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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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geschlagen hatte und ihm sein Gift entgegenspie. Kurzentschlossen fasste der Jüngling sein Schwert und tat einen schweren Schlag, sodass er dem Lindwurm den Schweif abschlug, und das abgehauene Stück fuhr mit solcher Gewalt in die Bäume hinein, dass es ganze Äste zerbrach. Mit einem zweiten Schlage traf er den Kopf des Drachen, sodass das Untier hinstürzte und die Zunge armlang aus dem Halse streckte. Der Löwe aber schüttelte sich und sprang vor Freuden wie ein getreuer Hund zu seinem Befreier, drückte seinen zottigen Kopf an ihn und suchte ihm auf jede Art seinen Dank zu beweisen, folgte ihm auch seit dem Augenblicke überall hin. Da wuchs dem Jüngling der Mut, denn nun erkannte er die Kraft seines Schwertes, und er ritt heiter manche Woche lang seines Weges fort, bis er endlich an das Wasser Irrewellen kam, welches so groß und breit ist, dass man sein Ende gar nicht absehen kann.
    Da lag am Ufer ein Schiff vor Anker, und nicht weit davon stand des Schiffers Haus. Der trat heraus, grüßte den Jüngling und bot ihm Speise und Trank. Das nahm der Jüngling dankbar an, denn er hatte seit vielen Tagen nur von Wurzeln und Kräutern gelebt. Dann fragte er den Schiffer, ob er nicht wisse, wo das goldne Königreich liege? Der Schiffer sprach: »Wenn ihr dahin wollt, dann seid ihr schlecht beraten; das liegt weit, weit jenseits des Wassers und der Riesenländer und der Weg dahin ist schwer und gefährlich, denn die Riesen fordern von jedem, der durch ihr Land will, eine Hand oder einen Fuß als Zoll.« – »Ich fürchte mich nicht vor den Riesen«, erwiderte der Jüngling, »wenn ich nur in das goldne Königreich kommen kann.« – »Wenn ihr nicht anders wollt, dann fahre ich euch über«, sprach der Schiffer. Der Jüngling trat mit seinem Pferde und dem Löwen in das Schiff, der Wind blies in die weißen Segel und es flog über die Wellen dahin. Bald aber verfinsterte sich der Himmel, der Sturm erhob sich und warf das Schiff auf und nieder wie einen Spielball, sodass man jeden Augenblick meinte, es müsse versinken, doch der Jüngling behielt seinen Mut und verzagte nicht. Nach einiger Zeit ließ der Sturm nach, es wurde wieder hell und heiter und das Schiff landete bei freundlichem Sonnenschein. Der Jüngling lohnte dem Fährmann reichlich, dankte ihm und stieg ans Land.
    Noch ehe er sich recht umschauen konnte, hörte er einen entsetzlichen Lärm und sah drei Riesen, welche mit eisernen Stangen auf ihn zuliefen und schrien, sie müssten seine rechte Hand zum Zoll haben. »Gemach, gemach«, sprach der Jüngling, »das hat nicht so große Eile«, und er trat ihnen fest entgegen, schwang sein Schwert und schlug in einem Hui zweien den Kopf ab, den dritten zerriss sein Löwe und nahm ihn als Frühstück ein, aber nicht ganz, denn der Riese hatte handdickes Fett auf den Knochen und war wohlgenährt. Dann sprang der Jüngling auf sein Pferd und ritt frohen Sinnes weiter durch Wald und Heide, Wiese und Weide, bis er wiederum an ein großes Wasser kam. Am Strande stand ein Haus und vor dem Hause lag ein Schiff.
    Der Schiffer trat aus dem Hause, als er den Tritt des Pferdes hörte, grüßte den Jüngling und bot ihm Obdach und Labsal in seinem Hause an. Der Jüngling nahm dies dankbar an, denn er hatte seit seinem Kampfe mit den Riesen nichts mehr genossen. Nach dem Essen fragte er den Schiffer, wie das Wasser heiße und wo das goldne Königreich liege? »Das Wasser heißt Grausam«, sprach der Schiffer, »weil es alles verschlingen möchte, was auf ihm schwimmt und schwebt. Aber wenn ihr in das goldne Königreich wollt, dann habt ihr schlimme Wege. Das liegt weit jenseits des Wassers und der Riesenländer. Die Riesen fordern aber von jedem, der durch ihr Land will, eine Hand oder einen Fuß und ihrer sind viel, darum rate ich euch, bleibt lieber hier.« – »Ich frage nichts nach den Riesen, und kämen sie auch zu Dutzenden«, sprach der Jüngling. »Wie ihr wollt, ich fahre euch gern über.«
    Da stiegen sie alle in das Schiff, der Fährmann zog die Segel auf und der Wind blies so günstig, dass es eine Lust war. Er blies aber mit der Zeit immer stärker und stärker, der Himmel verfinsterte sich und ein schrecklicher Sturm mit heftigem Gewitter brach los. Das Wasser wurde stets wilder, die Wellen packten ordentlich das Schiff wie mit

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