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11 - Menschheitsdämmerung

11 - Menschheitsdämmerung

Titel: 11 - Menschheitsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Er erkannte sie auf Anhieb wieder – die SIG Sauer, die sie diesem Interpol-Polizisten abgenommen hatten. Auch wenn sich Maria Luisa in der Gegenwart von Waffen unwohl fühlte, wollte Tom die Pistole immer griffbereit wissen, falls die Loge sie im MILLENNIO aufspürte. Deshalb hatte der Archäologe sie aufdas Nachttischchen gelegt – und dort liegen lassen, als er mit Maria Luisa ins Bad gegangen war. Wie konnte man nur so dämlich sein?
    Das erste Gefühl, das ihn überkam, war Wut auf sich selbst. Das zweite war Überraschung – als er den Mann erkannte, der die Waffe auf ihn richtete.
    Commissioner Spencer McDevonshire von Interpol!
    Krampfhaft überlegte Tom, welchen Fehler sie begangen hatten, dass die Polizei sie in Rieti ausfindig machen konnte. Ihm fiel keiner ein.
    »Sie?«, fragte er einsilbig.
    »Ich«, bestätigte der hochgewachsene Mann. Mit freundlicher Stimme, die im krassen Gegensatz zu seinem von Kratzern und blauen Flecken geschundenen Gesicht stand, fügte er hinzu: »So schnell sieht man sich wieder. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesmal nicht so plötzlich verschwänden.«
    Damit spielte er auf ihre erste Begegnung in Stonehenge an. Damals waren sie mit Hilfe des Temporators , einer Zeitstopp-Maschine aus dem geheimnisvollen Raum jenseits der Welt, entkommen.
    Das zweite Mal war es McDevonshire gelungen, sie außerhalb von Tivoli bei Rom aufzuspüren, als sie den historischen Ballon gelandet hatten, aus dem kurz zuvor Alejandro abgestürzt war.
    Die Erinnerung ließ einen eisigen Stich durch sein Herz gehen. Was war nur alles geschehen, seit er sich mit dieser Loge angelegt hatte? Wie viele Menschen hatten ihr Leben lassen müssen? Ihm wurde bewusst, wie müde er sich fühlte.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte er matt.
    »Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen«, sagte McDevonshire. »Auch wenn Sie es im Augenblick nicht glauben wollen: Ich bin nicht Ihr Feind.«
    »Sagt der Mann hinter der Pistole«, ließ sich Maria Luisa vernehmen und zitierte damit einen Satz des Commissioners bei ihrer zweiten Begegnung.
    McDevonshire lächelte. »Touché. Wenn Sie mir versprechen, dass Sie nicht versuchen, mich noch einmal zu überrumpeln, werde ich sie runternehmen.«
    »Warum sollten Sie uns so ein Versprechen abkaufen?«, fragte Tom.
    »Wie ich sagte: Ich bin nicht Ihr Feind. Der kann aber jeden Augenblick hier eintreffen.« Mit dem bärtigen Kinn deutete er zum Fenster.
    Maria Luisa schob sich an Tom vorbei und spähte durch die Scheibe. »Er hat recht! Da stehen zwei Indios in Anzügen vor dem Internet-Café. Sie -« Die Spanierin zuckte zurück. »Sie haben zu mir hochgesehen!«
    »Haben sie dich entdeckt?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
    Toms Blick pendelte zwischen Maria Luisa und der Waffenmündung hin und her. »Na schön, ich glaube Ihnen. Stecken Sie das Ding weg!«
    McDevonshire schob die SIG Sauer in ein Schulterhalfter unter seiner Jacke. »Ich schlage vor, Sie packen die allernötigsten Sachen zusammen und wir sehen zu, dass wir von hier verschwinden.«
    Hastig schlüpfte Tom in seine Hose. Dann raffte er die Tasche mit der Kladde und Diego de Landas Aufzeichnungen zusammen. Die Wörterbücher ließ er liegen; er benötigte sie nicht mehr und sie stellten nur unnötigen Ballast dar.
    Sie hasteten hinaus auf den Gang. Stickige Düsternis empfing sie. Das Ergebnis einer Mischung aus ungeputzten Fenstern und dicken Regenwolken, die über Italien hingen und den Tag wenn schon nicht zur Nacht, dann doch wenigstens zum Spätabend machten. Die wenigen funktionierenden Lampen im Gang bemühten sich vergebens, dem entgegenzuwirken.
    Tom hatte das MILLENNIO unter anderem deshalb als Unterschlupf gewählt, weil es so heruntergekommen war, dass der Inhaber über jeden Gast froh war und sich nicht damit aufhielt, die Personalien seiner Gäste aufzunehmen. Nun erwies sich die Wahl als unglücklich, denn das Haus verfügte zwar über einen Aufzug, doch selbst das Schild mit der Aufschrift Disabilitato war schon so ausgebleicht, dass Tom sich fragte, in welchem Jahrzehnt der Lift zuletzt funktioniert hatte.
    Sie hetzten auf eine Tür zu, über der ein grünes, zur Hälfte beleuchtetes Schild mit einem fliehenden Mann zu sehen war: der Notausgang.
    Tom drückte die Klinke und fluchte. »Verschlossen!«
    Damit blieb ihnen als Fluchtweg nur noch das Treppenhaus. Und über das würden die Indios kommen.
    »Hier entlang! Schnell!« McDevonshires Stimme hatte jede Höflichkeit

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