Der Hauch Des Bösen: Roman
Inhalt einer zweiten Wasserflasche wusch sie sich die Hände und meinte mit einem Nicken in Richtung von Remkes Geschäft: »Halten Sie die Männer da drinnen noch etwas in Schach. Ich kümmere mich erst mal um Nadine.«
»Wissen Sie schon, wer sie ist?«
»Ich habe im Melderegister nachgesehen. Rachel Howard, Teilzeitstudentin an der Columbia University.« Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Bezüglich ihres Alters hatte Remke Recht. Zwanzig. Lassen Sie sie einpacken und wegbringen«, fügte sie hinzu. »So, wie sie darin gebacken wurde, finde ich hier weder die Todesursache noch den Todeszeitpunkt raus.«
Sie blickte noch mal auf den Recycler. »Wir werden
sehen, was die Leute von der Spurensicherung finden, und dann schicken wir sie in die Pathologie.«
»Sollen wir gleich damit beginnen, die Anwohner zu befragen?«
»Warten Sie damit, bis ich mit Nadine gesprochen habe.« Eve warf Peabody die leere Wasserflasche zu und marschierte den Bürgersteig hinauf. Einer der Schaulustigen wollte etwas rufen, klappte den Mund, als er ihr in das Gesicht sah, jedoch vorsichtshalber wieder zu.
Nicht äußerst telegen, sondern vor allem spinnewütend stieg die Journalistin aus dem Van. »Verdammt, Dallas, wie lange meinen Sie, dass Sie mich hier festhalten können?«
»Solange ich Sie hier festhalten muss. Ich muss die Bilder sehen. Und dann brauche ich Sie auf der Wache, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen kann.«
»Sie brauchen? Glauben Sie etwa allen Ernstes, es würde mich nur ansatzweise interessieren, was Sie brauchen?«
Der Morgen war fürchterlich gewesen. Ihr war siedend heiß, sie stank, und das Frühstück, das sie so gut gelaunt genossen hatte, lag ihr wie ein Stein im Magen. Der Rauch über dem Schwebegrill, dessen Betreiber dank der Leute, die sich in der Hoffnung, sich den Tod eines anderen aus der Nähe ansehen zu können, doppelt so gute Geschäfte machte wie an jedem anderen Vormittag, mischte eine Ladung Fett unter die zuvor schon schwere Luft.
Ihr kam gar nicht der Gedanke, ihren Zorn im Zaum zu halten, und so blitzte sie Nadine, die frisch wie ein Frühlingsmorgen aussah und einen Becher Eiskaffee
in einer ihrer hübschen, sorgsam manikürten Hände hielt, lediglich bitterböse an.
»Meinetwegen. Sie haben das Recht zu schweigen.«
»Was zum Teufel soll das werden?«
»Ich kläre Sie vorschriftsmäßig über Ihre Rechte auf. Sie sind eine wichtige Zeugin in einem Mordfall. Sie.« Sie piekste einem der uniformierten Beamten mit einem Finger in die Brust. »Führen Sie die Belehrung zu Ende, und begleiten Sie Ms Furst auf das Revier. Sie wird dort so lange warten, bis ich sie vernehmen kann.«
»Was sind Sie doch für eine widerliche Zicke.«
»Ja, genau.« Damit machte Eve kehrt und ging zurück zum Container, wo sie erst einmal in Ruhe mit dem Pathologen sprach.
2
Das Innere des Ladens war erfrischend kühl und erfüllt vom Duft von Kaffee, Bohnerwachs und warmem Brot. Während sie das Wasser trank, das ihr Remke angeboten hatte, studierte sie ihn. Er sah nicht länger wie eine menschliche Rakete kurz vor der Explosion aus, sondern wirkte abgrundtief erschöpft.
Wie sie aus Erfahrung wusste, war das, wenn Menschen Gewalt begegnet waren, nur allzu oft der Fall.
»Wann haben Sie den Container zum letzten Mal benutzt?«, fragte sie.
»Gestern Abend gegen sieben, gleich nachdem ich den Laden geschlossen hatte. Normalerweise schließt mein Neffe immer ab, aber er hat diese Woche Urlaub. Wollte mit seiner Frau und seinen Kindern zum Disney Planet fliegen - der Himmel weiß, warum.«
Er stützte die Ellenbogen auf dem Tresen ab, legte den Kopf zwischen die Hände und bohrte seine Zeigefinger in die Schläfen. »Ich kriege das Gesicht von diesem Mädchen einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
Das werden Sie auch nie, dachte Eve. Zumindest nicht völlig. »Wann waren Sie heute Morgen hier?«
»Um sechs.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ die Hände sinken. »Ich habe den... Geruch sofort bemerkt und wütend gegen den Recycler getreten. Großer Gott, ich habe gegen den Container getreten, während sie da dringelegen hat.«
»Sie hätten ihr nicht helfen können, aber das können Sie jetzt. Was haben Sie dann getan?«
»Ich habe die Störung gemeldet. Habe das Mädchen am Telefon zur Schnecke gemacht. Costello und Mintz kamen ungefähr halb sieben, und wir haben uns furchtbar aufgeregt. Gegen sieben habe ich dann noch mal angerufen, weil bis dahin immer noch niemand
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