Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der größte Raubzug der Geschichte

Der größte Raubzug der Geschichte

Titel: Der größte Raubzug der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weik
Vom Netzwerk:
anders handeln. Um trotz des demografischen Wandels ihren Verpflichtungen nachzukommen, müssen sie immer größere Risiken eingehen. Vor allem aus diesem Grund haben amerikanische Pensionsfonds ihre Hedgefonds-Investitionen im vergangenen Jahr um 55 Prozent gesteigert. Weltweit kletterte der Anteil alternativer Anlageformen im Portfolio der Fonds innerhalb weniger Jahre von rund sieben auf aktuell 19 Prozent.
    „Es läuft wieder sehr, sehr gut“, gibt ein Londoner Hedgefonds-manager freimütig zu. Die Konkurrenz durch die Banken sei in einigen Bereichen, etwa dem Wertpapierhandel auf eigene Rechnung, durch die neue Regulierung schlicht weggefallen.
    Das trifft vor allem US-Banken, die derzeit ganze Geschäftsfelder an ihre noch kaum regulierten Mitspieler abgeben. So wechselte etwa ein Eigenhandelsteam von Goldman Sachs Ende vergangenen Jahres geschlossen zum Finanzinvestor KKR, um dort das gleiche Geschäft unter neuer Flagge weiter-zubetreiben.
    Auch der Goldman-Konkurrent JPMorgan sucht derzeit nach Investoren für sein Eigenhandelsgeschäft, das in Form eines Hedgefonds fortgeführt werden soll. Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat ihre Eigenhändler ebenfalls ziehen lassen – zum Private-Equity-Riesen Blackstone.
    Sogar im Kerngeschäft der Investmentbanken, der Fusionsberatung und der Begleitung bei Börsengängen, machen sich die Fonds bereits breit. KKR hat eine Kapitalmarkttochter gegründet, die Firmen beim Gang an die Börse unterstützen soll; Blackstone buhlt mit einer neuen Einheit um Beratungsmandate großer Unternehmen.
    Nicht wenige Topbanker ärgern sich über diese Entwicklung. Die Regulatoren müssten bei ihrer Arbeit das ganze Weltfinanzsystem im Blick haben, nicht nurdie Banken, klagt Vikram Pandit, Chef des US-Finanzriesen Citigroup. Auch Goldman Sachs-Vize Gary Cohn warnt, „die Verschiebung der Risiken in die Schattenbanken sei die größte Gefahr für die Finanzstabilität“.
    Gleichzeitig scheuen sich die Geldhäuser allerdings nicht, die Schatteninstitute in großem Stil als Handelspartner zu nutzen, um Risiken loszuwerden.
    Die Transaktionen, mit denen dies bewerkstelligt wird, bleiben in aller Regel im Verborgenen. „Reg Caps“ werden die Wunderwaffen in der Branche genannt, eine Verkürzung von „Regulatory Capital Relief Trades“, Geschäfte zur Freisetzung von regulatorischem Kapital. Längst hat diese neue Generation von Bilanzverschönerern jene „Special Investment Vehicles“ und „Conduits“ abgelöst, die maßgeblich zum Ausbruch der jüngsten Finanzkrise beigetragen haben.
Statt „SIV“ und „Conduit“ gibt es jetzt „Reg Caps“
    Nunmehr bleiben die Kredite in der Bilanz. Stattdessen lagern die Geldhäuser nur einen Teil der Risiken aus – häufig das sogenannte „First Loss Piece“. Darin werden aus einem oft mehrere Tausend Einzeldarlehen umfassenden Kreditpaket die Risiken mit dem höchsten Verlustpotenzial zusammengetragen. Anschließend wird dieses im Branchenjargon auch „Junior Tranche“ genannte Gefahrenbündel mittels einer sogenannten synthetischen Verbriefung extrahiert und verkauft.
    Den Banken sind solche kapitalschonenden Deals einiges wert: Bis zu 15 Prozent Zinsen zahlen sie den Investoren, die ihnen das First Loss Piece abnehmen. Dennoch bleibt das Geschäft für die Geldhäuser attraktiv, weil der in eine Junior Tranche ausgelagerte Anteil von Kreditrisiken in der Regel nur einen kleinen Teil dergesamten Kreditsumme ausmacht. „Bei einem typischen Mittelstandsportfolio sind das vielleicht drei bis vier Prozent“, sagt ein Investmentbanker.
    Als Käufer der Hochrisikotranche kommt im Prinzip jeder infrage: Hedgefonds ebenso wie Family Offices oder Versicherungen – und auch eigens gegründete Zweckgesellschaften. Ob die dann in Frankfurt, Singapur oder auf den Kaimaninseln sitzen, muss die Banken nicht interessieren.
    Laut CRC-Manager Richard Robb nutzt kaum jemand die neuen Techniken so exzessiv wie die deutschen Geldhäuser. Als Topkunden gelten mal wieder die deutschen Landesbanken, die – oftmals getrieben von Auflagen der Europäischen Union – rasch ihre Bilanzen und damit auch ihren Eigenkapitaleinsatz verkleinern müssen. Die Arrangeure solcher Geschäfte sind ebenfalls alte Bekannte: große Investmenthäuser wie Goldman Sachs, Royal Bank of Scotland (RBS), UBS – und die Deutsche Bank.
    So bietet etwa die RBS ihren Kunden derzeit eine „Efficient Capital Relief Structure“ zur Verringerung des Kapitaleinsatzes für

Weitere Kostenlose Bücher