Der Heckenritter von Westeros
bin Ser Duncan der Große.«
»Und wer nennt dich so? Dein kahler Welpe?« Er sah Ei an und gab sein Hühnerlachen zum Besten. »Du bist größer als zu Hellerbaums Zeiten, aber für mich siehst du immer noch nach einem Dunk aus .«
Dunk rieb sich den Nacken und starrte auf die Steine. »Was sollen wir machen?«
»Den Wein nach Hause bringen und Ser Kannnix erzählen, dass sein Fluss ausgetrocknet ist. Im Trotzburg-Brunnen gibt es noch Wasser, also wird er nicht verdursten.«
»Nennt ihn nicht Kannnix.« Dunk mochte den alten Ritter. »Ihr schlaft unter seinem Dach, also zollt ihm ein wenig Achtung.«
»Du achtest ihn für uns beide, Dunk«, sagte Bennis. »Ich nenne ihn so, wie es mir passt.«
Die silbrig grauen Bretter knarrten laut, als Dunk auf die Brücke trat und stirnrunzelnd Sand und Steine darunter betrachtete. Zwischen den Felsen glänzten ein paar braune Pfützen, von denen keine größer war als seine Hand. »Tote Fische, da und da, siehst du?« Der Geruch erinnerte ihn an die Leichen am Kreuzweg.
»Ich sehe sie, Ser«, antwortete Ei.
Dunk sprang hinunter ins Flussbett, hockte sich hin und drehte einen Stein um. Trocken und warm oben, feucht und schlammig unten drunter. »Das Wasser kann noch nicht lange weg sein.« Er erhob sich und schleuderte den Stein gegen das überhängende Ufer, wo er beim Aufprall braunen Staub aufwirbelte. »Am Ufer ist der Boden bereits aufgeplatzt, aber in der Mitte ist er weich und matschig. Diese Fische waren gestern noch am Leben.«
»Dunk der Dummkopf hat Hellerbaum Euch immer genannt. Ich erinnere mich gut daran.« Ser Bennis spuckte einen Schwall Bitterblatt auf die Felsen. Es glänzte schleimig rot in der Sonne. »Dummköpfe sollten nicht versuchen zu denken, denn dafür sind sie zu blöd.«
Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer. Aus Ser Arlans Mund hatten die Worte liebevoll geklungen. Er war ein gütiger Mann gewesen, sogar beim Schelten. Wenn Ser Bennis vom Braunen Schild sie sagte, hörten sie sich ganz anders an. »Ser Arlan ist seit zwei Jahren tot«, sagte Dunk, »und ich bin Ser Duncan der Große.« Kurz verspürte er den Drang, dem braunen Ritter die Faust ins Gesicht zu schlagen und die roten und verfaulten Zähne zu zerschmettern. Bennis vom Braunen Schild wäre sicherlich ein unangenehmer Gegner, aber Dunk war einen halben Meter größer und bestimmt fast fünfzig Pfund schwerer. Er mochte ein Dummkopf sein, aber er war groß. Manchmal hatte er das Gefühl, er würde sich den Kopf an jeder zweiten Tür in Westeros stoßen, nicht zu vergessen die Deckenbalken in jedem Wirtshaus von Dorne bis hoch zur Eng. Eis Bruder Aemon hatte ihn in Altsass gemessen, und er war schon über zwei Meter groß, doch das war vor einem halben Jahr gewesen. Inzwischen war er möglicherweise weiter gewachsen. Der alte Mann hatte immer gesagt, Wachsen sei das, was Dunk am besten könne.
Er ging zu Donner und stieg wieder auf. »Ei, bring den Wein nach Trotzburg. Ich werde nachschauen, was mit dem Wasser passiert ist.«
»Flüsse trocknen eben aus«, meinte Bennis.
»Ich will nur mal nachschauen …«
»So, wie du unter den Stein geguckt hast? Du solltest keine Steine umdrehen, Dummkopf. Man weiß nie, was darunter hervorkriecht. In Trotzburg haben wir schöne Strohmatratzen. An den meisten Tagen gibt es Eier, und meistens gibt es nicht mehr zu tun, als Ser Kannnix zuzuhören, wenn er erzählt, wie großartig er früher war. Lass es sein, sag ich. Der Fluss ist ausgetrocknet, das ist alles.«
Wenn Dunk eines war, dann stur. »Ser Konstans wartet auf seinen Wein«, sagte er zu Ei. »Sag ihm, wohin ich gegangen bin.«
»Ja, Ser.« Ei zog an Maesters Zügel. Das Maultier wedelte mit den Ohren, trabte jedoch sofort los. Er will die Weinfässer loswerden. Dunk konnte ihm den Wunsch nicht verübeln.
Der Fluss floss nach Nordosten, wenn er Wasser führte, also lenkte Dunk Donner nach Südwesten. Er war noch kein Dutzend Schritte vorangekommen, da holte Bennis ihn ein. »Ich komme besser mit und passe auf, dass du nicht gehenkt wirst.« Er schob sich frisches Bitterblatt in den Mund. »Das rechte Ufer hinter diesen Sandweiden ist Spinnenland.«
»Ich bleibe auf unserer Seite.« Dunk wollte keinen Ärger mit der Lady von Kaltgraben. In Trotzburg hörte man unheimliche Dinge über sie. Die Rote Witwe wurde sie genannt, weil sie schon so viele Ehemänner begraben hatte. Der alte Buckel-Sam behauptete, sie sei eine Hexe, eine Giftmischerin und Schlimmeres. Vor zwei Jahren
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