Der große Ölkrieg
pfeifend in meinen feuchten Keller hinab, wo ich (neben den Beeten meiner Champignonzucht) nicht nur meine SF-Sammlung aufbewahre, sondern auch zu arbeiten pflege.
Nach einem jovialen „Tagchen, Tagchen, mein Alter, how’s the business going?“ flegelte er sich, die erkaltete Pfeife mit den Zähnen festhaltend, auf meine unbezahlbare (und unbezahlte) Kollektion der phantastischen Abenteuer von Beppo Bolinski und die Brutalos von Beteigeuze , blätterte gelangweilt in einem angegammelten Exemplar von Wastl Hinterhubers preisgekrönter Space Opera Als die Universen erbebten und meinte schließlich, nachdem er mir den Kaffee weggeschnappt und sich eine meiner schwarzen Zigarren (als Kulturschaffender hat man schließlich ein Image zu wahren) ins Gesicht gesteckt hatte: „Ronald, du bist doch eines der wenigen wirklichen Genies unserer Zeit.“
„Vielen Dank“, erwiderte ich geschmeichelt, ohne von der 93. Fortsetzung der gerade durch meine IBM tickernden intergalaktischen Remmidemmi-Serie Die knallharten Typen von der sausenden Sternenpatrouille aufzuschauen, „aber im Moment bin ich leider selber ziemlich pleite.“
„Ich bin entsetzt!“ schnaubte Sepp beleidigt und brachte es sogar fertig zu erbleichen. „Wie kommst du nur auf die Idee, ich wollte dich anpumpen? Erstens geht es mir momentan ausgezeichnet, und zweitens wäre ich ja schon mit einem Fünfziger zufrieden. – Nein, nein, mein teurer Freund“, fuhr er, ohne Luft zu holen und mit Nonchalance meinen stummen Protest ignorierend, fort, „worauf ich anspielen wollte, sind dein geradezu weithin bekanntes Sprachtalent und deine rasche Auffassungsgabe! Die Verleger sind geradezu begeistert davon. Es gibt, seit du Ützküll Kützelmütz’ Superfetzer Füllülür dürlürlür, Pürlürlür aus dem Türkischen ins hindustanische Platt übertragen hast, auf der Buchmesse kaum noch ein anderes Gesprächsthema als deine geniale Kenntnis obskurer Sprachen.“
„Oh, danke“, sagte ich hastig und fügte bescheiden hinzu: „Aber das Buch war nun wirklich nicht schwer …“
„Du brauchst deswegen nicht gleich zu erröten“, winkte Sepp kategorisch ab und paffte an der geklauten Zigarre. „Wenn man bedenkt, daß du nichts anderes als Das Handbuch des gewieften Bluffers zur Verfügung hattest, war es eine großartige Leistung. Nur …“ Er sah sich mit Verschwörermiene um. „Nur habe ich während der Tagung der Vereinigung internationaler Steuerhinterzieher/Sektion Europa-Mitte in Kuala Lumpur erfahren, daß Kützelmütz’ Werk ein numismatisches Fachbuch sein soll. Der Autor war – gelinde gesagt – ziemlich erstaunt, daß man ihn hierzulande für ei nen Romancier hält.“
„Wollen wir … äh … nicht lieber das Thema wechseln?“ schlug ich mit immer enger werdendem Hemdkragen vor. „Wolltest du mich nicht ursprünglich anpumpen? Gut, hier ist der Fünfziger. Nun nimm ihn schon hin und zier’ dich nicht länger.“
Das ließ Sepp sich nicht zweimal sagen. „Nicht, daß du etwa denkst, du müßtest dir mein Schweigen erkaufen “, sag te er und ließ den Lappen blitzschnell in seinen unergründlichen Hosentaschen verschwinden. „Ich wäre nie dazu in der Lage, mein Wissen gegen dich auszuspielen.“
„Ich würde nicht im Traum daran denken, daß du käuflich wärst, Sepp“, versicherte ich ihm mit dem treuherzigsten Augenaufschlag der Welt und dachte daran, daß es mit den neuen Zahnbürsten für die Kinder diesen Monat wohl wieder nichts werden würde.
Als wäre nicht das geringste passiert, fuhr Sepp fort: „Wie gesagt, ist dein Übersetzergenius weit berühmt. Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, daß eine großartige Aufgabe deiner harrt.“
„Wie schön“, sagte ich. „Aber leider bin ich gerade schwer beschäftigt. Wie du sicher weißt, hat Horaz Adamczyk nicht nur die Redaktion der neuen Taschenbuchreihe Hältste-im-Kopf-nicht-aus-SF übernommen, sondern mich auch noch dazu auserkoren, einen Klon-Roman für ihn zu schreiben, weißte? Klone sind nämlich derzeit hochaktuell.“
„Und ob ich das weiß“, sagte das Wesen, das ich die ganze Zeit für meinen alten Sepp himself gehalten hatte. „Schließlich bin ich ja selber einer. Glaubst du etwa, ich würd’ das Risiko eingehen, in persona hier aufzukreuzen?“
Mein belämmertes Glotzen mit einer lässigen Handbewegung hinwegfegend, fuhr das klonhafte Ding mit den Zügen Sepps fort: „Das Geheimkomitee der SF-Autoren Westeuropas hat dich dazu auserwählt, eine für
Weitere Kostenlose Bücher