Der große Ölkrieg
Üppigkeit. Einige von ihnen tragen Früchte – Zitronen, Orangen und Feigen. Es gibt Reben und Bambusstauden, sogar ein Bächlein, das zu verträumt dahinfließt, als daß es plätschern würde. Das Essen ist das beste im ganzen Sonnensystem – nur Fleisch darf man nicht bestellen. Nymphen mit Namen wie Callisto bedienen an den Tischen und tragen römische Frisuren und wallende Gewänder.
Wenn Diana kommt, tritt sie mit einer weißen Toga und einem Köcher über der Schulter ein. Sie kennt Gott und die Welt. Oft veranstaltet sie in einer der Nischen eine Dinnerparty und führt Leute zusammen, die zusammenkommen sollen, manchmal um der großen oder kleinen Politik willen, manchmal aus Vergnügen am Aufeinanderprall gegensätzlicher Meinungen, manchmal, weil sie heimlich Ehen stiftet, manchmal aus belanglosen Gründen – ein alter Professor Charlies braucht Gesellschaft oder eine ihrer Freundinnen einen Rat über Vorhänge. Hinter den Mädchen, die für sie arbeiten, steht sie wie eine Löwin.
Wenn Sie je die Musik in Dianas Hain gehört haben, dann wissen Sie, daß Charlie in den Kreis der größten Komponisten aufgestiegen ist. Er behauptet, es handle sich nur um ein Hobby. Die Komposition kann so einfach sein wie das Zwitschern der Vögel am Morgen von irgendwo jenseits der Zweige – der Schrei eines Reihers, ein Schwarm nach Süden ziehender Zugvögel, eine einsame Lerche –, oder es handelt sich um ein Gespräch, das den Schlußstrich unter die Auseinandersetzungen von Göttern zieht.
Von Zeit zu Zeit macht Charlie Diana noch immer Heiratsanträge. Sie lächelt ihn nur neckisch an, obwohl sie bereits ein Kind haben, und stellt ihm in schwunghafter Schrift einen neuen Vertrag aus, in dem sie verspricht, ihm zumindest die nächsten vierzehn Tage lang treu zu bleiben. Er murmelt etwas in seinen Bart, daß das Leben mit ihr einer Professur ohne Pensionsanspruch gleiche.
Rund um den Äquator geht ein Solarkraftwerk nach dem anderen in der Umlaufbahn in Betrieb; schon jetzt beziehen sie die Hälfte ihrer Masse vom Mond. Der gesamte Sauerstoff, den die Raumflotte verbraucht, wird auf dem Mond erzeugt. Amerika erlebt eine neue Blüte. Es tut, worin es immer am besten war, es verkauft hochentwickelte Technologien in die übrige Welt. Amerikas Wirtschaft ist energieunabhängig und rohstoffunabhängig geworden. Die Investitionen sind beträchtlich, aber bislang noch unzureichend militärisch abgesichert. Beide McDougalls gehören einem inoffiziellen Verteidigungsministerium an, das sich mit Problemen beschäftigt, mit denen das versteinerte Denken des Pentagons nicht fertig wird. Schwerwiegende Entscheidungen sind zu treffen, um die Hohen Ebenen angesichts eines verstärkten russischen Dranges in den Weltraum abzusichern. Verpflichtungen dieser Art führen Charlie einmal im Jahr auf die Heimatwelt zurück.
Diana begleitet ihn dabei nie. Sie ist eine der kleineren Erdgöttinnen, die für ihren Aufstieg zur Mondgöttin hart gearbeitet hat, und sie ist mit dem Erreichten hochzufrieden.
Manfred Schumacher
Spielen wir Präsident
Die ersten Sonnenstrahlen fallen durch die geborstene Kuppel des alten Atomkraftwerks. Sie fallen auf Peanutbutter Gabriel, der in seinem Bett dicht neben dem strahlenden Kern, der ihm Schutz vor der Kälte und Strahlenlosigkeit der Nacht gibt, liegt und schläft.
Langsam erwacht er. Die harte Sonnenstrahlung vertreibt die nächtliche Starre.
Peanutbutter Gabriel räkelt sich, streckt seinen rechten Arm mit den sieben Fingern in die dünne und sauerstofflose Luft. Er schnuppert mit seiner langen, beweglichen Nase. Dann öffnet er sein rechtes Auge, die beiden anderen sind blind, und sieht durch die geborstene Kuppel hinauf zu dem fast vollkommen schwarzen Himmel.
„Ein schöner Tag wird’s. Ich spür’s. Es ist Westwind. Eine wunderschöne Wolke Radioaktivität wird kommen. Ich spür’s. Ich weiß’s.“
Er reibt sich Hand und Fuß, die rechte Hand mit den sieben Fingern und den rechten Fuß ohne Zehen. Dann kratzt er sich die Ausbuchtungen auf seinem sonst kahlen Kopf.
„Ein schöner Tag wird’s. Ich spür’s. Eine schöne Wolke Radioaktivität wird kommen. Westwind ist’s. Ein schöner Tag wird’s. Ich spür’s. Ich weiß’s.“
Er singt es immer wieder, krächzend und schief, verzerrt durch die dünne Luft, vor sich hin, während er mühsam seinen Körper aus dem Bett hievt. Langsam humpelt er um seinen strahlenden Ofen herum und stellt diesen niedriger.
„Muß
Weitere Kostenlose Bücher