Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
Vom Netzwerk:
da war. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich dort angerufen habe, und bis Poole dann endlich kam, stand ich kurz vorm Durchdrehen. Das war zirka zehn Minuten, bevor ich auf ihn losgegangen bin.«
    »Sie wohnen über dem Geschäft?«
    »Ja. Ich, meine Frau und unsere jüngste Tochter. Sie ist sechzehn.« Er atmete rau ein. »Ebenso hätte er sie erwischen können. Sie war gestern bis zehn Uhr abends weg. Zu dem Zeitpunkt muss sie immer zu Hause sein. Sie war mit ein paar Freundinnen und Freunden unterwegs. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn... ich weiß nicht, was ich machen würde.« Seine Stimme wurde krächzend. »Was macht man in einem solchen Fall?«
    »Ich weiß, das ist sehr schwer für Sie. Haben Sie gestern Abend vielleicht irgendwas gehört, irgendjemanden gesehen? Fällt Ihnen irgendetwas ein?«
    »Shelly kam auf die Minute pünktlich heim. Wir sind darin sehr streng, deshalb war sie Punkt zehn zu Hause. Ich habe das Footballspiel im Fernsehen gesehen - aber eigentlich habe ich eher auf sie gewartet. Um elf lagen wir alle drei im Bett. Ich musste in der Früh den Laden öffnen, deshalb habe ich mich beizeiten hingelegt. Ich habe, verdammt noch mal, nicht das Mindeste gehört.«

    »Okay, erzählen Sie mir von Rachel. Was wissen Sie über sie?«
    »Nicht viel. Sie hat seit ungefähr einem Jahr in der Drogerie gejobbt. Meistens tagsüber. Manchmal hatte sie auch Nachtschicht, meistens aber war sie tagsüber da. Wenn man in den Laden kam und sie hatte gerade nichts zu tun, saß sie über ihren Büchern. Sie wollte Lehrerin werden. Sie hatte ein unglaublich süßes Lächeln.« Erneut brach seine Stimme. »Es war eine Freude, sie anzusehen. Ich verstehe wirklich nicht, wie irgendwer so etwas tun konnte.« Er blickte durch das Fenster auf den Container und wiederholte leise: »Wie in aller Welt konnte ihr jemand so was antun?«
    Zusammen mit ihrer Assistentin ging Eve hinüber in die Drogerie. »Rufen Sie bitte Roarke an, und finden Sie heraus, wie es Summerset geht.«
    »Ich dachte, er fährt heute in Urlaub. Das steht zumindest in Ihrem Kalender. Sie haben extra einen Fanfarenbläser und ein Feuerwerk dazugemalt.«
    »Er hat sich das Bein gebrochen.«
    »Was? Wann? Wie? Mein Gott!«
    »Ist heute Morgen die verdammte Treppe runtergefallen. Ich glaube, das hat er nur getan, um mich zu ärgern. Rufen Sie also bitte an. Sagen Sie Roarke, dass ich mich bei ihm melde, sobald das Chaos hier halbwegs gelichtet ist.«
    »Ich werde ihm ausrichten, dass Sie in großer Sorge sind.« Es zeugte von bewundernswerter Kühnheit, dass Peabody unter dem Blick, mit dem ihre Vorgesetzte sie bedachte, nicht zuckte. »Natürlich wird er wissen, dass das Blödsinn ist, aber so was sagt man nun einmal.«

    »Halten Sie das, wie Sie wollen.«
    Damit betrat sie das Geschäft. Irgendeine vernünftige Person hatte die klimpernde Musik, die in sämtlichen Drogerien auf und außerhalb der Erde spielte, abgestellt. Deshalb hing eine Grabesstille über dem mit Fertiggerichten, überteuerten Dingen des alltäglichen Lebens und einer Reihe von AutoChefs bestückten Raum. Ein uniformierter Beamter sah sich die angebotenen Entertainmentdisketten an, während ein junger Angestellter zusammengesunken hinter dem Tresen saß. Seine Augen waren rot verquollen. Er hatte offenbar geweint.
    Noch so ein junger Mensch, ging es Eve durch den Kopf. In Läden wie diesem waren immer entweder halbe Kinder oder Rentner angestellt, denn ihnen machten die absurden Arbeitszeiten und die dürftige Bezahlung weniger als anderen aus.
    Der junge Mann war klapperdürr und rabenschwarz, mit wild vom Kopf stehendem, leuchtend orangefarbenem Haar. Er trug einen silbernen Lippenring und hatte eine billige Imitation einer populären Uhrenmarke an seinem linken Arm.
    Er sah Eve und brach erneut lautlos in Tränen aus.
    »Sie haben gesagt, dass ich niemanden anrufen darf. Sie haben gesagt, dass ich hierbleiben muss. Aber ich will nicht länger bleiben.«
    »Gleich können Sie gehen.« Mit einer Kopfbewegung schickte sie den Beamten vor die Tür.
    »Sie haben behauptet, Rachel wäre tot.«
    »Das stimmt. Waren Sie mit ihr befreundet?«
    »Das muss ein Irrtum sein. Das muss einfach ein Irrtum sein.« Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken
ab. »Wenn Sie mir erlauben würden, bei ihr anzurufen, würden Sie gleich sehen, dass es ein Irrtum ist.«
    »Tut mir leid. Wie heißen Sie?«
    »Madinga. Madinga Jones.«
    »Es ist kein Irrtum, Madinga, und es tut mir leid,

Weitere Kostenlose Bücher