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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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nicht, sich aufrecht hinzusetzen und in die Riemen zu legen. Solange die Suchfinger der Scheinwerfer vom Oberland diesen Winkel des Meeres noch abtasten konnten, war das Risiko einer Entdeckung zu groß. Ein leeres Boot mochte noch durchgehen, ohne Alarm auszulösen. Er ließ es treiben, steuerte aber gegen.
    Dann war er aus der Suchzone heraus und richtete sich auf. Minutenlang steuerte er weiter gegen die Strömung und den Wind, dann ruderte er mit solcher Anstrengung, daß seine Muskelstränge die Nähte seines verwaschenen Hemdes zu sprengen drohten.
    Später drehte er bei und ließ das Boot mit der Strömung von Norden her gegen die Insel abfallen.
    Einmal im Monat riskierte er dieses Abenteuer, denn die dazu nötigen Voraussetzungen waren einfach nicht öfter erfüllbar. Normalerweise ließ die Abfolge der Arbeitsschichten überhaupt keinen Gedanken daran zu, mit dem Boot hinauszurudern. Die freie Zeit wurde dringend benötigt, dem Körper im Schlaf zu ermöglichen, die verbrauchte Arbeitskraft zu erneuern, sich zu regenerieren. Und schließlich hatte Tycho das Boot auf der anderen Seite der Stranddüne verbergen müssen, um es nicht der Gefahr der Entdeckung auszusetzen. Es war schwierig und erforderte Geschicklichkeit und Geduld, durch den Wachkordon zu schlüpfen und keiner Streife in die Hände zu fallen.
    Dies alles wurde nur einmal im Monat möglich: während der achtundvierzigstündigen Ruheperiode für alle Arbeitsgruppen, gleichgültig, ob sie in der Tiefsee, bei der Fischerei oder auf der Insel eingesetzt wurden. Warum man den Arbeitern einmal im Monat diese Pause gönnte, wußte niemand. Menschenfreundlichkeit, dachte Tycho, war wohl kaum der Grund.
    Der steile Felsen, den die ursprünglichen Helgoländer die ‚lange Anna’ genannt hatten, ragte jetzt so riesig vor dem winzigen Boot auf, daß er den Rest der Insel fast verdeckte. Er war der Insel vorgelagert und ragte wie eine Zahnruine in einem zerstörten Gebiß aus der See. Ein leises Knarren drang an Tychos Ohren. Die Aluminiumbrücke schwankte leicht im Wind.
    Tycho drückte mit einem Haken gegen den roten Sandstein des Felsens, um zu verhindern, daß der Seegang das Boot dagegenschleuderte. Er war gezwungen, sich mehrmals abtreiben zu lassen und wieder heranzurudern, bevor es ihm gelang, die schmale Rinne anzusteuern, die eben groß genug war, ihn hindurchzulassen.
    Endlich war es geschafft. Er warf mehrere Taue über vorspringende Felsnasen und zurrte seine Nußschale fest. Dann zog er sich in eine ausgewaschene Höhle hinauf, die knapp über dem Wasserspiegel lag. Von dort aus beobachtete er das tanzende Boot unter sich und ruhte sich aus.
    Was würde er tun, wenn einmal ein richtiger Sturm in die Ruheperiode fiel? Auf den Ausflug verzichten? Es war unvorstellbar.
    Aber schließlich war er mit den Gefahren der See groß geworden. Sein Großvater hatte einen Fischkutter besessen und …
    Tycho schüttelte den Kopf. Jetzt galt es, die Gedanken zusammenzuhalten und nicht an vergangene Zeiten zu denken. Was hatte Rüdiger gesagt? Es gab einen Weg, den Dom zu überwinden, und es lag an ihm, ob es dazu kam oder nicht? Tycho war verwirrt. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er weniger auf Rüdigers Worte geachtet hatte als sonst. Natürlich, er fühlte sich hundertprozentig zu Rüdiger und den anderen gehörig, trotz aller Angst vor dem Tod – aber konnte es möglich sein, daß er wirklich eine wichtige Position in der Befreiungsbewegung darstellte? Er fluchte leise. Warum hatte er, anstatt von Fang zu erzählen, Rüdiger nicht zugehört? Er war ein Riesentrottel gewesen! Sicher hatte er ihm etwas Wichtiges mitzuteilen gehabt. Die Wut auf das eigene Unvermögen verwandelte sich in spontanen Haß auf die Machthaber.
    Trotzig starrte Tycho in den Wind. Auch das war eine Besonderheit der Energiebarriere: den Wind ließ sie durch. Auch die Wellenbewegungen der See. Sie berührten sich nicht an der Grenze, aber der Spalt zwischen den beiden Wassern verformte sich wie eine Gummihaut im Rhythmus der Wogen.
    Schließlich stemmte er sich in das rote Gestein und arbeitete sich mit Hilfe eines Kletterhakens langsam nach oben. Da er den Weg nicht zum ersten Mal nahm, wurde es glücklicherweise immer leichter, weil sich langsam so etwas wie Stufen im Fels abzeichneten.
    Dennoch blieb es mühsam. Doch die Belohnung dort oben machte dies alles wett und gab ihm wieder Mut, einen Monat unten am Meeresboden die Erzbrocken aus dem Gestein zu puhlen.
    Schließlich

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