Der grüne Tod
einzigartige Anordnung von Neuronen in seinem Cerebrum war Auffälligkeit genug. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war etwas, das noch zusätzlich Aufmerksamkeit erregte. Er lebte in beständiger Angst davor, dass ihm eines Tages noch ein drittes Auge oder ein Horn oder Stirnwülste wachsen würden. In Anbetracht dessen, was mit ihm vor seiner Geburt angestellt worden war, hätte ihn keine dieser Entwicklungen sonderlich überrascht.
Es war nicht leicht, morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, was einem beim Blick in den Spiegel womöglich entgegenstarren konnte. Andere hätten sich vielleicht gewünscht, größer zu sein oder schöner oder übertrieben muskulös. Flinx dagegen betete täglich um die Gnade der Normalität.
Pip machte sich über eine Brezel her, während ihr Meister einen tiefen Schluck aus einem kelchförmigen Trinkbecher nahm, der aus selbstkühlendem purpurnen Metall gefertigt war. Ein Importprodukt höchstwahrscheinlich. Obwohl er seine Mahlzeit so gut wie beendet hatte, fiel es ihm schwer, sich von der großartigen Aussicht loszureißen. Der Fisch, den er soeben verspeist hatte, war vermutlich erst an diesem Morgen mit Netzen aus dem Fluss tief unter ihm gefangen worden. Obwohl von Essen keinerlei Gefühlsschwingungen ausgingen, hatte es doch seine ganz eigene emotionale Resonanz.
Wie herrlich waren diese Momente, in denen er einfach nur dasitzen und sein konnte.
Pip erhob sich und landete sanft auf seiner Schulter. Diesmal war es der kleine Junge, der lautstark gestikulierend seinem Staunen Ausdruck verlieh, nur um sich im selben Augenblick von seinem Dad eine Ohrfeige einzuhandeln, die ihn sogleich wieder verstummen ließ. Flinx konnte das Unbehagen des Vaters deutlich fühlen, und so schenkte er der Familie auch weiterhin keine erkennbare Beachtung. Was offenbar ganz in deren Sinne war.
Plötzlich breitete sich wie ein leichtes Kräuseln der Luft ein andersartiges Gefühl, ein Gefühl von Angst, in der Gaststätte aus. Flinx straffte sich, und Pip hob ihren Kopf von seiner Schulter, alarmiert durch seine mit einem Mal rasant in die Höhe schnellende emotionale Anspannung.
Wie merkwürdig. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, checkte Flinx die Gäste, vermochte jedoch nichts auszumachen, was einen solch jähen Anstieg von Furchtgefühlen gerechtfertigt hätte. Im Boden taten sich keine Risse auf, der Himmel war klar, die Aussicht draußen unverändert. Seinen Becher erhebend versuchte er die Ursache für die Turbulenzen zu ergründen.
Lange suchen musste er nicht. Drei Männer waren eingetreten und im Eingang stehen geblieben. Zwei von ihnen hoben sich allein aufgrund ihrer Größe deutlich vom üblichen Mittelmaß ab. Alle drei waren außerordentlich gut gekleidet und wären in jeder Menschenmenge auf Samstead sofort aufgefallen, wenngleich das Trio auf kultivierteren Welten wie Terra oder Hivehom wohl kaum jemandes Aufmerksamkeit erregt hätte.
Es war unschwer zu erkennen, dass der Mann in der Mitte das Sagen hatte. Er mochte höchstens drei oder vier Jahre älter sein als Flinx, war etwas kleiner und von durchschnittlicher Gestalt und hatte ein markantes Gesicht. Sein kastanienbraunes T-Shirt mit Aufdruck spannte sich über sehnigen Muskeln.
Über den Rand seines Bechers hinweg studierte Flinx die schmalen, blassen Züge. Das glatte Kinn sprang in auffälliger Weise hervor. Dazu passend ragte eine ausgeprägte Adlernase unter zwei ungewöhnlich dunklen Augen aus dem Gesicht. Eine hohe Stirn und schwarze, der vorherrschenden hiesigen Mode gemäß streng nach hinten gekämmte Haare komplettierten das Bild. Dem ersten Eindruck nach, so Flinx’ Einschätzung, ein Mann, für den jegliches Mienenspiel eine unnötige Anstrengung bedeutete. In diesem Punkt waren seine wichtigtuerischen Begleiter weitaus aktiver.
Mit arroganter Gleichgültigkeit gegenüber der Wirkung, die sein Eintreten hervorgerufen hatte, prüfte der junge Mann den Gastraum mit raschen, abschätzigen Blicken, bevor er schließlich die linke Seite des Restaurants anvisierte und sich in Bewegung setzte. Seine großspurigen Aufpasser folgten ihm. Gleichzeitig verspürte Flinx ein deutliches Nachlassen der allgemeinen Anspannung. Ein merkliches Quantum an Behaglichkeit war beim Eintreten des Trios aus den Gästen herausgesaugt worden, doch als die drei durch eine für das Personal bestimmte Türöffnung verschwanden, wandten sich die Anwesenden erleichtert wieder ihren Gesprächen und Mahlzeiten zu.
Auch Flinx widmete
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