Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
sobald Teddy sie geschnappt hatte, an sich zu nehmen. Teddy war dann sauber, falls es Geschrei geben und ein Konstabler ihn anhalten würde.
    Er und der Beispringer arbeiteten sich so dicht an die Frau heran, daß sie ihr Parfüm riechen konnten. Teddy ging zu ihrer Rechten, denn das Kleid einer Frau hatte nur eine Tasche, und die saß rechts.
    Teddy hatte sich einen Mantel über den linken Arm gelegt. Ein aufmerksamer Beobachter hätte sich zwar verwundert fragen können, warum ein Herr an einem so warmen Tag einen Mantel bei sich hatte. Aber der Mantel sah neu aus und hätte ohne weiteres soeben in einem der Läden gekauft worden sein können. Wie dem auch sei: Der Mantel verbarg die blitzschnelle Bewegung, mit der Teddys rechter Arm am Körper vorbei zu dem Rock der Frau hinüberglitt. Teddy tastete mit behutsamen Fingern über den Stoff, um herauszufinden, ob sich überhaupt eine Geldbörse in der Tasche befand. Seine Finger spürten etwas. Er holte tief Luft, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß die Münzen nicht klimperten, und zog der Frau die Geldbörse aus der Tasche.
    Sofort entfernte er sich unauffällig von der Frau und legte sich den Mantel über den rechten Arm. Mit der gleichen Bewegung reichte er die Geldbörse dem Beispringer. Der Beispringer setzte sich vorsichtig ab, und auch die Schatten vor und hinter ihm bewegten sich in verschiedene Richtungen davon. Nur Teddy Burke, jetzt »trocken«, flanierte weiter den Strand entlang. Er blieb vor einem Schaufenster stehen, in dem aus Frankreich importierte Glasund Kristall-Dekanter ausgestellt waren.
    Ein hochgewachsener Herr mit einem roten Bart bewunderte die Auslagen im Schaufenster. Ohne Teddy Burke anzusehen, sagte er: »Sauberer Griff.«
    Teddy Burke sah ihn blinzelnd an.
    Der Mann war zu gut gekleidet, sah zu korrekt aus, um irgendein hergelaufener Polizist in Zivil zu sein. Ein Schnüffler oder Spitzel war er schon gar nicht. Teddy Burke sagte vorsichtig: »Sprechen Sie mit mir, Sir?«
    »Ja«, erwiderte der Mann. »Ich sagte, das war ein sehr sauberer Griff. Haben Sie sie mit dem Haken abgebeizt?«
    Teddy Burke war tief beleidigt. Der »Haken« war ein Werkzeug aus Draht, dessen sich Taschendiebe minderen Ranges bedienten, um eine Geldbörse zu ziehen, vor allem dann, wenn ihre Finger für diese Arbeit zu zittrig waren.
    »Bitte um Vergebung, Sir. Ich weiß nicht, was Sie meinen, Sir.«
    »Ich glaube, das wissen Sie sehr gut«, sagte der Mann.
    »Gehen wir ein Stückchen zusammen?«
    Teddy Burke zuckte die Achseln und schloß sich dem Fremden an. Schließlich war er trocken und hatte nichts zu fürchten.
    »Wunderschöner Tag heute«, sagte er.
    Der Fremde gab keine Antwort. Sie gingen einige Minuten schweigend nebeneinander her. »Könnten Sie auch einmal einen solchen Griff tun, ohne abzubeizen?« fragte der Mann nach einer Weile.
    »Wie soll ich das verstehen, Sir?«
    »Ich meine«, erwiderte der Mann, »können Sie ein Opfer abklopfen und dabei trocken bleiben?«
    »Mit Absicht?« Teddy Burke lachte. »Das kommt auch so oft genug vor, ohne daß ich’s darauf anlege, das können Sie mir glauben.«
    »Wenn Sie mir beweisen, daß Sie auch gut stümpern können, winken Ihnen fünf Pfund.«
    Teddy Burkes Augen verengten sich. Es gab genügend Bauernfänger, die oft einen nichtsahnenden Komplicen bei einem ausgeklügelten Manöver in die Falle laufen ließen.
    Teddy Burke ließ sich von niemandem zum Narren halten.
    »Fünf Pfund sind etwas mager.«
    »Zehn«, sagte der Mann gelangweilt.
    »Ich muß an meine Jungs denken.«
    »Nein«, sagte der Mann, »hier geht es nur um Sie, Sie allein.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Sie sollen den Mann anrempeln und ihn nur gerade soviel befummeln, daß er Angst bekommt und sich auf die Taschen klopft.«
    »Und Sie wollen, daß ich trocken rauskomme?«
    »Trocken wie Staub«, sagte der Mann.
    »Und wer soll das Opfer sein?« fragte Teddy Burke.
    »Ein Herr namens Trent. Sie sollen ihn wie ein Stümper vor seinem Büro befummeln, einfach ein bißchen anrempeln.«
    »Wo ist denn sein Büro?«
    »In der Huddleston & Bradford-Bank.«
    Teddy Burke pfiff durch die Zähne. »Westminster. Schwierige Gegend. Da läuft ‘ne ganze Armee Polente rum.«
    »Wieso? Sie werden ja trocken sein. Sie sollen ihn nur ein bißchen erschrecken.«
    Teddy Burke begleitete den Herrn noch ein paar Schritte, blickte hierhin und dorthin, schnupperte die Luft und überlegte.
    »Wann soll’s also sein?«
    »Morgen früh. Punkt

Weitere Kostenlose Bücher