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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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Fremde mit Verachtung und Argwohn betrachtet, selbst als er zu groß und kräftig geworden war, um noch unverhüllt schikaniert werden zu können. Diese Behandlung hatte ihn noch einwärtsgekehrter gemacht, als er von Natur aus schon war.
    Marko blickte sich im Gerichtssaal um. Am anderen Ende stand auf seinen Amtsstab gelehnt der Gerichtsdiener Ivan Haliu, auf dem Kopf den alten, schwarz gewordenen Helm, den ihm Milan Prokopiu vor Jahren geschmiedet hatte. Ivan Haliu sah angestrengt zu Bori Bender hinüber, der in der Nähe von Pavlo Arkas saß. Die Familien der Bender und Arkas lagen in Fehde, und einer der beiden Männer würde vielleicht versuchen, den anderen zu erstechen.
    Marko Prokopiu überflog seine Freunde und Feinde mit einem Blick. In der ersten Reihe waren seine Freunde: seine Mutter, klein, mit spitzer Nase, seine Frau Petronela, groß und hübsch, und sein Untermieter, Chet Mongamri, ein sehr groß gewachsener Mann mit ergrauendem, anglonisch spitzem Schnurrbart. Mongamri war es gewesen, der Marko von der Wahrheit der Lehre vom Herabkommen überzeugt hatte.
    Fast alle anderen waren entweder gleichgültig oder feindlich gesinnt. Dort saß Vasilio Yovanovi, der Vater des Schülers, den Marko verprügelt hatte, weil er auf einen Mitschüler mit dem Messer losgegangen war. Vasilio Yovanovi hatte Schritte gegen Marko unternommen. Der Junge saß neben seinem Vater und strahlte offenkundig. Miltiadu würde ihn sicher als Zeugen aufrufen.
    Und dort saß mit buschigem Bart und schwarzer Wollkappe Theofrasto Vlora, Metropolit der Heiligen Vereinigten Kirche, der aus Stambu hergereist war, um die Verhandlung zu überwachen und der Anklage auf die Finger zu sehen. Selbst wenn Sokrati Yovanovi, ein Neffe Vasilio Yovanovis, nicht zu den fünf Geschworenen gehört hätte, war doch unter dem gestrengen Auge des Metropoliten nicht damit zu rechnen, daß sie ihn freisprechen würden.
    »Nicht schuldig!« sagte Marko laut und setzte sich.
    Der Richter sagte: »Der Gefangene hat auf nicht schuldig plädiert. Das Wort hat der Vertreter der Anklage.«
    Jorgi Miltiadu stand auf und sprach: »Euer Ehren, wir werden beweisen, daß der Gefangene entgegen den Gesetzen der Kralschaft und den Bestimmungen der Schulbehörde vorsätzlich und ungesetzlich …«
    Es folgte eine Wiederholung der Anklage, die die Verstöße Markos in allen Einzelheiten darlegte. Als Miltiadu schwieg, sagte der Richter zu Markos Anwalt: »Das Wort hat der Verteidiger.«
    Rigas Lazarevi erhob sich und sprach: »Euer Ehren, die Verteidigung wird einverständlich feststellen, daß mein Klient tatsächlich die Lehren verbreitet hat, die ihm zur Last gelegt werden.«
    »Plädieren Sie jetzt auf schuldig?« rief Jorgi Miltiadu und sprang wie ein Tersor auf, den man plötzlich aufgescheucht hatte.
    »Ruhe«, sagte Richter Kopitar. »Herr Ankläger, nehmen Sie wieder Platz. Sie werden noch genug Gelegenheit zum Sprechen haben.«
    »Nein«, sagte Rigas Lazarevi. »Wir bleiben dabei, daß wir unschuldig sind. Wir werden unsere Verteidigung auf ganz anderer Grundlage aufbauen, nämlich auf der, daß die Lehren, um die es geht, wahr sind und daß nicht einmal die Regierung meinen Klienten zwingen kann, eine Unwahrheit zu lehren. Es gibt höhere Gesetze als die der Fürsten, was unser verehrter Besucher, der Metropolit, sicher als erster bestätigen wird.« Er nickte zu Theofrasto Vlora hinüber, der ihm über seinen dichten schwarzen Bart hinweg einen kalten Blick zuwarf. »Wir fahren fort und …«
    »Einspruch!« rief Jorgi Miltiadu. »Das Vorgehen meines ehrenwerten Kollegen ist ungesetzlich, seine Beweisführung ist nicht zur Sache gehörig, seine Folgerungen sind staatsgefährdend. Dies hier ist weder eine kirchliche Synode noch eine Versammlung der Fakultät der Universität von Thiné, die entscheiden könnten, was wahr ist. Was uns betrifft, so ist die Wahrheit eindeutig durch Absatz zweiundvierzig des Erlasses 230 des Jahres 978 nach der Herabkunft bestimmt, der Errichtung und Erhaltung der Schulen regelt …«
    So ging es den ganzen langen Morgen hin und her, so wurde gestritten, so wurden Haare gespalten. Es wurde wärmer, und die Zuschauer auf den Bänken wurden unruhig und knöpften ihre abgewetzten Schaffelljacken auf. Einer fing sogar an, sich die Stiefel auszuziehen, doch Ivan Haliu unterband das, indem er mit dem Amtsstab gegen den geschorenen Schädel pochte.
    Obwohl die Zuschauer gehalten waren, ruhig zu bleiben, entstand immer wieder Unruhe,

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