Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
vom goldnen Königreich.
    Als er hineinkam, suchte und fragte er zuerst nach dem Königsschloss; dann kehrte er in einem Wirtshaus ein, welches dem Schlosse grade gegenüberlag. Da hörte er von dem Wirt, dass im Schlosse drei schöne Prinzessinnen seien, sie wären aber verwünscht und könnten nur durch den Bräutigam der jüngsten erlöst werden; der wohne noch jenseits der drei Meere und der Riesenländer und es sei eine große Frage, wann er komme. Der Jüngling fragte weiter, wie der Bräutigam die Erlösung vollbringe, das Schloss sei ja immer geschlossen und man sähe ihm nicht an, dass ein lebendes Wesen darin wohne. Sprach der Wirt, wenn der Bräutigam im rechten Wagen und mit den rechten Pferden zu dem Schlosse fahre, dann werde es sich öffnen, weiter wisse er nichts.
    Nun wusste der Jüngling genug, denn es war klar, dass nur er der Bräutigam sein konnte. Am folgenden Tage tat die Börse ihre Schuldigkeit, er kaufte einen schwarzen Wagen und sechs schwarze Rosse, nahm viele Diener an und kleidete alle schwarz; also fuhr er auf das Schloss zu. Als der Wagen in die Nähe des Tores kam, sprang es auf und da kam er in den großen Schlosshof. Der war aber öde und einsam und alle Türen und Fenster gesperrt; nur dem Tor gegenüber war ein zweites Tor, das war auch offen. Der Jüngling befahl dem Kutscher hindurchzufahren, denn er glaubte in einen zweiten Hof zu kommen, aber er fand sich auf der Straße und das Tor schlug hinter ihm zu.
    Da sah er, dass dies der rechte Wagen und die rechten Pferde nicht waren. Er kaufte sich nun einen prächtigen braunen Wagen mit sechs braunen Pferden, kleidete auch alle seine Diener braun und fuhr wieder auf das Schloss zu. Das große Tor sprang vor dem Wagen auf und der Wagen rollte in den Schlosshof. Da war es wiederum ganz still und einsam, nur waren die Fenster alle offen, sodass man in die prächtigen Zimmer sehen konnte, doch die Türen blieben geschlossen und keine lebende Seele zeigte sich. Da befahl er dem Kutscher, durch das zweite Tor zu fahren, und als er kaum hindurch war, schlug es hinter dem Wagen zu.
    Am folgenden Tage kaufte er sich einen schneeweißen Wagen mit sechs Schimmeln, kleidete alle seine Diener weiß und fuhr also nach dem Schlosse. Da sah er von Weitem schon das große Tor sperrangelweit offen, auf dem Dache flatterten die Fahnen und die Kanonen schossen, als er näherkam, dass der Erdboden zitterte. Als er hineinfuhr, scholl ihm Musik entgegen von Pauken und Trompeten, und der ganze Hof stand voll prächtig gekleideter Herren und Frauen und Diener; die schlossen seinen Wagen auf und empfingen ihn ehrerbietig, um ihn ins Schloss zu führen. Da stand an der Treppe der König mit seiner Krone auf dem Haupte, drei wunderschöne Jungfrauen zu seiner Seite. Die jüngste und schönste aber eilte dem Jüngling entgegen und sprach: »Sei gegrüßt, mein Erlöser und Geliebter!« Sie küssten sich und wurden zur Stunde miteinander vermählt und waren in treuer Liebe glücklich ihr Leben lang.

Goldener
    Es sind wohl zweitausend Jahre oder noch länger, da hat in einem dichten Walde ein armer Hirt gelebt, der hatte sich ein bretternes Haus mitten im Walde erbaut, darin wohnte er mit seinem Weib und sechs Kindern; die waren alle Knaben. An dem Hause war ein Ziehbrunnen und ein Gärtlein, und wann der Vater das Vieh hütete, so gingen die Kinder hinaus und brachten ihm zu Mittag oder zu Abend einen kühlen Trunk aus dem Brunnen oder ein Gericht aus dem Gärtlein.
    Den jüngsten der Knaben riefen die Eltern nur
Goldener
, denn seine Haare waren wie Gold, und obgleich der jüngste, so war er doch der stärkste von allen und der größte.
    Sooft die Kinder hinausgingen, so ging Goldener mit einem Baumzweige voran; anders wollte keines gehen, denn jedes fürchtete sich, zuerst auf ein Abenteuer zu stoßen; ging aber Goldener voran, so folgten sie freudig eins hinter dem andern nach durch das dunkelste Dickicht, und wenn auch schon der Mond über dem Gebirge stand.
    Eines Abends ergötzten sich die Knaben auf dem Rückweg vom Vater mit Spielen im Walde und hatte sich Goldener vor allen so sehr im Spiele ereifert, dass er so hell aussah wie das Abendrot. »Lasst uns zurückgehen!«, sprach der Älteste, »es scheint dunkel zu werden.« – »Seht da, der Mond!«, sprach der Zweite. Da kam es licht zwischen den

Weitere Kostenlose Bücher