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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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bestand – wer war es dann gewesen? Vielleicht die Alten, von denen manche Legenden berichteten?
    Dreiauge, Vielarm und viele Brüder und Schwestern von Erd-Stämmen mußten in das Stollensystem eindringen und so viele Lebensstein-Behälter herbeischaffen, wie es ihnen möglich war. Es war eine beschwerliche Arbeit. Und so sinnlos . Denn kaum hatten sie die Behälter in die Grube geschafft, da mußten sie sie für den abendlichen Abtransport aufstapeln. Was nützte denn die ganze Arbeit, wenn ihnen die Behälter wieder abgenommen wurden?
    Einmal empfand Dreiauge eine tiefe, intensive Furcht. Es war am neunten Tag, gerade bevor Vielarm, er und viele andere erneut in den Salzstock eindringen sollten. Da verdunkelte ein gewaltiger Schatten die Sonne. Es war ein riesenhaftes Gebilde, das über den Himmel schwebte, noch gewaltiger als das rote Großlicht.
    „Eine Schwebstadt“, hatte ihm Vielarm erklärt. „Dort, wo die Todnebel sind, gibt es mehr von ihnen. Dies ist die erste, die ich hier gesehen habe.“
    Aber warum fiel sie nicht hinunter und zerschmetterte die Welt?
    Warum fällt Großlicht nicht hinunter und verbrennt dich, hatte Vielarm erwidert. Eine Gegenfrage, die keine Antwort war und Dreiauge gar nicht zufriedenstellte.
    Eine Vermutung entstand daraufhin in Dreiauge. War die Schwebstadt vielleicht identisch mit der Dämonenburg, in der er gewesen war? Vielarm hatte kühn behauptet, es gäbe noch mehr Schwebstädte. Dann mußte die Macht der Gleichen in der Tat riesig sein.
    Dennoch gab Dreiauge seinen Plan nicht auf. Selbst Vielarm, seiner Partnerin, erzählte er nichts davon. Er war zwar sicher, daß Vielarm seine Absicht längst mit der Gedankenstimme entschlüsselt hatte, aber wenn dies der Fall war, dann äußerte sie sich nicht dazu.
    Dreiauge hatte sich schon lange nicht mehr so kräftig gefühlt, trotz der beschwerlichen Arbeit. Noch niemals – abgesehen von seiner Kindheit – hatte er sich auch inmitten so riesiger Mengen erquickender Lebenssteine aufgehalten. Aber als er sich drei Wochen in der Grube befand, gingen die Vorräte an Lebenssteinen langsam zu Ende. Dreiauges Kraft hatte ihren Höhepunkt erreicht. Er mußte jetzt handeln oder seinen Schwur vergessen. Das aber konnte und wollte er nicht, auch wenn kein Schmerz mehr in ihm war.
    An jenem Abend, kurz bevor die letzten Behälter aus dem Salzstock abgeholt wurden, legte sich Dreiauge nieder, öffnete seinen Geist und konzentrierte sich auf das Strahlenlicht.
    Dann rief er mit der Gedankenstimme einen Glitscher.
     
    Einmal, erinnerte sich Dreiauge, hatte ein Schamanen-Novize seines untergegangenen Stammes versucht, einen Glitscher zu beschwören. Es lag schon lange zurück, damals, als Dreiauge gerade die Denkfähigkeit erlernt hatte. Es war dem Novizen nicht gelungen, und der Stamm war in große Gefahr geraten. Glitscher waren ungeheuer selten, aber wenn sie auftauchten, dann konnte man nur noch sein Heil in der Flucht suchen.
    Dreiauge suchte eine Stunde lang. Nur die unmittelbare Nähe des Stapels von Lebenssteinbehältern gab ihm die Kraft; sonst wäre er wahrscheinlich nach wenigen Minuten eingeschlafen. So aber …
    Ein fernes Rumpeln drang an Dreiauges Ohren, und in seinen Gedanken war eine fremde Stimme, noch fremder als die der Gleichen. Glitscher waren nicht abhängig von dem Strahlenlicht, und im Gegensatz zu den Fremdstämmlingen konnte es ihnen auch nichts anhaben. Sie lebten in den Tiefen der Erde und kamen nur selten empor.
    „Wir werden sterben“, sagte Vielarm ruhig, die unbemerkt an seine Seite getreten war.
    Das Rumpeln wurde stärker. Dreiauge antwortete nicht. Er wies dem Glitscher mit seiner Gedankenstimme den Weg.
    Die Angehörigen der Erd-Stämme wurden zunehmend unruhiger. Die Fremdlinge aus den Schwebstädten dagegen wußten offenbar nicht, was das Rumpeln zu bedeuten hatte. Es waren nicht die Erdstöße eines nahen Erdbebens, das wußten sie. Aber sie wußten offensichtlich nicht, was sonst noch solche Erschütterungen hervorrufen konnte.
    Dreiauge erhob sich.
    „Er ist gleich hier.“, sagte er, und er hatte seine Worte kaum ausgesprochen, da kam in den Erdboden dicht vor dem Zugang zu dem Stollensystem des Salzstocks Bewegung. Er wölbte sich empor, platzte auf. Etwas Weißes, Milchiges, schob sich daraus hervor.
    Vielarm und Dreiauge zogen sich zurück. Sie durften nicht riskieren, daß der Glitscher ihre Witterung aufnahm, denn sonst würde er sie so lange verfolgen, bis er sie erwischt hatte.
    Es war ein

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