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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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in Algebra II durchkommt) nächstes Jahr hinwollen. Jocelyn sagt zu Bennie, Wenn du diesen Trottel auf die Bühne lässt, gibt es eine Katastrophe.
    Das werden wir ja sehen, sagt Bennie und schaut auf seine Uhr, als ob er nachdenkt. In zwei Wochen, vier Tagen, sechs Stunden und ich-weiß-nicht-wie-vielen Minuten.
    Wir starren ihn an und verstehen nur Bahnhof. Dann sagt er es uns: Dirk Dirksen vom Mab hat angerufen. Jocelyn und ich kreischen los und fallen Bennie um den Hals, und solange ich seinen Körper halte, fühlt es sich an, als würde ich etwas Elektrisches berühren. Ich kann mich an jede Umarmung erinnern. Ich lerne jedesmal etwas Neues: wie warm seine Haut ist, dass er Muskeln wie Scotty hat, obwohl er sein Hemd nie auszieht. Diesmal spüre ich an seinem Rücken den Herzschlag.
    Jocelyn fragt, Wer weiß das sonst noch?
    Scotty natürlich. Und Alice, aber das macht uns erst später zu schaffen.
    Ich habe Verwandtschaft in Los Angeles, deshalb ruft Jocelyn Lou von unserem Apparat aus an, denn da fällt es auf der Telefonrechnung nicht auf. Ich sitze direkt neben ihr auf der geblümten Tagesdecke meiner Eltern, während sie mit einem langen schwarzen Fingernagel wählt. Ich höre, wie eine Männerstimme antwortet, und es schockt mich, dass es ihn wirklich gibt, dass Jocelyn ihn nicht erfunden hat, auch wenn ich das nicht angenommen hatte. Er sagt aber nicht, Hallo, Schöne. Er sagt, Ich hab dir doch gesagt, ich werde dich anrufen.
    Jocelyn sagt, Tut mir leid, mit einer leeren kleinen Stimme. Ich schnappe mir das Telefon und sage, Was ist das denn für eine Begrüßung? Lou fragt, Mit wem zur Hölle rede ich da?, und ich antworte, Mit Rhea. Daraufhin sagt er mit ruhiger Stimme, Schön, dich kennenzulernen, Rhea. Würdest du das Telefon jetzt bitte Jocelyn zurückgeben?
    Diesmal geht sie ein Stück weg. Die meiste Zeit scheint Lou zu reden. Nach ein oder zwei Minuten zischt Jocelyn mich an. »Du musst gehen. Hau ab!«
    Ich gehe aus dem Schlafzimmer meiner Eltern in die Küche. Ein Farn hängt an einer Kette von der Decke und lässt kleine braune Blätter in das Spülbecken fallen. Die Vorhänge haben ein Ananasmuster. Meine beiden Brüder sind auf dem Balkon und setzen Bohnenpflanzen für das Bioprojekt meines kleinen Bruders. Ich gehe zu ihnen nach draußen, die grelle Sonne blendet mich. Ich zwinge mich dazu, zu ihr hochzuschauen, so wie Scotty das gemacht hat.
    Nach einer Weile kommt Jocelyn heraus. Glück strömt ihr aus allen Poren. Mir doch egal, denke ich.
    Später sagt sie mir, dass Lou Ja gesagt hat, er wird zum Gig der Dildos ins Mab kommen, und vielleicht gibt er uns einen Plattenvertrag. Es ist kein Versprechen, hat er sie gewarnt, aber wir werden uns trotzdem amüsieren, was, Schöne? Tun wir das nicht immer?
    Am Abend des Gigs treffe ich zusammen mit Jocelyn Lou zum Essen im Vanessi, einem Restaurant am Broadway, gleich neben Enrico, wo Touristen und reiche Leute draußen sitzen und Irish Coffee trinken und uns anstarren, als wir vorübergehen. Wir hätten auch Alice einladen können, aber Jocelyn meint, Ihre Eltern gehen sicher dauernd mit ihr ins Vanessi. Ich sage, Du meinst ihre Mutter und ihren Stiefvater.
    In einer Ecknische sitzt ein Mann und lächelt uns so breit an, dass man seine Zähne sehen kann. Es ist Lou. Er sieht so alt aus wie mein Vater, der dreiundvierzig ist. Er hat blonde Wuschelhaare und ein hübsches Gesicht, so wie Väter das manchmal haben.
    Komm her, Schöne, sagt Lou nun wirklich und hebt einen Arm für Jocelyn. Er trägt ein hellblaues Jeanshemd und ein Kupferarmband. Sie rutscht um den Tisch herum und passt genau unter seinen Arm. Rhea, sagt Lou und hebt den anderen Arm für mich, und statt mich wie geplant neben Jocelyn zu setzen, lande ich auf Lous anderer Seite. Er legt seinen Arm um meine Schulter. Jetzt sind wir Lous Mädels.
    Vor einer Woche habe ich mir das Menü von Vanessi angesehen und Linguini mit Muscheln entdeckt. Die ganze Woche habe ich schon vor, dieses Gericht zu bestellen. Jocelyn nimmt dasselbe, und nachdem wir bestellt haben, steckt Lou ihr unter dem Tisch etwas zu. Wir rutschen beide aus der Nische und gehen zur Damentoilette. Es ist ein braunes Fläschchen voller Kokain. An einer Kette hängt ein winziger Löffel, den Jocelyn für jedes Nasenloch zweimal füllt. Sie schnauft, stößt ein kleines Geräusch aus und schließt die Augen. Dann häuft sie wieder Kokain darauf und hält ihn mir hin. Als ich zum Tisch zurückgehe, schweben überall in

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