DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde
Abrupt wandte er sich an Maianthe. »Vorwärts, Ihr kommt mit. Eine Entschuldigung ist angemessen, wenn der Safiad dadurch besänftigt wird, aber wenn Euer König eine weitere Zeitspanne für meinen Sohn als Geisel an seinem Hof verlangt, werdet Ihr ihm erklären, dass er mir dankbar sein sollte!«
Maianthe konnte das kaum ablehnen.
Iaor Safiad hielt sich im Sonnengemach des großen Hauses auf und saß auf einem großen, schweren Stuhl, dessen Beine und Rückenlehne mit kunstvollen Schnitzereien verziert waren. Normalerweise stand dieser Stuhl in Bertauds persönlichen Räumen, aber es überraschte Maianthe nicht, dass der König ihn beanspruchte, denn das Sitzmöbel sah tatsächlich sehr nach einem Thron aus. Besonders angesichts der Haltung, mit der Iaor darauf saß: nicht steif, wohl aber aufrecht; und die Hände ruhten auf den Endknöpfen aus poliertem Messing, in denen die Armlehnen ausliefen. Andere Stühle standen in der Nähe, aber keiner davon sah einem Thron ähnlich, und niemand saß auf irgendeinem davon. Wachsoldaten standen neben der Tür, starrten aber nur stur geradeaus; sie wahrten die förmlichste, starrste Haltung, die nur denkbar war, und schienen den Arobarn nicht einmal zu sehen. Oder Maianthe, die sich nervös in dessen Schatten hielt. Sie wusste gar nicht, warum sie eigentlich nervös sein sollte, es sei denn, die Nervosität des Arobarn hätte sich während des Ritts zum großen Haus auf sie übertragen.
Nur eine einzige andere Person hielt sich beim König auf: Erich. Prinz Erichstaben Taben Arobarn stand zur Linken des Königs, den Rücken aufrecht, das Kinn angehoben und das Gesicht ausdruckslos. Der Arobarn blieb stehen, als er Erich erblickte. Sein Blick fiel zuerst auf das Gesicht seines Sohnes, nahm dann seine ganze Körpergröße und Schulterbreite mit lautlosem Erstaunen auf und hob sich wieder zum Gesicht, wobei er eine unausgesprochene, aber unverkennbare Sehnsucht ausdrückte.
Erich hob das Kinn einen halben Zoll höher und erwiderte den Blick des Vaters einen kurzen, angespannten Augenblick lang. Dann wandte er seine Augen wieder vom Arobarn ab, als überforderte es ihn auf einmal, diesen intensiven Kontakt aufrechtzuerhalten. Er blickte stattdessen Maianthe an und versuchte zu lächeln, aber dieser Versuch war nicht überzeugend, und er gab ihn sogleich wieder auf.
Das Echo hinter der Anspannung im Raum war so machtvoll, dass Maianthe es nur schwer ertragen konnte. Sie blieb stehen, kaum dass sie durch die Tür getreten war, und versuchte einfach nur, gleichmäßig zu atmen. Sie hoffte, dass man sie nicht auffordern würde, irgendjemandem irgendetwas zu erklären.
Es überraschte Maianthe nicht, dass der König Erich bei sich hatte. Überrascht war sie jedoch davon, wie sehr der Prinz seinem Vater ähnelte. Erich hatte zwar nicht ganz das Gewicht seines Vaters, aber die gleiche Körpergröße. Auch die Mienen beider ähnelten einander, und sie standen sogar mit dem gleichen aufrechten Stolz da. Maianthe war noch gar nicht deutlich geworden, wie sehr sie einander ähnelten, bis sie die zwei hier erblickte: beide zusammen und bei gutem Licht.
Endlich wanderte der Blick des Arobarn, als kostete es ihn Mühe, zu Iaor Safiad. Er trat mit schweren Schritten vor und blieb in einem geziemenden Abstand vor König Iaors Stuhl stehen, die Hände in den Gürtel gehakt. Maianthe konnte seine Miene jetzt nicht mehr deuten. Nichts war einfach oder freundlich an der Art, wie sich die beiden Könige gegenseitig ansahen. Maianthe glaubte fast, das Klirren von Schwertern zu vernehmen, als sich die Blicke beider begegneten.
In der grimmigen Stimme des Arobarn schwang Ironie mit, als er sagte: »Nun, Iaor Daveien Behanad Safiad, ich finde, das zweite Mal ähnelt sehr dem ersten. Vielleicht trete ich irgendwann mal in einer anderen Funktion vor Euch als in der eines Bittstellers.«
Zorn klang bei Iaor Safiad durch, als er entgegnete: »Vielleicht sucht Ihr irgendwann einmal Farabiand auf, ohne ein Heer im Rücken zu haben.«
Also hatten alle anderen recht gehabt, wie Maianthe erkannte, und sie Unrecht. Sie verlor jegliche Zuversicht.
Der Arobarn senkte jedoch den Blick wie jemand, der ein Schwert niederlegte. »Ja. Ich hatte nicht den Wunsch, Euch zu kränken. Ich hatte jedoch erwartet, dass Ihr gekränkt sein würdet. Ihr wart geduldig. Und großmütiger, als irgendjemand hätte erwarten können.«
»Ihr habt mir kaum eine andere Wahl gelassen.«
»Ihr hattet jede Wahl. Ihr habt diese
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