Der große Fetisch
um!«
Marko sah, daß der Prem einen Orden aus einer seiner Hosentaschen gezogen hatte. Mirabo heftete ihn an Markos Brust. »Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen, Marko. Nehmt das als kleines Zeichen meiner Aufmerksamkeit.«
»Ich danke Eurer Hoheit«, sagte Marko. »Und jetzt nur einen Augenblick …«
Das Herz klopfte ihm wild vor Aufregung, als er sich niederbeugte, den Leibwächter an den Knöcheln packte, sich wieder aufrichtete und den Wächter über den Rand des Korbes warf.
»He!« schrie der Prem und faßte nach seinem Schwert.
Der Schrei des Wächters wurde während des Falles leiser, und dann hörte man ein lautes Klirren, als der geharnischte Körper siebzig Meter tiefer auf das Kopfsteinpflaster prallte.
Marko riß seine Axt vom Korbboden hoch, als der Prem eben das Schwert gezogen hatte und zustieß. Marko schlug das spitze Schwert mit dem Kopf seiner Axt zur Seite, und bevor der Prem noch zu einem zweiten Angriff ansetzen konnte, hatte Marko ihm schon die Breitseite der Axt auf den Helm geschlagen.
Der Prem sank im Korb zusammen. Marko nahm ihm das Schwert aus der schlaffen Hand, lehnte sich über den Rand und warf die Waffe in die Tiefe.
Der Leibwächter lag in einer Blutlache. Die restlichen Begleiter des Prems drangen mit gezückten Waffen auf die Philosophen ein, und Toskano schrie: »Wenn Ihr uns tötet, wird der Ballon davonfliegen!«
Die Wachen hielten inne. Marko rief zu den vielen Gesichtern, die wie ein Schwarm rosafarbener Punkte zu ihm aufblickten, hinab: »Macht, was ich Euch sage, oder ich werfe den Prem ebenfalls in die Tiefe.«
»Was?« rief ein Offizier.
Marko brüllte den Satz noch einmal aus voller Brust.
»Was sollen wir tun?« schrie der Offizier zurück.
»Einen Augenblick«, rief Marko. Er drehte sich um und sah sich den Prem an. Der Mann war noch am Leben, und Marko freute das. Er hatte befürchtet, zu stark zugeschlagen zu haben.
Marko schnallte den Brustpanzer und den Helm ab, sah den glattgeschorenen Kopf des Prems und warf die beiden Stücke in die Tiefe, wo sie auf das Pflaster krachten. Dann fesselte er den Prem mit einer Länge Seil an Handgelenken und Knöcheln. Alzander Mirabo begann, während der Fesselung wieder zu sich zu kommen. Marko versetzte ihm einen kräftigen Hieb gegen das Kinn, und der Prem verlor noch einmal das Bewußtsein.
Marko lehnte sich wieder über den Rand und schrie: »Euer Prem ist in Sicherheit, wenn Ihr unsere Befehle befolgt. Dr. Toskano wird Euch sagen, was Ihr zu tun habt.«
Danach brauchte Marko nur im Korb zu sitzen, seine Pfeife zu rauchen und abzuwarten, was geschehen würde. Manchmal kletterte er zum Ofen hinauf und legte ein Stück Torf nach.
Unter Toskanos Anleitung wurde der Ballon vor die Einfahrt des Gebäudes gezogen und das Schleppseil am Geschirr der Paxors des Prems befestigt. Dabei wurden die Zugtiere unruhig und begannen zu brüllen. Sobald das Seil jedoch befestigt war, konnten sie den Ballon nicht mehr sehen und beruhigten sich wieder.
Offiziere wurden ausgeschickt, um eine Reihe von Fahrzeugen zu besorgen. Die Philosophen, die in Vien zu Hause waren, eilten fort, um ihre Sachen zu packen und ihre Familien zu holen.
Marko hatte sich alles von oben angesehen und hörte jetzt, daß sich der Prem bewegte. Er drehte sich um und sah ihn mit gefletschten Zähnen am Boden sitzen. Sein Gesicht zeigte die ganze Bösartigkeit, zu der ein Mensch fähig ist. Kaum sah er Markos Augen auf sich gerichtet, war der finstere Gesichtsausdruck wie weggeblasen, und an seiner Stelle zeigte sich ein fröhliches Lächeln.
»Nun, mein guter Mann«, sagte Alzander Mirabo, »vielleicht könnt Ihr mir sagen, was das alles zu bedeuten hat.«
»Euer Hoheit, wir Philosophen wurden durch die Drohung, daß wir alle das Leben verlieren würden, zu diesem drastischen Schritt gezwungen, der uns freie Ausreise aus Eropia verschaffen soll.«
»Ach, Ihr sprecht von diesem närrischen Streitgespräch? Ihr habt es ernst genommen?« Der Prem ließ ein trockenes Lachen hören. »Mein lieber Mann, ich habe nur Spaß gemacht. Ich hätte niemandem den Kopf abschlagen lassen, ganz gleich, wer verloren hätte. Das war nur ein kleiner Scherz, der sicherstellen sollte, daß sich beide Seiten auch Mühe geben würden.«
Marko rieb sich den Hals. »Das mag sein, Herr, aber der, um dessen Kopf es geht, wird einen solchen Scherz vielleicht nicht so komisch finden.«
»Nun, ich kann Ihren Standpunkt jetzt verstehen. Wo ist mein
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