Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)
angedeuteter Pfade verliefen kreuz und quer durch ein breites, sumpfiges Tal. Wir entschieden uns für ei nen davon und schleppten uns weiter in der Hoffnung, dass er uns irgendwohin führen würde, bis wir ein einsames Haus an einem bewaldeten Bach erreichten. Ein alter Mann lehnte an einem höl zernen Gatter und beäugte uns misstrauisch.
„Ist das der Weg nach Cochasquí?“, fragte ich. „Si“ , nickte der alte Mann weise. Also waren wir wenigstens auf dem richtigen Weg. „Wie weit ist es nach Cochasquí?“ „Si.“ „Haben Sie eine Uhr?“ „Si.“ „Wie spät ist es, bitte?“ „Si.“ „Ist das der Weg nach Otavalo?“
Der alte Mann schwieg eine Weile, um diese Frage zu überden ken, und nickte dann wieder. Ich gab auf. Wir marschierten weiter. Nach einer Weile kamen uns drei Männer und ein Junge auf unserem Pfad entgegen, wahrschein lich auf dem Rückweg von der Feldarbeit. Alle hatten Mache ten. Ich war es nicht gewohnt, Leuten zu begegnen, die etwas so Großes, Scharfes und Tödliches wie eine Machete bei sich trugen. In London passiert mir das eher selten.
Melissa war es auch nicht gewohnt. „Schnell, gib mir dein Ta schenmesser“, forderte sie. „Was nützt ein Taschenmesser gegen drei Männer mit Mache ten?“, fragte ich. „Dir passiert schon nichts. Sie vergewaltigen Frauen, weißt du“, antwortete Melissa. „Gib’s mir einfach.“ „Ich verstehe immer noch nicht, was ein Taschenmesser nützen würde“, beharrte ich. „Es würde mir mehr nützen als du.“
Melissa hatte gerade erst einen schrecklichen Bericht über ei nige Bergleute in Kolumbien, oder vielleicht auch in Venezuela, gelesen. Die sexuell ausgehungerten Männer, die im abgelegenen Dschungel festsaßen, hatten eine Prostituierte in ihr Camp be stellt und sie dort vergewaltigt. Dann hatten sie sie geköpft um zu verhindern, dass sie zur Polizei ging.
„Sie können mich töten, aber sie werden mich nicht vergewal tigen“, schwor sie. Die Männer waren offenbar überrascht, uns zu sehen, und fragten, wohin wir gingen. Ich erklärte es ihnen in gebrochenem Spanisch. Unter ihrer Jacke umklammerte Melissa das Taschen messer. Aber die Männer machten keine Anstalten, uns zu ver gewaltigen oder zu köpfen. Stattdessen führten sie uns zu einem kleinen Dorf, wo sie sich verabschiedeten.
Ein kleines Gebäude am Dorfplatz hatte ein Schild, auf dem „Busstation“ stand. Wir gingen rein. „Wann fährt der Bus nach Otavalo?“, fragte ich. „Am Dienstag“, antwortete die Frau hinter dem Schreibtisch ohne aufzusehen. Heute war Sonntag. Stattdessen organisierten wir einen teuren Taxi-Service mit dem einzigen Auto im Dorf, nachdem wir seinen Besitzer endlich dazu überredet hatten, mit dem Polieren aufzuhören. Wir waren über 20 Meilen vom Kurs abgekommen. Nicht schlecht für eine dreistündige Wanderung.
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Die Tollwut - Impfung
Zurück in Quito beschlossen wir in einem Anfall von Traveller- Paranoia, eine Tollwut-Impfung machen zu lassen. Die Impfung verlängert die Zeit, die man hat, um nach einem Biss ein Kran kenhaus zu erreichen, von einem Tag auf eine Woche, was man beim Trekking in abgelegenen Gebieten zumindest in Betracht ziehen sollte. Wir gingen ins amerikanische Krankenhaus. Wie es das ecuadorianische Gesundheitssystem erfordert, kauften wir die Medizin vorher. Wir erhielten eine einzelne Flasche für zehn Impfungen und warteten auf den Arzt, einen Amerikaner, der den beruhigenden Namen Dr. Ringenberg trug. Ein ecuadoria nischer Arzt kam vorbei.
„Ich kann die Injektion machen“, bot er an und griff nach der Flasche für zehn Injektionen. „Wer will zuerst?“ „Das reicht für zehn Leute“, betonte ich. „Aber das ist nur eine Flasche“, entgegnete der Arzt irritiert. Wir beschlossen, auf Dr. Ringenberg zu warten.
Kapitel 2
Peru : Busse , Bimbos und Banditos
„Im Jahre 1531 reiste ein weiterer großer Verbrecher mit einer An zahl Männer in die Königreiche Perus … In krimineller Weise mordete und plünderte er seinen Weg durch die Region, wobei er Dörfer und Städte dem Erdboden gleich machte und die Einwohner auf kaum vor stellbare, barbarische Weise abschlachtete oder sonstwie quälte.“ Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder
Bartolomé de las Casas (1552)
Die Karate - Frau
Drei Wochen vor meiner geplanten Abreise aus England hatte ich immer noch
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