Der Gral-Mutant
scharf.
Da gab Fi Lando eine eigentümliche Antwort ab: „Ich weiß es nicht. Es schoß mir plötzlich durch den Kopf. Man hat das schon mal. Vor ein paar Tagen machte ich eine ähnliche Feststellung. Vielleicht lachst du mich jetzt aus, wenn ich dir davon erzähle. Ich mußte folgendes denken:
,Es gibt keine Phantasie. Alles, was wir denken, uns wünschen, uns vorstellen, gibt es irgendwo. Der Mensch kann nicht einmal etwas träumen, das es nicht gibt, oder nie gegeben hat, oder nie geben wird!’
Überleg mal, Rhet, welche furchtbare Bedeutung meine Worte haben könnten, wenn sie den Tatsachen entsprächen. Verschwende einmal fünf Minuten angestrengten Denkens dafür. Und dann versuch eine Parallele zu ziehen … denk an dein Erlebnis mit dem Gral-Mutanten.“
„Nein!“ Rhet schrie Fi Lando an. Er glaubte zu wissen, worauf dieser Mann hinauswollte. „Ich werde weder das eine noch das andere tun. Ich halte weder etwas von deinen unsinnigen Feststellungen und Behauptungen noch von deinem Vorschlag, zu vergleichen. Letzten Endes kommst du mir noch damit, zu behaupten, du hättest dir vor ein paar Tagen so etwas vorgestellt … so etwas wie diesen Gral-Mutanten!“
Dann mußte Rhet Stylon Fi Lando anstarren. Er sah diesen Menschen ohne seine Fehler und häßlichen, minderwertigen Eigenschaften. Er sah das, was hinter all dem Unschönen verborgen lag, und er sah einen schuldigen Menschen.
„Du wirst mich gleich auslachen, Rhet …“ Fi Landos Stimme krächzte, aber sie zitterte nicht. „Ich habe mir vor ein paar Tagen die Mühe gemacht, mir so etwas Ähnliches vorzustellen … darum möchte ich auch morgen dabei sein, wenn du wieder Besuch vom Gral-Mutanten bekommst. Dann kann ich dir sagen, wenn er fort ist, ob es derselbe ist, den ich vor ein paar Tagen mit meinem Denken geschaffen habe.“
„Du willst mit deinem Denken etwas geschaffen haben?“
„Vielleicht, vielleicht aber auch nur herbeigerufen. Rhet, ich weiß es doch nicht! Ich muß ihn erst sehen, den Gral-Mutanten!“
* *
*
Der Gral-Mutant war am nächsten Tag nicht gekommen. Er stellte sich auch nicht am übernächsten ein. Einen Monat später war dieses Erlebnis von Rhet Stylon fast vergessen worden. Eine Hochflut an Arbeit gab ihm kaum noch Freistunden.
Zwischen den Sternen war der Krieg ausgebrochen!
Die Galaktische Föderation gab es nicht mehr. Die lockeren Staatsverbände, zu Sternenreichen zusammengeschlossen, hatten der plötzlichen starken Beanspruchung nicht standgehalten, waren auseinandergebrochen. Die unvorstellbare Leere zwischen den Sternen war eine Todeszone geworden.
Die ZNK war zu einem wichtigen Kriegsinstrument geworden. Mittels ihrer modernsten Einrichtungen konnte sie über die halbe Ausdehnung der Milchstraße jeden Nachrichtenverkehr anzapfen, ihn abhören und jede noch so verschlüsselte Meldung in Minutenfrist dechiffrieren. Das am besten gewahrte Geheimnis zwischen den Sternen stand in der ZNK auf der Erde … ein kleiner, kaum fußgroßer Apparat, verborgen hinter unzerstörbarer Metallverkleidung, geschützt durch superstarke Kraftfelder, und es war eine Konstruktion von Fi Lando … ein unscheinbares Gebilde unter den vielen tausend komplizierten Geräten und Apparaturen und doch das Aggregat, das auf seinem Gebiet besser denken konnte, präziser arbeitete und schneller jede Lösung erbrachte als das besteingespielteste Team ausgesuchter Spezialisten.
Jede Nachricht, auch wenn sie im Klartext gesendet worden war, durchlief erst dieses Gerät. Es entschlüsselte. Die kompliziertesten Kodes waren ihm kein Problem. Darujn war die Zentrale Nachrichtenkontrolle für die Erde so wichtig.
Weshalb es Krieg zwischen den Sterben gab?
Rhet Stylon hätte darauf eine Antwort geben können. Er hatte diese schreckliche Entwicklung von einem bestimmten Tag an vorausgesehen. Drei Wochen lag dieser eine Tag zurück. Plötzlich hatten die eigenartig konstruierten Antennen in der ZNK einen Sturm von Meldungen aufgefangen. Harmlose Passagier-Raumer wurden überfallen.
Privatschiffe der Erde, der Galaktischen Föderation, der Sternenreiche, kreuzten plötzlich die Bahnen bewaffneter P-Boote. Es kam zu kurzen Gefechten. Kurz deshalb, weil die Raumer dem gnadenlosen Kampf mit den Privatbooten nichts entgegenzusetzen hatten. Aber es blieb ihnen noch Zeit, einen verzweifelten Notspruch abzusenden. Dann waren die Enterkommandos an Bord. Dann wurden die Passagierschiffe vom Kurs
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