Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)
Krischnamurti und T’ai Chi abfahren?“, fragte ich. „Die Rückkehr Saturns muss nicht Reife bedeuten. Sie bedeutet nur, dass sich etwas ändert. Wer weiß was. Aber irgendetwas wird geschehen.“
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Die Nacht
Unsere Plattform, umfangen von der Dunkelheit. Eine einzelne Kerze brennt. Ihr intimes Licht definiert unsere kleine Welt – Moskito-Netze, Schlafsäcke, Bücher, Kleider, Motten, die um die flackernde Flamme rasten, Insekten, die im heißen Wachs klebten. Die erhöhte Plattform erscheint einem wie ein Schiff, das leiste durch den Wald segelt und zwischen die schattigen Umrisse der Bäume und Pflanzen schlüpft. Ich lausche der hypnotisierenden Musik unsichtbarer Vögel und Frösche. Laureano und Delfin unterhalten sich leise auf der anderen Plattform; in der Ferne höre ich krachende Geräusche der Arbeiter, die jenseits des Flusses die Ölstraße reparieren.
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Verdammtes Öl
„Am Petroleum, wie auch am Kaffee und Fleisch, verdienen rei che Länder mehr, indem sie es verbrauchen, als arme Länder, in dem sie es produzieren.“ O pen Veins of Latin America, Eduardo Galaeno
Seit 1972, als der erste Bohrturm des Oriente in der Nähe von Dureno selbst entstand, sind über 1,5 Milliarden Tonnen Rohöl ex portiert worden; seither ist Öl zu Ecuadors wichtigstem Exportgut geworden. Ecuadors Regierung fördert die Ölproduktion, als wenn sie das wirtschaftliche Allheilmittel des Landes wäre. Allheilmittel? Wohl kaum. Die meisten Profite gehen sowieso an US-Firmen; in der Zwischenzeit sind Ecuadors Auslandsschulden in schwindeler regende Höhen geschossen, und die Einwohner sind ärmer gewor den: Heute leben 67 Prozent der Ecuadorianer in Armut – 1975 waren es nur 47 Prozent gewesen. 27
---27 Die Armutsstatistik stammt aus Judith Kimerlings Buch Oil, Lawlessnes and Indigenous Struggles in Ecuador’s Oriente , in Green Guerillas , herausgegeben von Helen Collinson. Weitere Informationen in Judith Kimerling, Amazon Crude.
Die erste echte Untersuchung über die Auswirkungen des Öls auf die Umwelt im Oriente wurde 1989 von Judith Kimerling durch geführt. Sie berichtete, dass jede Woche 10.000 Gallonen Öl und 30 Millionen Gallonen unbehandelten Giftmülls verschüttet oder absichtlich abgelagert werden. Seit Beginn der Ölproduktion ist die Hauptpipeline mindestens 27 Mal gerissen; 16,8 Millionen Tonnen Rohöl sind in die Flüsse und den Waldboden gesickert – mehr als aus der Exxon Valdez ausgelaufen war.
Wenn überhaupt, wurde nur wenig davon ordentlich gereinigt. Das ist noch nicht alles. Die Ölfirmen bauen Straßen, über die Siedler aus den Anden und von der Küste hereinkommen. Die Regierung wirbt um Siedler und verspricht ihnen „leeres“ Land im Oriente, um es zu bebauen. Wie die USA beim Drogenproblem versäumt es auch die ecuadorianische Regierung bei der Land verteilung, das eigentliche Problem zu lösen – in diesem Fall das politische Problem der Neuverteilung des Landes im Hochland.
Sie ignoriert auch das Problem, dass im Wald schon Menschen leben. Die Siedler, die nur die landwirtschaftlichen Techniken des Hochlandes oder der Küste kennen, roden das Land für Ackerbau und Viehzucht. Der Boden im Amazonasgebiet ist aber nährstoffarm. Wenn man die stabilisierenden Wurzeln der Bäume entfernt, wird der dünne Nährboden vom heftigen Regen weggespült. All das hat die Waldbevölkerung schwer belastet. In Ecuador gibt es heute nur noch 600 Cofan, plus vielleicht 2000 jenseits der Grenze in Kolumbien. Die benachbarten Siecoya, Siona, Huaorani und Achuar beziffern sich jeweils nur auf ein paar hundert. Unter den Amazonas-Stämmen Ecuadors stehen lediglich die Shuar und die Quechua nicht unmittelbar vor der Auslöschung.
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Liebeshengst
„Ist dir bewusst“, sinnierte Melissa, „dass ich dein ständiges Gequatsche von Politik, Öl und solchem Zeug nur deshalb aushalte, weil du so ein prächtig bestückter Liebeshengst mit einer fantastischen Technik und Ausdauer bist und mich auf größere Höhen der Ekstase treibst als jeder Mann oder jedes Tier meines Lebens, mit Ausnahme einiger größerer Exemplare der Familie der Kameloide.“ (Oder sagte sie: „Halt deine verdammte Klappe, du Mini-Pimmel?“ Ich hab‘s vergessen.)
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Der Baum des Schamanen
Delfin führte uns zu einem besonderen Baum. Er hatte tiefhängende Äste, wie eine Weide, die einen höhlenartigen Hohlraum bildeten. Er sagte, dass der alte
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