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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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man.
    Hier kennt man keine Zimperlichkeiten: Man wartet nicht auf  eine freie, übersichtliche Strecke und achtet auch nicht auf den  Gegenverkehr. Schließlich müssen wir alle einmal sterben. Oder?  Otavalo, zwei Stunden nördlich von Quito gelegen, schmiegt  sich in eine dichtbevölkerte, fruchtbare ländliche Region mit  Seen und Vulkanen, deren Hänge in Parzellen von grünen Feld ern aufgeteilt sind. Die Stadt selbst ist für ihren Markt berühmt.  Die Händler kommen aus ganz Südamerika und bieten jedes  denkbare Souvenir von Jademasken und Ölmalereien bis hin zu  Haschischpfeifen und Hippie-Schmuck an.
    Vor allem aber ist der Markt bekannt für die eigenen Produkte  der Otavalo-Indianer: Ihre Teppiche, Tücher, Pullis und Ponchos  aus Alpaca-Wolle haben sie zu einer der wirtschaftlich erfolg reichsten indigenen Gruppen Südamerikas gemacht. Die Mäd chen, klein und mollig, tragen rot-schwarze Röcke, erlesene wei ße Schnürhemden und goldene Halsketten. Stolze junge Männer  fixieren einen mit einem gleichmäßigen, direkten Blick. Ihr Haar  ist pechschwarz und zu einem langen Pferdeschwanz gebunden,  wie bei den tapferen Indianern im Western.
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Mama Rosita ' s
    Das Cafe unserer Wahl, Mama Rosita’s, war ein typisch ecua dorianisches Fresslokal, das zur Straße hin offen war. Es bestand  aus vier Tischen, schmuddeligen Wänden mit alten Postern und  einem Schild in Englisch, das „Mama Rosita’s weltberühmte  Pfannkuchen“ anpries. Die Küche war eine fettige Nische im hin teren Teil des Raums.  Die gleichnamige Wirtin wurde von zwei der kleinsten Frauen  unterstützt (und noch öfter behindert), die ich je gesehen hat te. Da wir in Otavalo gewesen waren, hatten wir bereits ein paar  besonders kleine Leute gesehen (die meisten Ecuadorianer sind  sowieso ziemlich kleinwüchsig).
    Vielleicht waren sie das Ergebnis irgendeines genetischen De fektes, da die meisten auch zurückgeblieben zu sein schienen. Sie  standen hier ganz unten in der Hackordnung und dienten als  (zweifellos billigerer) Ersatz für Esel. Männer, die gerade mal 1,50  Meter groß waren, schwankten unter Doppelbetten oder Klei derschränken vorbei, die von einem Band gehalten wurden, das  sie quer über die Stirn und hinten um die Last gelegt hatten. Es  handelte sich um eine Tragevorrichtung aus der Zeit vor der spa nischen Eroberung namens Tumpline .
    Wir konnten sogar noch im Sitzen über die Köpfe von Rosita’s  Assistentinnen hinwegsehen. Die beiden Frauen schwirrten  im Raum herum, warfen Gegenstände um und brachten Din ge durcheinander, bis Rosita sie vor Verzweiflung anschrie. Sie  schickte eine von ihnen los, um etwas zu besorgen (z.B. Salz von  einem benachbarten Geschäft), nur damit sie mit der falschen  Sache zurückkehrte. Dann schimpfte Rosita sie wieder aus, wäh rend ihre Freundin hinter Rositas Rücken dumme Grimassen zog  – um dann wieder unschuldig ins Leere zu sehen, wenn sie sich  umdrehte. Beide Frauen waren um die fünfzig.  Rosita selbst war eine freundliche, mütterliche Frau, die immer  darauf bedacht war, uns zu erklären, was wir aßen. Vielleicht hät ten wir es bevorzugt, es nicht zu wissen, denn ihre Spezialitäten  waren anscheinend entweder die gekochte Haut oder Magen wand von Kühen. Glücklicherweise wurden diese nicht allzu ver lockenden Delikatessen mit Suppe, Reis, Kartoffeln, gebratenen  Bananen, Avocados und einem Glas mit Wasser verdünntem  Obstsaft serviert. Daraus setzt sich eine normale Mahlzeit zusam men, die mal als Almuerzo (Mittagessen), mal als Cena (Abendessen) oder einfach als Comida (Essen) bekannt ist. Es ist in ganz Südamerika so ziemlich dasselbe. Nur die Herkunft des Fleischklumpens variierte und erreichte gelegentlich die luftigen Höhen  von Huhn oder Fisch. Von den weltberühmten Pfannkuchen gab  es keine Spur.
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Der Tiermarkt
    Samstag war Markttag in Otavalo. Eigentlich gab es in Otavalo  drei Märkte. Während die Touristen auf der Plaza ihre Alpaca- Teppiche und Ponchos kauften, drängten sich die Einheimischen  auf den Markt am anderen Ende der Stadt, um Essen, Jeans und  Metallica-T-Shirts zu kaufen. Und schließlich gab es da auch  noch den Tiermarkt. Auf einer grasbewachsenen Lichtung am  Stadtrand inspizierten scharfäugige Bauern in Begleitung ihrer  bodenständigen und strengblickenden Ehefrauen eine Auswahl  Kühe, Schweine, Pferde und Esel. Die Tiere wurden Stück für  Stück verkauft und

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