sagte Faria mit einem von Wohlwollen strahlenden Lächeln; Sie glaubten meiner Freigebigkeit entgehen zu können, aber dem wird nicht so sein. Hören Sie also!
    Edmond sah, daß er nicht ausweichen konnte; er ließ den Greis auf seinem Bett sitzen und setzte sich zu ihm auf seinen Schemel.
    Sie wissen, sagte der Abbé, daß ich der Sekretär, der Vertraute, der Freund des Grafen Spada, des letzten der Fürsten dieses Namens, war. Ich verdanke diesem guten Herrn das Glück, das ich in diesem Leben genossen habe. Er war nicht reich, obgleich der Reichtum seiner Familie sprichwörtlich war, und ich oft sagen hörte: Reich wie ein Spada. Aber er lebte und starb im Rufe des Überflusses. Sein Palast wurde mir zum Paradies. Ich unterrichtete seine Neffen, die starben, und als er allein auf der Welt war, gab ich ihm dadurch, daß ich nur für ihn und ganz und gar nach seinem Willen lebte, zurück, was er seit zehn Jahren für mich getan hatte.
    Das Haus des Grafen hatte bald keine Geheimnisse mehr für mich. Oft sah ich den Gebieter emsig in alten Büchern nachschlagen und Familienhandschriften durchwühlen. Als ichihm eines Tages wegen der unnützen Nachtwachen Vorwürfe machte, schaute er mich bitter lächelnd an und schlug ein Buch auf, das die Geschichte der Stadt Rom enthielt. Hier, im 20. Kapitel, das vom Leben des Papstes Alexander VI. handelte, standen folgende Zeilen, die ich nie habe vergessen können:
    Die großen Kriege der Romagna waren beendigt; Cäsar Borgia brauchte nach Beendigung seiner Eroberungskriege Geld, um ganz Italien zu erkaufen; sein Vater, der Papst, hatte ebenfalls Geld nötig, um mit dem König von Frankreich, Ludwig XII., der trotz seiner letzten Unfälle immer noch mächtig war, fertig zu werden. Es handelte sich also darum, durch eine gute Spekulation Mittel zu gewinnen, was in dem armen, erschöpften Italien eine schwierige Sache war.
    Seine Heiligkeit hatte einen Gedanken, sie beschloß, zwei Kardinäle zu ernennen. Wählte der heilige Vater zwei vornehme und besonders zwei reiche Personen Roms, so ergab sich für ihn folgender Gewinn: Zuerst hatte er die wertvollen Stellen und Ämter zu verkaufen, in deren Besitz die beiden zukünftigen Kardinäle bisher waren; sodann konnte er auf einen glänzenden Preis für den Verkauf der beiden Kardinalshüte rechnen. Der Papst und Cäsar Borgia suchten vor allem die beiden zukünftigen Kardinäle aus; es

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