Der große Ölkrieg
sparen. Muß sparen. Ein schöner Tag wird’s. Muß sparen. Ein schöner Tag …“
Singend humpelt er zu einem Schrank hinüber, wobei er das linke Bein nachzieht, denn dieses ist länger als das rechte und schwächer entwickelt.
Er öffnet den Schrank, der aus massivem Blei besteht, und holt ein Glas heraus, das mit Plutoniumstaub gefüllt ist. Vorsichtig – um kein Gramm zu verschütten – öffnet er es und schnuppert kichernd daran.
„Wie herrlich ist’s.“
Er füllt sich seine Tagesration in einer alten Porzellantasse ab, die er irgendwann einmal im Sand der Wüste gefunden hat. Dann verschließt er das Glas sorgfältig und stellt es zurück. Langsam schüttet er sich den Plutoniumstaub in den zahnlosen Mund und schluckt ihn genüßlich hinunter. Eine Weile steht er mit geschlossenem Auge da, den Kopf in den Nacken zurückgelehnt und fühlt, wie das Plutonium seinen Körper durchdringt und stärkt.
Später setzt er sich in den Wüstensand vor seinem Atomkraftwerk und läßt seinen Körper von der harten Sonnenstrahlung bescheinen. Er sieht hinauf zu dem schwarzen Himmel, er sieht über die in der Sonne gleißende Wüste, die sich schattenlos bis zum Horizont erstreckt und darüber hinaus.
„Wie herrlich ist’s.“
Als er zu dem Nachbar-Atomkraftwerk hinübersieht, dessen geborstene Kuppel sich in etwa zehn Kilometer Entfernung aus dem Sand der Wüste erhebt, macht er eine humpelnde Gestalt aus.
„Wenn das nicht Friedensengel ist. Ein schöner Tag ist’s. Ich hab’s gespürt. Ich weiß’s.“
Er sitzt in der Sonne auf dem heißen Wüstensand, den Rücken an sein Atomkraftwerk gelehnt, und beobachtet den langsam näher kommenden Friedensengel.
„Ein herrlicher Tag ist’s“, begrüßt ihn dieser, als er ihn erreicht hat.
„Wahrlich ein schöner Tag, Friedensengel“, erwidert Peanutbutter Gabriel den Gruß. „Wahrlich ein schöner Tag. Was führt dich denn zu mir?“
Friedensengel läßt sich erschöpft neben Peanutbutter Gabriel in den Sand.
„Ich werd’s dir erzählen. Heute wachte ich mit den ersten Sonnenstrahlen auf, wie immer, und ich dachte mir, daß es schön wäre, wieder einmal zu spielen. Dabei dachte ich gleich an dich, Peanutbutter Gabriel. Denn allein macht es nicht den richtigen Spaß. Also: Spielen wir Präsident?“
Peanutbutter Gabriel kratzt sein Kinn.
„Nicht schlecht. Nicht schlecht. Ein schöner Tag wird’s. Ich hab’s gespürt. Ich hab’s gewußt. Dich schickt die heilige Radioaktivität, Friedensengel.“
Und so machen sich die beiden auf den Weg, um Präsident zu spielen. Sie humpeln singend und lachend durch die totenstille Wüste, schlagen sich dabei zwischendurch immer wieder mit ihren Händen auf ihre Schultern oder ihre Schenkel.
„Ein schöner Tag wird’s. Eine Wolke wird kommen. Eine wunderschöne Wolke Radioaktivität. Es lebe der Präsident …“
Nachdem sie einige Zeit gegangen sind, erreichen sie schließlich ihr Ziel, ihren Bunker. Dieser ist halb verschüttet, aber nichtsdestotrotz immer noch einsatzbereit.
Langsam und vorsichtig steigen sie die mit Sand bedeckte Treppe hinunter und gelangen in die Zentrale, einen Raum, der mit verschiedenen Maschinen und Geräten ausgestattet ist, deren Sinn und Funktion den beiden unbekannt sind. Nur das Präsidentenspiel wurde ihnen überliefert. Zielstrebig begeben sie sich zu ihrer Präsidentenmaschine.
„Welchen nehmen wir denn heut’?“ fragt Peanutbutter Gabriel und streichelt dabei erwartungsvoll die Apparatur.
„Ist fast schon gleich“, antwortet Friedensengel.
„Wichtig ist nur das Spiel.“
„Spielen wir Präsident!“
„Spielen wir Präsident!“
„Es lebe der Fortschritt!“
„Es lebe der Fortschritt!“
„Es lebe die Verteidigung!“
„Es leben die Menschenrechte!“
„Es lebe die Zukunft!“
„Es lebe die freie Welt!“
„Es lebe der Frieden!“
Mit dem letzten Ausruf drücken sie die für das Spiel notwendigen Knöpfe. Sie lauschen gespannt, ob sie etwas hören können. Doch es herrscht Stille in der Wüste. Absolute Stille.
Doch irgendwo, die beiden wissen nicht wo, macht sich eine Rakete auf den Weg. Das ist der erste Teil des Spiels.
Langsam steigen Peanutbutter Gabriel und Friedensengel wieder hinauf in die Wüste und warten. Sie sitzen im Wüstensand, halten sich die Hände und starren in den schwarzen Himmel.
Endlich, etwa fünfzehn Minuten später, hören sie ein hohes und dünnes Heulen, und kurze Zeit später können sie den wunderschönen
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