Der große Ölkrieg
Mit-dem-Kopf-gegen-Mauern-Anrennens sprach.
Als sie, ohne einen Pfennig in der Tasche, in einer kleinen Busstation in der Nähe einer Kleinstadt in New Hampshire den Bus verließ, sah sie aus wie ein Unfallopfer und war ganz benommen. Es war Wahnsinn zu glauben, daß Byron daheim sei. Er würde in Washington oder Seattle oder irgendwo in New Hampshire sein. Sie ging zu einem im Schnee verborgenen Haus mit heruntergelassenen Rollbalken. Seine frühere Frau befand sich, wie sie wußte, in Florida.
Auf der Damentoilette weinte sie sich aus, ehe sie zum Postamt hinüberging und nach Mr. McDougall fragte. Die Frau sagte ihr, daß er nicht daheim sei, wohl aber sein Sohn, und daß er einen Nichtsnutz von Herumtreiber zum Sohn hätte. Diana erbettelte sich fünfundzwanzig Cents für einen Telephonanruf, und als sie die Stimme des Sohnes hörte, hängte sie ohne ein Wort zu sagen auf. Sie ging zehn Kilometer durch den Schnee bis zum Anwesen der McDougalls.
Ein dunkelhaariger junger Mann mit Byrons blauen Augen öffnete ihr die Tür. „Sie sind zu Fuß gegangen? Ihr Auto ist steckengeblieben? Ich habe ein Lastauto.“
„Nein, ich bin die Geliebte Ihres Vaters.“
Er versuchte darauf siebenerlei zu erwidern, es reichte aber nur zu einem Quietschen. Sich vor Kälte reibend, ging sie an ihm vorbei. Er lief ihr nach. „He, Ihnen ist kalt.“
„Führen Sie mich zu Ihrem Heizkörper.“
„Sie hatten einen Unfall.“
Sie berührte ihr Gesicht. „Die Schwellung ist abgeklungen. Das blaue Auge sieht schrecklich aus, nicht wahr? Mein alter Herr hat mich verprügelt, weil ich mit Ihrem alten Herrn geschlafen habe.“
„Mein Vater hat Sie verlassen?“
„Ja.“
„Hat er Ihnen kein Gratisjahr in Paris finanziert?“
„Er ließ mir ein Gratisjahr in einer Kohlenstadt in Ohio zukommen.“
„Sie hätten mehr verlangen sollen.“
„Wenn man verliebt ist, verlangt man nichts.“
„Sie sind zu jung für ihn.“
„Ich glaube nicht , daß Sie das etwas angeht !“
„Sind Sie schwanger?“
„Nein, ich bin nicht schwanger“, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
„In einer Minute habe ich heißen Tee für Sie fertig.“
Sie setzte sich in der Küche beim Heizkörper nieder und zog die Stiefel aus. Ihre Füße waren weiß und ohne Gefühl. „Wo steckt er?“
„Ich erhielt gerade einen Scheck aus Houston, aber das war vor einer Woche.“
„Das nützt mir riesig viel.“ Sie fing zu weinen an.
„Ach, hören Sie auf. So schlimm kann es nicht sein.“
„Wenn Sie mit Ihren großen blauen Augen daherkommen und mich trösten wollen, schmeiß ich Ihnen etwas an den Kopf!“
11
Bis auf die Mahlzeiten schmollte Diana im Hauptschlafzimmer. Von der Veranda aus sah sie auf das verschneite Ackerland hinaus, jene Art von welliger Landschaft, die sich reiche Leute leisten, wenn sie das Stadtleben satt haben. Das Zimmer sah nach Handarbeit aus, mit Walnußmöbeln und geschnitzten Walnußtüren. Parfümflaschen standen herum, aber Gegenstände wie schwere Haarbürsten aus Kupfer waren ordentlich in Schubladen verstaut. Zwei Porträts hingen über dem Bett: eine Frau, auf die das von Frühlingsblättern reflektierte Sonnenlicht fiel, und ein düster aussehender Mann in Jagdfliegeruniform vor einem herbstlichen Hintergrund. Sein Porträt warf sie aufs Bett, ein Floß für ein einsames Mädchen, an das sie sich in diesem Riesenozean von Weichheit klammern konnte.
Das Schmollen machte Diana unruhig. Sie hatte es früher nie versucht, und es sagte ihr nicht zu. Nach drei Tagen verwendete sie ein paar Stunden auf das Backen einer Hühnerkasserolle, und das war so erholsam, daß sie einige von Mrs. McDougalls Kleidern anzuprobieren anfing und die ihr zusagenden auf der Nähmaschine abänderte. Ein schüchternes Klopfen an der Tür unterbrach am vierten Nähtag ihre Konzentration.
„Möchtest du ins Dorf mitkommen? Ich hole Gemüse.“
„Gott sei Dank! Hat dir Byron schließlich doch noch etwas Geld geschickt!“
„Nee. Ich habe auf einer Farm ein paar Elektroinstallationen gemacht.“
„Du hast gearbeitet?“ rief sie ungläubig aus.
„Ja, dein Appetit bringt mich um Haus und Hof.“
„Und ich bildete mir hier ein, ich müßte verhungern!“
„Heute gibt es also Steaks. Ich habe mir ausgerechnet, daß ich, wenn mein Vater meine Freundin in Paris aushalten kann, seiner Freundin zumindest ein Steak kaufen kann.“
Im Dorf fiel ihr auf, daß im Autobahnrestaurant eine Kellnerin gesucht wurde, und
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