Der große deutsche Märchenschatz
die Padde wieder vor ihm und fragte, was ihm fehle.
»Ach, Padde, diesmal kannst du mir nicht helfen. Das übersteigt deine Kräfte.«
»Und doch«, erwiderte der Frosch. »Sagt mir nur euer Leiden.«
Der Prinz entdeckte ihm endlich seine neuen Leiden.
»Dir soll geholfen werden«, sagte wieder der Frosch. »Gehe du nur voran, die Schöne wird dir schon folgen, aber du musst über das, was du sehen wirst, nicht lachen.«
Darauf sprang er, wider seine Gewohnheit, mit einem herzhaften Sprunge weit in das Wasser hinein und verschwand.
Der Prinz seufzte wiederum recht tief, stand auf und ging fort, denn er erwartete nicht viel von dem Versprechen. Kaum hatte er einige Schritte gemacht, so hörte er hinter sich ein Geräusch. Er blickte sich um und sah sechs groÃe Wasserratzen, die in vollem Trabe einen Wagen von Kartenpappe gemacht hinter sich herzogen. Auf dem Bocke saà eine übergroÃe Kröte als Kutscher, hinten auf standen zwei kleinere Kröten als Bediente und zwei bedeutend groÃe Mäuse mit stattlichen Schnurrbärten als Lakaien. Im Wagen selbst aber saà die ihm wohlbekannte dicke Padde, die im Vorbeifahren etwas ungeschickt, aber doch möglichst zierlich ihm eine Verbeugung machte.
Viel zu sehr in Betrachtungen vertieft von der Nähe seines Glückes und wie ferne es nun sei, da er die schönste Schöne nicht finden würde, betrachtete der Prinz kaum diesen lächerlichen Aufzug, noch weniger hatte er gar Lust zu lachen.
Der Wagen fuhr eine Weile vor ihm her und bog dann um eine Ecke. Wie war ihm aber, als bald darauf um dieselbe Ecke ein herrlicher Wagen rollte, gezogen von sechs mächtigen schwarzen Pferden, regiert von einem wohlgekleideten Kutscher und in dem Wagen die schönste Frau, die er je gesehen und in der er sogleich die reizende Petersilie erkannte, für die sein Herz schon früher entbrannt war. Der Wagen hielt bei ihm stille. Bediente und Lakaien, aus der Tiergestalt entzaubert, öffneten ihm den Wagen, und er säumte nicht, sich zu der schönen Prinzessin zu setzen.
Bald kam er in der Hauptstadt seines Vaters an, mit ihm seine Brüder, die eine groÃe Menge der schönsten Frauen mit sich führten. Aber als die vor den König traten, erkannte sogleich der ganze Hof der schönen Petersilie den Kranz der Schönheit zu.
Der entzückte Vater umarmte seinen Sohn als Nachfolger und seine neue Schwiegertochter. Die anderen Frauen wurden aber alle, wie es der Leinwand und den Hündlein geschehen war, ins Wasser geworfen und ersäuft.
Der Prinz heiratete die Prinzessin Petersilie, regierte lange und glücklich mit ihr, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch.
Das Märchen vom Popanz
Es war einmal ein König, der hatte eine sehr schöne Tochter, die schönste Prinzessin, die man jemals mit Augen gesehen. Schon als Kind verliebten sich alle in sie. Ihr Vater und ihre Mutter hatten sie einem benachbarten Königssohn versprochen, der sehr hässlich und bucklig, dessen Mutter aber eine groÃe Zauberin war.
In der Nachbarschaft der Prinzessin wohnte ein Pastetenbäcker, der so schöne Pasteten backte, dass der König und der ganze Hof von keinem anderen Pasteten nahm als von ihm. Daher kam es, dass er die Prinzessin einst sah und sie ihn. Beide verliebten sich ineinander und so heftig, dass sie eins ohne das andere nicht mehr leben zu können glaubten. Da nun die Prinzessin immer gröÃer ward und endlich die Zeit herannahte, dass sie mit dem buckligen Prinzen Hochzeit machen sollte, wussten sie sich nicht mehr zu helfen vor Schmerz. In ihrer Angst des Herzens wandte sie sich an ihre Amme und entdeckte ihr ihre Liebe zu dem Pastetenbäcker. Die Amme war sehr erschrocken hierüber und ermahnte sie, diese Liebe fahren zu lassen, da sie doch den Pastetenbäcker nie heiraten könne und dürfe. Sie solle hingegen ihre Gedanken auf den Prinzen, ihren künftigen Gemahl, richten.
Die Prinzessin aber weinte und schluchzte und versicherte ihrer Amme, dass sie nicht eher wieder essen und trinken würde, bis sie ihr in ihrer Liebe Rat gegeben hätte. Die Amme, die wohl wusste, dass die Prinzessin hielt, was sie sagte, war sehr bestürzt und bat sie, nur ruhig zu Bett zu gehen, und versprach ihr auf Morgen nachzusinnen, was sie für sie tun könne. Diese Amme verstand auch etwas von der Feerei und der geheimen Wissenschaft und riet am folgenden Tage
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