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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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die du brauchtest, um die Ordnung der Welt neu zu schaffen.Oder so habe ich es verstanden. Ich habe gehört, dass du eine Gabe in dir selbst gefunden hast, die nichts anderem in der Welt ähnelt.« Er fasste sie sacht an die Wange und lächelte. »Meine kleine Cousine!«
    Maianthe war verlegen. »Ich … ich war es im Grunde nicht. Ich habe nur das getan, was sich mir als Möglichkeit eröffnete. Tan war viel tapferer. Jos war sehr tapfer. Und …« Sie brach ab.
    »Ich bin mir völlig sicher, dass es Kairaithin freute zu wissen, dass der von seinem Tod hervorgerufene Wind stark genug sein würde, um jeden anderen heraufziehenden Sturm zu überwältigen. Er war stets … Von jeher zeigte er sich entschlossen, in allen Dingen seinen Willen zu bekommen. Und er hatte fast immer Erfolg. Am wichtigsten ist … dass er es auch am Ende hatte.«
    Maianthe nickte. Zögernd fragte sie: »Haben die Greifen … Wurde eine Zeremonie durchgeführt?«
    »Nicht so, wie wir solche Dinge verstehen.« Bertaud zögerte; dann fasste er sie am Arm und forderte sie auf, mit ihm zu gehen. »Kes hat mir erzählt, der rote Staub wäre durch mein ganzes Haus und durch meine Gärten und Ländereien geweht, und sie entzündete ein Feuer für mich. Ein Gedächtnisfeuer, das niemals erlöschen wird … Wenn es dir nichts ausmacht, Maia, dachte ich, dass wir es neben Tefs Grabstein brennen lassen.«
    Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie musste zweimal ansetzen, ehe sie darauf erwidern konnte: »Ich denke, das wäre die perfekte Stelle dafür.«
    Sie gingen Seite an Seite in den Garten. Als sie dann zwischen den Gedenksteinen von Generationen standen, kippte Bertaud feierlich ein einzelnes Stück Glut aus einem kleinen irdenen Krug neben Tefs niedrigen, geschliffenen Grabstein. Das Stück Glut flackerte zweimal, und einen Augenblick lang fürchtete Maianthe, es ginge vielleicht aus, aber dann krochen richtige Flammen daraus hervor und brannten blass im Licht des Nachmittags. Innerhalb weniger Augenblicke brannte auf dem Kies neben dem Grabstein ein handgroßes Feuer.
    »Er ritt auf einem Wind eigener Wahl«, sagte Bertaud leise. Er stand noch einen Moment lang da und starrte auf das Feuer hinab. Dann wandte er sich davon ab.
    Schweigend kehrten sie ins Haus zurück. Es sah auf einen flüchtigen Blick hin genauso aus wie vor einem Monat. Schaute man jedoch genauer hin, entdeckte man die Spuren von Kämpfen an den Türen und Fensterläden und in der Gartenerde … Die echten Narben blieben jedoch unsichtbar. Für sie alle.
    Maianthe brach schließlich das Schweigen und fragte: »Wie ging es Kes, als du sie verlassen hast?«
    Bertaud blickte zu ihr hinab und lächelte leise. »Gut, denke ich. Oder recht gut. Natürlich trauerte sie. Sie trauern schließlich um die, die sie verlieren. Und sie ist beschäftigt. Sie hilft Gerent und Tehre bei der Wiederherstellung des Walls. Jetzt, wo die Ordnung der Welt massiv verankert ist, erscheint ganz unvorstellbar, dass der Wall jemals Risse hatte, bis man die Bruchstücke sieht, die überall in der Wüste und den Bergen verstreut liegen.«
    »Sie stellen ihn wieder her?«, fragte Maianthe überrascht.
    »Feuer und Erde sind einander weiterhin fremd, wenn auch nicht mehr feindlich gesinnt. Außerdem sagte Tehre, sie könnte es nicht ertragen, den Wall in Trümmern liegen zu sehen. Diesmal bauen sie ihn jedoch mit einem Tor. Als ich aufbrach, erklärte Tehre gerade alles über die verschiedenen Möglichkeiten, Tore zu bauen, und warum Bögen Architraven überlegen sind oder etwas in dieser Art. Ich gestehe, dass ich nicht sonderlich aufgepasst habe.«
    Maianthe lächelte.
    »Kes ist so schön wie eh und je und kein bisschen menschenähnlicher. Irgendwie jedoch … weniger fremdartig. Es ist seltsam, sie in Gesellschaft Gerents zu sehen. Sie erinnern sich an die Abneigung von früher, und doch scheinen sie nicht mehr zu wissen, wie diese Empfindung sich angefühlt hatte. Ich denke, sie könnten mit der Zeit sogar Freunde werden. Kes ist jetzt die mächtigste Feuermagierin der Welt, kann ich mir vorstellen.«
    Es hätte Maianthe verblüfft, etwas anderes zu erfahren. Sie nickte.
    »So wurde sie die Herrin des Wechselnden Windes. Das hätte Kairaithin gefallen, denke ich. Sein Humor war nicht dem eines Menschen vergleichbar, aber er hätte die Ironie zu würdigen verstanden. Und … Ich werde Tastairiane Apailika niemals mögen. Und er wird niemals viel guten Willen gegenüber irgendeinem Geschöpf der Erde

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