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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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soviel Widerstandskraft geschenkt hatte, daß er alle anderen überleben würde, wenn ihm nicht ein unvorhergesehener Unfall einen Strich durch die Rechnung machte. Und dazu war in dieser Umgebung nicht allzuviel nötig. Fiete war zugleich auch der beste Schwimmer des Teams, ein richtiger Kumpel, und er half seinen schwächeren Kameraden, wo er nur konnte.
    Andere Gruppen arbeiteten bereits im Licht der Tiefseescheinwerfer, als Tycho mit seinen Leuten eintraf. Mehrere seefeste Roboter des ATK schwebten in der Nähe des Abbruchs, scheinbar unbeteiligt, in Wahrheit aber alles registrierend und jederzeit zum Eingreifen bereit. Da man sie mit den beschränkten Mitteln des Inselstaates weder reparieren noch in Serie herstellen konnte, galten sie den Machthabern als sehr kostbar; kostbarer jedenfalls als ein gewöhnliches Menschenleben.
    Nur gut, dachte Tycho, daß sie nicht beurteilen können, ob sich ein Mensch beim Arbeiten anstrengt oder nicht. Und ihre Herren ließen sich in dieser kalten Tiefe ziemlich selten blicken …
    Tycho suchte einen Arbeitsplatz für sein Team und verteilte die Kinder auf eine parabelähnliche Linie, in der er selbst den Scheitelpunkt bildete. Dies war seine eigene Idee gewesen, die sich aber leider noch nicht voll bei den anderen Gruppen durchgesetzt hatte. Auf diese Art und Weise behinderten sich die Jugendlichen so wenig wie möglich, die Unfallgefahr verringerte sich, und man war gleichzeitig in der Lage, das Verhalten der nächsten Nachbarn besser zu übersehen.
    Tycho – nun in der Mitte der Kette – ließ immer wieder seinen Blick über die Reihe schweifen. Zwar vermochte man wenig mehr als blasse Gesichter hinter den dicken Helmscheiben zu erkennen, und die mageren Körper unter den dicken, kälteisolierenden Anzügen waren nur zu vermuten – hören konnte man keinen von ihnen –, aber inzwischen kannte Tycho seine Leute gut genug, um auch an den kleinsten Anzeichen zu erkennen, ob einer am Ende seiner Kraft war, ob ihm schwindlig wurde oder dergleichen mehr.
    Die Arbeit zu unterbrechen war verboten und rief zudem die Roboter auf den Plan, wenn sie den betreffenden Sektor gerade beobachteten. Allerdings waren sie nicht dazu in der Lage, ihre schmerzhaften Neuropeitschen unter Wasser einzusetzen. Gerüchteweise war durchgesickert, daß die Anweisung existierte, nur im Notfall Arbeitskräfte zu eliminieren.
    Tycho hatte deshalb jedem Angehörigen seiner Gruppe eingeschärft, sofort den Vibrator abzustellen und die Arbeit liegenzulassen, wenn etwas nicht in Ordnung war. Dann hörten auch die anderen sofort auf und kümmerten sich um das Problem.
    Sie hatten dieses Prinzip schon zweimal angewendet. Einmal, als Eike ohnmächtig wurde und nicht einmal mehr Zeit hatte, den Vibrator abzuschalten, und ein anderes Mal, als sich Uve an einer scharfen Felszacke verletzte, wobei sein Druckanzug rasch Luft verlor.
    Beide Male hatte man sie anschließend auf halbe Rationen gesetzt, was schlimm genug gewesen war, da schon die normale Verpflegung zum Sattessen nicht reichte. Aber es hatte keine Toten gegeben, und das war wichtig.
    Tycho erinnerte sich: Der Vibrator war zornig brummend, wie ein tödlicher Torpedo, durch das Wasser geschossen, zum Glück ohne einen Menschen zu treffen. Und die Roboter hatten eine drohende Haltung eingenommen – aber nicht geschossen. Sie ließen es sogar zu, daß Tycho mit den Opfern zur Tauchglocke schwamm und auf eigene Verantwortung die Kinder von der Schicht suspendierte, nachdem er sie versorgt hatte.
    So rückte Tychos Team Zentimeter um Zentimeter vor, so schnell wie nötig und so langsam wir nur eben möglich. Hinter ihnen arbeiteten mehrere andere Trupps und räumten in sicherer Distanz von den Vibratoren das Erz in die Lastglocken.
    Das Wasser war heute stark in Bewegung und machte den Arbeitern zu schaffen. Offenbar fegten Orkane über die Deutsche Bucht hinweg. Einmal riß bei den Abräumarbeiten eine der Sicherheitsleinen, aber der daran hängende Mann – ein Großvater namens Bertie – konnte sich an der Lastglocke festklammern, bevor ihn eine Untergrundströmung erfaßte. Er kehrte ohne fremde Hilfe zu seiner Gruppe zurück.
    Das war heute während der vier Stunden Arbeit bis zur Essenspause das einzige Geschehnis, das die Arbeitssklaven aus ihrer täglichen Monotonie riß. Ansonsten gab es nur die Kameraden, jeder angebunden und doch fern, isoliert hinter dichtem Plastikgewebe, Metall und Glas, unerreichbar für eine akustische Kommunikation. Und

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