Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
Vom Netzwerk:
ein viel größeres Gebiet besiedelt, waren aber von Latino-Siedlern und Marimbos (Drogenproduzenten) sowie durch Kämpfe zwischen der Guerilla und der Armee immer tiefer in die Sierra abgedrängt worden. Und selbst hier wurden sie nicht in Ruhe gelassen, da Missionare darauf bestanden, ihre Seelen zu retten. 
    1982 hatten die Arhuacos entschieden, dass es ihnen reichte. Sie warfen die Missionare hinaus und gaben ihrem Dorf seinen ursprünglichen Namen zurück. Aber ihre Probleme verschwan den davon nicht aus der Welt. Im Jahre 1990 reisten drei Mamos (Alte) der Arhuaco nach Bogotá, um gegen Übergriffe der Armee zu protestieren. Sie wurden von Soldaten angehalten, vom Bus gezerrt, gefoltert und ermordet – eine Handlung, die deutlich be wies, dass ihr Anliegen gerechtfertigt war.  
    In einer Untersuchung wurden zwei Offiziere einer regionalen Bataillon angeklagt. Keiner von beiden wurde bestraft. 34
    ---34  Quelle: Newsletter von Survival International, Nr. 32, 1993. Es handelte sich um Luis Napoleon Torres, Angel Maria Torres und Antonio Hugues Chaparro.  
    Nabusímake zu erreichen erwies sich als schwieriger als erwar tet. Wir nahmen einen Bus in die quirlige Stadt Valledupar in den trockenen Weideebenen von Los Llanos am Fuß der Sierra. Es handelt sich um eine arme, selten besuchte, entlegene Region, die vor allem für ihre Musik bekannt ist – eine ungehobelte kolum bianische Country-Musik, die Vallenato heißt – sie besteht aus  lärmendem Gesang und Akkordeon-Musik mit Volltempo. Wir verbrachten die Nacht in Valledupar. Es gab kaum eine Grund, hier zu verweilen: Das einzig Interessante, was ich sah, war ein Strommast, an den rund fünfhundert Kabel illegal angeschlossen worden waren. Ich weiß nicht, warum ich mich gerade an diesen erinnern kann, denn das ist eigentlich in ganz Südamerika ein gängiger Anblick. 
    Von Valedupar aus fuhren wir mit einem Land Rover, einem Colectivo (Sammeltaxi) nach Pueblo Bello in die Berge am Fuß der Sierra. Die Stadt hatte ihren Namen nicht wirklich verdient: Sie bestand aus einer langen, staubigen Straße, die von ein paar schäbigen Läden flankiert war. Sie unterschied sich kaum von anderen Orten mit Pionier-Flair, in denen die Männer Cowboy- Hüte trugen.  
    In Pueblo Bello sahen wir unsere ersten Arhuacos. Sie waren die umwerfendsten Menschen, die wir jemals gesehen hatten. Hochgewachsen, mit fließendem langem Haar gingen sie mit beinahe arroganter, geringschätziger Mine die Straße entlang. Sie waren so gekleidet wie ich mir immer die angelsächsischen und keltischen Briten vorgestellt hatte – mit Ledersandalen, langen Tuniken, schweren, ungefärbten Wollhosen und einem kurzen Schwert in einer Lederscheide am Gürtel. Die Arhuacos bezeich nen sich selbst als „ältere Brüder“, während sie die übrigen Men schen als „jüngere Brüder“ ansehen.  
    Sie betrachten es als ihre Pflicht, sich um ihre „jüngeren Brü der“ zu kümmern: Diese betrachten sie als Kinder, die keine Ahnung haben, wie man richtig leben muss. Schmutzige Sied ler-Städte wie Pueblo Bello konnten sie in ihrer Einstellung nur bestärkt haben. 
    Von Pueblo Bello aus war es eine Fahrt von drei Stunden nach Nabusímake. Oder ein achtstündiger Marsch. Alle drei oder vier Tage fuhr ein Jeep; es hieß, dass morgen einer fahren sollte. Ein junger Engländer namens Robert, aus Devon, wohnte mit seiner kolumbianischen Frau Marcela in unserer Pension. Sie hatten sich kennengelernt, als er Chefkoch in einem Hotel in Cartagena gewesen war. 
    Wir unterhielten uns gerade mit ihnen, als vier Männer here inkamen – ein junger Kolumbianer und drei ältere Gringos . Der Kolumbianer stolzierte selbstzufrieden einher. Er stellte sich vor. „Ich bin Raphael. Ich bringe diese kanadischen Touristen mor gen nach Nabusímake. Wenn ihr eine Mitfahrgelegenheit braucht, kümmere ich mich darum.“ 
    Wir unterhielten uns mit den Kanadiern. Sie waren nette Kerle vom Land. Zwei von ihnen, Pierre und Jean, waren Frankokana dier. Der dritte hieß Randy. Er war ein Hinterwäldler mit einem langen, schlaffen Schnurrbart und einem weinerlichen, hinter wäldlerischen Näseln. Er sah aus und redete wie der Zeichen trick-Cowboy, der es nie schafft, Bugs Bunny zu erschießen. Sie alle waren zum ersten Mal außerhalb von Kanada und empfan den das als einen gewissen Schock. Ich fragte sie, wie es sie aus gerechnet nach Kolumbien verschlagen hatte, denn das erschien mir eine mutige Wahl für die erste Reise

Weitere Kostenlose Bücher