Der grüne Stern
eine mattsilbrige Scheibe, deren Oberfläche in seidige Wolkenschleier gehüllt war. Dorthin richtete ich nun meinen Flug, und im Nu war ich in die Atmosphäre getaucht und sank hinab auf die Oberfläche einer neuen und unbekannten Welt … und in ein Abenteuer, wie es seltsamer und erregender kein anderer Mensch jemals erlebt hat.
3. Die Welt des Gr ünen Sterns
Und ich fand mich inmitten einer erstaunlichen Szenerie, völlig anders als jede Umgebung, die ich je zuvor gesehen hatte.
Ich war auf einer Welt, deren Himmel ein matter, perlmuttfarbener Dunst war, durch den die Sonne wie ein glühender Riesensmaragd brannte. So dicht waren die Nebelschleier in der Höhe, daß man durch sie in die nahe grüne Sonne blicken konnte, ohne geblendet zu werden.
Es war eine Welt gigantischer Bäume, die überall um mich aufragten und alles, was auf der Erde wuchs, in den Schatten stellten. Umfang und Höhe dieser Bäume waren so gewaltig, daß die mächtigen Sequoias des kalifornischen Küstengebirges neben ihnen wie Schößlinge ausgesehen hätten. Einige von ihnen mußten volle zwei Kilometer in die dunstige, lichterfüllte Luft aufragen.
Ich war ein gutes Stück über der Oberfläche dieser seltsamen Welt zum Stillstand gekommen. Unweit von mir erhob sich der massige Stamm eines Baums, der manchen irdischen Berg überragt haben würde. Über mir verlor sich dieser gewachsene Turm in riesigen ausladenden Ästen – breit genug, daß eine vierspurige Autobahn hätte auf ihnen Platz finden können. Von diesen wiederum gingen Zweige jeder Größe aus, die dichte Massen von gelblichgrünen Blättern trugen. Mit jedem dieser Blätter hätte sich ein hochgewachsener Mann mühelos zudecken können.
Unter mir versank der Stamm dieses Pflanzentitanen gleichfalls in einem Gewirr von immensen Ästen, Zweigen und Laubmassen.
Ich konnte in jeder Richtung ungefähr einen halben Kilometer weit sehen, aber wohin ich auch blickte, überall endete die Sicht in blassen, gelblichgrünen Laubmassen oder knorrigen, an Eichen gemahnenden Riesenästen. Und das Licht des grünen Sterns sickerte durch die Laubmassen, die es zu einem grüngoldenen Dämmer filterten, der die Welt darunter wie in verwunschenes Halbdunkel hüllte.
In dieser mystisch dunkeln Welt nahm ich Formen höheren Lebens wahr. Vielleicht hundert Meter von mir hing ein scharlachrotes Reptil mit gezähntem Rückenkamm mit Saugfüßen an der Unterseite eines kolossalen Astes von der Breite der Champs-Elysees. Die scharlachrote Eidechse selbst hatte die Größe von zwei ausgewachsenen bengalischen Tigern.
Ich sah eine Bewegung unter mir – ein kurzes Funkeln und Schillern –, und im nächsten Moment war meine Aufmerksamkeit von dem seltsamsten Gespann in Anspruch genommen, das die Fantasie sich ausmalen kann.
Das Reittier war wie eine Libelle – aber kaum kleiner als ein einmotoriges Sportflugzeug. Vier lange, schmale und durchsichtige Flügel schwirrten in den Luftströmungen. Ein Kopf wie ein schimmernder Bronzehelm trug ein scharlachrotes Fühlerpaar, biegsam und gefiedert, und die riesigen Facettenaugen zu beiden Seiten, halbkugelförmigen Gondeln gleich, schillerten in schwarzen und grünen Tönen, als wären sie aus feingeschliffenen Platten von Onyx und Jade kunstvoll zusammengefügt.
Der lange, zylindrische und sich nach hinten allmählich verjüngende Körper schien mit überlappenden Ringen aus Silber und Türkis gepanzert. Wie das juwelenblitzende Streitroß eines sagenhaften Elfenkönigs glitt dieses Fabelwesen durch das bernsteinfarbene Zwielicht.
Meine Verwunderung nahm noch zu, als ich der märchenhaften Erscheinung folgte, denn nun sah ich mit Troddeln geschmückte seidene Zügel, die an den Fühlern befestigt waren, wo sie dem Kopf der Riesenlibelle entwuchsen, sah einen Sattel aus gepolstertem Samt auf dem torpedoförmigen Rumpf – und in diesem Sattel einen wahrhaftigen Ritter aus dem Reich der Elfen!
Anmutig und schlank wie ein Ballettänzer, beinahe feminin wirkend in seiner zarten Schönheit, war der Ritter auf diesem luftigen Schlachtroß fast nackt. Ein mit roten und grünen Edelsteinen besetzter Lederküraß bildete einen breiten, flachen Kragen um seinen schlanken Hals und schützte seine Brust bis zum Gürtel, den er tief um seine Hüften trug. Auf dem Kopf hatte dieser Elfenritter einen sonderbaren, kompliziert geformten Helm aus glitzerndem Glas, dessen kunstvolle Ausführung eine gewisse Ähnlichkeit mit den Helmen altjapanischer Rüstungen
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