Der große Bio-Schmaeh
Rentabilität seiner Pflanzengesellschaften. In Oberösterreich hat sich eine Bio-Bauernfamilie zur regelrechten Prominenz der Mischkulturlandwirtschaft hinaufgearbeitet. Margarethe Langerhorst gilt als erfahrene Expertin und hat schon mehrere Bücher zu dieser Landbaumethode verfasst. Ein steirischer Bio-Bauer setzt Jahr für Jahr eine traditionelle mexikanische Anbaumethode um: Als die sogenannten »drei Schwestern« baut er Mais, Stangenbohnen und Kürbis zusammen an. »Der Mais dient der Bohne als Kletterstange und die Bohne reichert den Boden auf natürlichem Wege mit Stickstoff an«, erklärte er mir. Das liegt daran, dass Hülsengewächse, wie die Gartenbohne, mit ihren Wurzeln Symbiosen mit sogenannten Knöllchenbakterien eingehen. Diese Mikroorganismen sind in der Lage, im Boden eine Zunahme des Stickstoffgehaltes zu bewirken. Im Gegenzug, wie es sich für eine anständige Symbiose gehört, werden sie von der Pflanze mit Nährstoffen versorgt, allen voran mit Kohlenhydraten aus der Fotosynthese. Mais, Bohne und Kürbis gelten als passendes Trio für die Mischkultur.
Auf ein Paradebeispiel der ökologischen Mischkulturwirtschaft stieß ich am Rande des Horner Waldes im niederösterreichischen Waldviertel. Dort lebt der Bio-Bauer Helmut Butolen mit seiner Familie in Einzellage auf einem liebevoll renovierten Hof. Insgesamt bewirtschaftet der Vollerwerbsbauer zwei Hektar – also 20.000 Quadratmeter. Ein so kleiner Betrieb gilt für die meisten Landwirte, die den Gigantismus der Lebensmittelkonzerne zu spüren bekommen haben, als wirtschaftlich chancenlos. Helmut Butolen beweist das Gegenteil. Sein kleiner Obst- und Gemüsebauernhof ist ein Eldorado der biokulturellen Vielfalt. Die Gemüsebaufläche nimmt etwa die Hälfte der Nutzfläche ein und wird Jahr für Jahr in Form einer Mischkultur neu geplant und angelegt. Verschiedene Kulturpflanzen wechseln einander reihenweise ab. Die Fläche wird daher in reiner Handarbeit bearbeitet. »Jedes Jahr, von Frühjahr bis Herbst, wachsen hier insgesamt dreißig verschiedene Gemüsesorten«, zählte der Waldviertler Bauer nach, als wir uns zwischen Kürbisranken, die riesige dunkelgrüne Blätter trugen, miteinander unterhielten. Der Flächenertrag sei hoch. Helmut Butolen war überzeugt: »Über Jahre betrachtet ist der Ertrag ganz sicher höher als in jeder Monokultur, weil der Boden aufgrund der Vielfalt nicht einseitig belastet wird.« Der Ökolandwirt hatte auch schon ausführlich nachgerechnet. Er verschwand für ein paar Minuten im Haus und kehrte mit einem Stapel Papier zurück. Es waren seine Aufzeichnungen der letzten Jahre: »Im Durschnitt bringe ich es bei Bio-Gemüse auf etwa fünf Kilogramm Ernteertrag pro Quadratmeter«, sagte er. Das sei wirklich nur als Durchschnittswert zu verstehen. Es handle sich um einen Jahreswert, in dem auch Vor- und Nachfrüchte einbezogen seien, und Herr Butolen habe sowohl die Leichtgewichte als auch die schwereren Fruchtarten einbezogen: Kohl- und Blattgemüse, Fruchtgemüse wie Kürbis, Zucchini, Tomate und Paprika, Auberginen, Hülsenfrüchte, Wurzelgemüse und Zuckermais.
EHEC? Nein danke! Der Bio-Vielfaltbauer aus dem Waldviertel wirtschaftet völlig ohne tierischen Dünger, also ohne Gülle, und kann daher garantieren, dass seine Ware frei von EHEC-Erregern 67 ist.
»Wie es im Bio-Landbau von vielen gefordert war, setze ich nur Ernterückstände und Pflanzenschnitt zur Düngung ein. In einer Mischkultur, deren Böden nie so einseitig belastet werden wie in Monokulturen, reicht das aus«, betonte Helmut Butolen. Der Bauer rammte die Schaufel in den Boden, die er zuvor noch in Händen gehalten hatte. »Auf meinem Hof fällt zur Genüge pflanzliches Düngermaterial an. So macht es die Natur auch, wenn beispielsweise im Herbst das Laub als Dünger auf den Waldboden fällt.« Er blickte in die Krone eines alten Nussbaumes: »Diese Methode ist also bestens erprobt … über Millionen von Jahren hinweg«, fügte er verschmitzt hinzu.
Je direkter, desto besser!
Als ich mich im Waldviertel mit Helmut Butolen unterhielt, interessierte mich eines ganz besonders, also fragte ich geradewegs heraus: »Und können Sie durch Ihren relativ kleinen Mischkulturbetrieb ein ausreichendes Einkommen für sich und Ihre Familie erwirtschaften?« Helmut Butolen schmunzelte: »Selbstverständlich! Ich bin Vollerwerbslandwirt«, sagte er. Und: »Der Weg zum Erfolg heißt Direktvermarktung. So, wie es in der biologischen Landwirtschaft immer
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