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Der Gral-Mutant

Der Gral-Mutant

Titel: Der Gral-Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. R. Munro
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meinem Schreibtisch haben.“
    Er löschte diese Verbindung, stellte eine andere her. Stylon rief einen Mann namens Lando heran. Kurz darauf trat dieser ein. Eine schmächtige Gestalt, mit schütterem Haar, auf der Nase eine altmodische Brille; die Kleidung war ungepflegt. Dieser Lando war seit ein paar Tagen nicht rasiert, doch am auffallendsten waren die Hände, die, verstümmelt, eindeutig auf Strahlenverletzungen hinwiesen.
    Zwischen Rhet Stylon und Lando bestand ein herzlicher Kontakt. Erst als Fi Lando unaufgefordert Platz genommen hatte, begann Rhet zu sprechen.
    „Vielleicht habe ich Besuch gehabt, Fi. Darum sollst du die Spulbänder auswechseln und die alten fixieren. Mich interessieren nur die Stellen zwischen 11 Uhr 17 bis 11 Uhr 29.“
    Fi Lando blickte über den Rahmen seiner Brille zu Stylon herüber. Auf dem griesgrämigen Gesicht erschien so etwas wie ein Lachen.
    Obwohl auch seine Stimmbänder von Strahlen verbrannt waren, konnte er noch sprechen. Nur mußte man erst lernen, ihn zu verstehen.
    Fi Lando amüsierte sich über Stylons Formulierung, der behauptet hatte, vielleicht Besuch gehabt zu haben … vielleicht …
    „… und bis heute ist das meine?›Wissens noch nie in Frage gestellt worden. Entweder man hatte Besuch oder man hatte keinen. Aber ich tu dir den Gefallen. Warum hast du mir nicht gesagt, daß du die Spulbänder ausgetauscht haben wolltest, als du mich anriefst? Dann könnte ich jetzt schon den Wechsel vornehmen und brauchte den Weg nicht noch einmal zu machen. Aber du bleibst dabei: Du bist der Ansicht, du könntest vielleicht Besuch gehabt haben?“
    Stylon nickte.
    „Dann bin ich gespannt, was der fixierte Spulbandstreifen in dem fraglichen Zeitabschnitt zeigt.“
    Fi Lando stand auf und ließ Stylon allein zurück.
    Bald darauf stürzte Fi ins Büro und hielt die Spule in der Hand, hatte einen kleinen Streifen davon abgewickelt. Bevor Stylon etwas sagen konnte, steckte das Band schon am Projektor, und auf einem kleinen Feldschirm waren plötzlich skurrile Zeichen zu sehen.
    Lando redete in einem fort. Stylon hörte zu.
    Auf dem Feldschirm zeigte sich etwas Ungeheuerliches!
    Die Schwingungen, die jeder Mensch ausstrahlte, dominierten!
    Sie gaben dem verworrenen Kurvengebilde dennoch ihren Akzent. Aber damit hörte die Verständlichkeit auch auf. Das Beiwerk an Kurven, an Ellipsen und Parabeln war nichts anderes als der sichtbar gemachte Effekt einer überharten Strahlung.
    „Laß mich einmal in Ruhe überlegen, Fi“, verlangte Stylon.
    „Ich will aber auch überlegen können, Rhet“, protestierte Fi Lando, „vorhin hast du dich ziemlich verworren ausgedrückt und mir gesagt, du hättest vielleicht Besuch gehabt. Ich bekam von dir zwei Zeitangaben. Dieser Streifen ist innerhalb der Zeitspanne bedeckt worden. Du hast nicht nur vielleicht Besuch gehabt, bei dir ist Besuch gewesen. Aber bei dir war kein Mensch, auch kein Bewohner eines anderen Planeten, die wir bisher kennengelernt haben. Und nun bin ich der Meinung, daß du mir zunächst einmal erzählst, was bei dir zu Besuch war. Solange du das nicht getan hast, ist das Bild auf dem Feldschirm bedeutungslos.“
    In knapp formulierten Sätzen berichtete Stylon. Schweigend hörte Fi Lando zu. Als Stylon den Ausdruck ‚Gral-Mutant’ benutzte, ließ Lando so etwas wie ein Erschrecken sehen.
    „… und das kam an, als der Spuk verschwunden war. Ich habe Erhebungen anstellen lassen, doch sie brachten kein abweichendes Ergebnis. Die Nachricht aus dem Wega-System.“
    Lando schwieg immer noch. Stylon drängte ihn nicht. Er kannte diesen Mann gut … dessen Können, dessen gute Eigenschaften und auch die schlechten.
    An Fi Lando war fast alles schlecht. Er intrigierte, war gehässig und nachtragend. Seine abartige Veranlagung war so stark, daß er jeden sehen ließ, welches Vergnügen es ihm bereitete, andere zu blamieren.
    In der ZNK wurde dieser Mensch gefürchtet und gehaßt, und trotz allem war Rhet Stylon bereit, nur ihn ins Vertrauen zu ziehen. Er glaubte erkannt zu haben, warum sich Lando so bösartig gab.
    Dieser Mensch litt unter einem Minderwertigkeitskomplex.
    Stylon war von Anfang an diesem Mann mit gleichbleibender Freundlichkeit entgegengetreten. Dann hatte er eines Tages feststellen müssen, daß Fi Lando so etwas wie Freundschaft geschenkt hatte … eine unaufdringliche, kaum merkbare Freundschaft und dennoch eine, die aus den verstecktesten Winkeln einer mit sich selbst unzufriedenen Natur entstanden

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