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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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umarmt.
    „Das erinnert mich an eine Geschichte, die mein Großvater liebend gerne erzählt“, seufzte er. „Es war einmal ein frischer Rekrut im 43. Kavallerieregiment, den der befehlshabende Offizier fragte: ‚Bist du jemals geritten, mein Junge?’ ‚Nein, Sir’, erwiderte der Junge. ‚Hm,’ meinte der Hauptmann, ‚ich habe genau die richtige Stute für dich; sie ist auch noch nie geritten worden.’“
    „Frühstücken wir und versuchen wir es noch mal“, sagte sie.
    Drei Tage lang lief Diana wie im Traum herum, backte, wusch ihm die Kleider, lachte über seine Witze, kaufte ihm mit ihrem Trinkgeld Geschenke und umarmte ihn jedesmal, wenn sie ihn traf. Als sie merkte, daß sie in einer Woche den Küchenboden zweimal schrubbte, runzelte sie die Stirn. Hatte Sex immer diese Auswirkungen auf eine Frau? Byron hatte ihr auch einen Ausschlag eingetragen. Waren die Männer ähnlich betroffen? Sie spähte aus dem Küchenfenster und bemerkte, wie sich Charlie beim Auswechseln einer Mutter auf dem rechten Vorderrad ihres Autos die Finger abfror, und das war irgendwie beruhigend.
    Bis Freitag hatte sie ihre Gefühle wieder genügend unter Kontrolle, um ihren großen Plan in die Tat umzusetzen. (1) Charlie einen Posten zu verschaffen. (2) Ihn dazu zu bringen, die Schule zu beenden. (3) Ihm einen Posten auf dem Mond zu verschaffen. (4) Ihn zu heiraten. (5) Kinder zu bekommen. Das würde sie nicht durch Keifen erreichen. Sie würde einen Mann eher verlassen, als ihn anzukeifen. Sie würde es erreichen, indem sie ihn verehrte, wenn er sich in die richtige Richtung entwickelte, und mit viel Geduld und Humor.
    Die Mutter eines Chauffeurs starb, und er fuhr für sie drei Tage lang mit dem Lastwagen Kartoffeln aus; Diana erlaubte ihm, drei Nächte und drei Morgen mit ihr zu schlafen. Einem Nachbarn froren die Leitungen ein, und Charlie schloß sich der Installationsmannschaft an; sie kochte ihm eine Mahlzeit mit vier Gängen. Verstohlen begann sie ihn dabei anzufeuern, mehr Ehrgeiz zu entwickeln. Er nahm mit seiner Musik einen Wochenendjob in Concord an. Aber der Frühling kam, und er verrichtete noch immer nur Gelegenheitsarbeiten. Sie gingen im Wald spazieren, als die Bäume Knospen trieben. Sie plätscherten nackt im eiskalten Bach herum.
    Sie begann ihm aus den Zeitungen über den neuen großen Aufbruch in den Weltraum vorzulesen. Geld floß in das Unternehmen. Über Nacht war die Hohe Grenze zu einem Geschäft geworden, dessen Umsatz halb so groß war wie der des amerikanischen Zigaretten-, Medikamenten- oder Kosmetikhandels. Charlie zeigte sich nie interessiert. Sie verbarg ihre Enttäuschung.
    Die Lage in Saudi-Arabien veränderte sich. Entkommene Royalisten besaßen in Amerika und Europa Geld, mit dem sie die Politik daheim beeinflussen konnten. Verschwörungen blühten. Meuchelmorde waren an der Tagesordnung. Für die neuen Führer war der Sieg leichter als das Regieren, und ein gewisser Ausgleich mit den Kapitalisten des Westens erwies sich als notwendig. Trotzdem war die Lage sehr ernst, und sobald die Reserven zur Neige gingen, erließen die USA drakonische Benzinrationierungsvorschriften. Trotz eines von der Armee niedergeschlagenen Streiks der Kohlenarbeiter liefen die Anlagen zur Benzinsynthese mit voller Auslastung. Anschläge verringerten aber weiterhin die Kohleförderung.
    Die Bürokratie wurde soweit abgebaut, daß Brüterreaktoren in vier Jahren in Betrieb gehen konnten, aber die Proteste gegen Umweltbeeinträchtigungen wuchsen weiter an. Für ein neues Teersandkraftwerk in Alberta wurden die nötigen Mittel bereitgestellt. Die Kosten für die Wasserstoffverschmelzung sanken auf hundert Dollar pro Kilowattstunde. Im Golf von Mexiko wurde in großer Tiefe ein neues Erdöllager entdeckt. Die Wirtschaft stellte sich aber großteils auf die Erzeugung von Solarkraftwerkssatelliten um.
    Sie las Charlie die wunderbaren Stellenangebote in der New York Times vor. Er war nicht interessiert. Sie schmollte.
    Eines Tages rief der Vater wie ein Blitzschlag Jupiters an, und Diana hörte am Apparat oben mit; die Tränen liefen ihr aus den Augen. Das war ein Mann. Der konnte bauen. Er konnte kämpfen. Allein schon die Stimme erweckte Loyalität. Sein Konterfei schmückte das Titelblatt von Time. Er konnte sogar zu Jungfrauen zärtlich sein. Dieser Menschenschlag schmiedete am Ruhm des Menschen. Sie sehnte sich danach, ihn zu umarmen. Kann eine Frau jemals ihren ersten Mann vergessen?
    An diesem Mittag kochte Diana

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