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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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hatte sie ihre Ritter über den Fluss geschickt, um einen Osgrau-Mann zu ergreifen, der Schafe gestohlen hatte. »Als M’lord nach Kaltgraben ritt, um ihn zurückzufordern, wurde ihm gesagt, er solle auf dem Grund des Burggrabens nach ihm suchen«, hatte Sam erzählt. »Sie hat den armen Dag mit Steinen in einen Sack einnähen lassen und ihn versenkt. Danach hat Ser Konstans Ser Bennis in seine Dienste gestellt, um die Spinnen von seinem Land fern zu halten.«
    Donner trabte langsam und gemächlich unter der brennenden Sonne dahin. Der Himmel war blau und hart, nirgendwo war auch nur die Spur einer Wolke zu sehen. Der Fluss wand sich um Felsen und einsame Weiden, durch kahle braune Hügel und Felder mit totem und sterbendem Getreide. Eine Stunde flussaufwärts von der Brücke ritten sie am Rand des kleinen Osgrau-Forstes, der Wats Wald genannt wurde. Aus der Ferne sah das Grün einladend aus und ließ Dunk von schattigen Senken und murmelnden Bächen träumen, doch die Bäume, bei denen sie schließlich ankamen, waren dürr und knorrig und ließen die Äste hängen. Einige der großen Eichen warfen das Laub ab, die Hälfte der Pinien war so braun wie Ser Bennis, und um die Stämme lagen kreisförmig tote Nadeln. Schlimm, wirklich schlimm, dachte Dunk. Ein Funken, und der ganze Wald brennt wie Zunder.
    Im Augenblick jedoch war das Unterholz entlang des Gescheckten Wassers noch dicht: Dornenbüsche, Brennnesseln, Wildrosen und junge Weiden. Anstatt sich hindurchzuschlagen, wechselten sie durch das trockene Flussbett auf die Kaltgrabenseite, wo die Bäume gefällt worden waren, um Platz für Weideland zu schaffen. Im mageren braunen Gras und zwischen den verwelkten Wildblumen weideten ein paar Schafe mit schwarzen Nasen. »Ich kenne kein Tier, das so dumm ist wie ein Schaf«, meinte Ser Bennis. »Glaubst du, die sind mit dir verwandt, Dummkopf?« Da Dunk nicht antwortete, lachte der braune Ritter wieder sein Hühnerlachen.
    Eine Stunde weiter südlich stießen sie auf den Damm.
    Er war nicht so groß, wie man es von solchen Bauten gewohnt war, trotzdem wirkte er stabil. Zwei dicke Holzsperren waren quer über den Fluss von Ufer zu Ufer gelegt worden, sie bestanden aus rohen Baumstämmen, die nicht einmal geschält waren. Die Zwischenräume hatte man mit Steinen und Erde gefüllt und alles festgeklopft. Hinter dem Damm stieg das Wasser über das Ufer und floss in einen Graben, der sich durch Lady Webers Felder zog. Dunk stellte sich in den Steigbügeln auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. In der gleißenden Sonne zeigten sich vielleicht zwei Dutzend kleiner Kanäle, die sich wie ein Spinnennetz in alle Richtungen verzweigten. Sie stehlen unseren Fluss. Bei dem Anblick stieg Entrüstung in ihm auf, vor allem, als er begriff, dass die Bäume mit Sicherheit aus Wats Wald stammten.
    »Siehst du, was du angerichtet hast, Dummkopf?«, sagte Bennis. »Du konntest es ja nicht bei dem ausgetrockneten Fluss belassen, nein. Vielleicht fängt die Sache mit Wasser an, aber sie wird mit Blut enden. Mit deinem und meinem höchstwahrscheinlich.« Der braune Ritter zog das Schwert. »Nun lässt es sich nicht mehr ändern. Da sind deine dreimal verfluchten Grabenbauer. Am besten jagen wir ihnen einen hübschen Schrecken ein.« Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte durch das Gras.
    Dunk blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Ser Arlans Langschwert hüpfte an seiner Hüfte, ein gutes Stück Stahl. Wenn diese Grabenbauer auch nur ein bisschen Verstand haben, werden sie weglaufen. Donners Hufe warfen Erde auf.
    Einer der Männer ließ beim Anblick der heranstürmenden Ritter die Schaufel fallen, doch das war alles. Es mochten zwanzig Arbeiter sein, kleine und große, alte und junge, die alle von der Sonne braun gebrannt waren. Sie bildeten eine zerlumpte Reihe, als Bennis langsamer wurde, und umklammerten ihre Spaten und Hacken. »Das hier ist Kaltgraben-Land«, rief einer.
    »Und das ist ein Osgrau-Fluss.« Bennis zeigte mit dem Langschwert zum Wasser. »Wer hat diesen verfluchten Damm gebaut?«
    »Maester Cerrick«, sagte einer der jüngeren.
    »Nein«, widersprach ein älterer Mann. »Der graue Welpe hat ein bisschen hierhin und dorthin gezeigt und gesagt, tut dies und tut das, aber gebaut haben wir ihn.«
    »Dann könnt ihr ihn auch genauso gut wieder einreißen.«
    Die Mienen der Grabenbauer wurden düster und trotzig. Einer wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn. Keiner sagte ein

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