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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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wieder nach London, wo fast sofort Gebärmutterhals krebs bei ihr diagnostiziert wurde. Der Arzt sagte, sie würde eine  Chemotherapie und vielleicht eine Operation brauchen. Stattdes sen gab sie das Heroin völlig auf und begann ein Intensivpro gramm mit Heilkräutern, Diät, alternativen Therapien und Medi tation. Als sie sechs Monate später wieder zum Arzt ging, stand er  vor einem Rätsel. Der Krebs war völlig verschwunden.
    Sie traf Peter, den Kampfsportlehrer, und half ihm, seine Schule  aufzubauen. Sie machte sich mit ihrem Charme und ihrem leb haften Temperament nützlich, machte Werbung, hieß Neuein steiger Willkommen und beantwortete endlose Telefonanfragen.  Peter benutzte sie hingegen als Crash-Test-Dummy, indem er  sie über Holzböden unterschiedlichster Gemeindezentren warf,  um seinen Gruppen die Manöver zu demonstrieren. Im Sommer  schleppte er sie auf alle möglichen Berge und Gletscher. Im Win ter ging er mit ihr in Schottland klettern. Nun war sie nicht mehr  das „Junkie-Girl“, sondern die „Karate-Frau“. Nachdem sie sechs  Jahre lang sechs Stunden täglich trainiert hatte, waren ihre Bewe gungen stark und anmutig, und sie leitete selbständig Gruppen kurse und -seminare.
    Peter hatte einen verschworenen kleinen Kreis von Anhängern  um sich geschart. Sie trainierten gemeinsam, lebten gemeinsam,  gingen gemeinsam aus – und verbrachten ihre Ferien miteinan der in dem Zentrum in Wales, das Peter und Melissa aufgebaut  hatten. Es war ein typischer kleiner Vorstadt-Kult. Diese Gruppe  war Melissas einziger Kontakt gewesen, seit sie aus Hong Kong  zurückgekehrt war. Sie kannte sonst gar nichts. Sie kannte sonst  niemanden.  „Zu diesem Zeitpunkt“, sagte sie, „entdeckte ich, dass Peter mei ne Freundinnen bumste.“
    Aber Peter hatte seinen eigenen unverwechselbaren Stil ent wickelt. Es gab sonst keine so inspirierenden, dynamischen Leh rer. Wenn sie Peter verließ, gab sie alles auf: Ihr Training, ihre  Freunde, ihr Zuhause.
    Es war eine schwere Entscheidung.
    Und ausgerechnet sie dachte, ich wäre etwas merkwürdig.  „Immerhin habe ich in meinem Leben schon etwas gemacht“,  sagte sie. „Du bist immer nur mit deinen Büchern beschäftigt.“  Melissa sagte mir immer wieder, dass wir völlig inkompatibel  wären.  „Ich bin ein Löwe und du bist ein Zwilling. Du bist ein Hase,  was OK ist. Aber Du hast nur Luft vorzuweisen, nichts als Denken  und Worte ohne Gefühle. In chinesischer Medizin bist du negati ve Energie, was bedeutet, dass du unentschlossen bist und einem  die Kraft aussaugst, wie ein Waschlappen. Dein Geburtstag ist au ßerdem am neunzehnten – neun plus eins bedeutet, dass du eine  Nummer eins bist.“
    „Du bist voller Nummer zwei“, entgegnete ich, nicht ganz  glücklich damit, ein Waschlappen genannt zu werden. Melissa  glaubte an Horoskope, chinesische Astrologie, Zahlenmystik, Ta rot, I-Ching und Feng Shui.  „Aber“, behauptete sie, „ich kann dieses ‚finde die Göttin in dir‘  New Age Zeug nicht ausstehen. Einmal ging ich zu einem Hexen zirkel, irgendwo auf den South Downs. Diese Frauen redeten alle  über die Natur und die Erde. Also schlug ich vor, in den Wald zu  gehen. Sie sahen mich angsterfüllt an. Eine von ihnen sagte: ‚Aber  wir können nicht rausgehen. Es ist dunkel!‘ Alles, was sie tun  wollten, war Kiffen und sich gegenseitig an die Titten grapschen.  Naja, sie hatten auch schöne Brüste. Jedenfalls, soviel zur Natur verehrung. Obwohl, wenn du es wissen willst, mein Göttinnen- Archetyp ist Aphrodite, die für die Sinnlichkeit steht.“
    „Es ist schon merkwürdig“, sagte sie kurz vor unserer Abreise.  „Ich hatte vor rund 18 Monaten mein Horoskop machen lassen,  nachdem ich mich von Peter getrennt und bevor ich dich kennen gelernt hatte. Die Frau, die es erstellte, sagte mir, dass ich verrei sen würde. Damals hatte ich nicht erwartet, dass wir irgendwohin  gehen würden, aber wir sind schon in Israel, Ägypten, Frankreich  und Spanien gewesen, und jetzt reisen wir durch einen Haufen  südamerikanische Länder.“  „Sehr interessant“, sagte ich ohne zuzuhören. Ich glaubte nicht  an Horoskope, außer als Möglichkeit, Mädchen anzumachen.  „Was hat sie dir sonst noch gesagt?“  „Jemand wird sterben, der mir sehr nahe steht“, entgegnete sie.
    ✷ ✷ ✷
Zwei fette Damen
    Mit ihrer olivbraunen Haut und ihren langen dunklen Haa ren hätte Melissa selbst eine Südamerikanerin

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