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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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seinem Erben ernannt hat? Wie viele Bauern, glaubst du, haben wir? Zehn? Und da wäre dann schon der schwachsinnige Bengel von der Schielenden Jeyn mitgezählt, der nicht weiß, an welchem Ende man eine Axt hält. Mach nur Ritter aus ihnen, dann haben wir schon halb so viele wie die Witwe, wenn man ihre Knappen und ihre Bogenschützen und die anderen nicht mitzählt. Du brauchst beide Hände und beide Füße, um sie zu zählen, und die Finger und Zehen deines glatzköpfigen Jungen dazu.«
    »Ich brauche keine Zehen zum Zählen.« Dunk hatte die Hitze satt, die Fliegen und die Gesellschaft des braunen Ritters. Mag ja sein, dass er früher an der Seite von Ser Arlan geritten ist, aber das ist schon Jahre her. Der Mann ist gemein geworden, falsch und feige. Er gab seinem Pferd die Sporen und trabte davon, um Ser Bennis’ Gestank hinter sich zu lassen.
    Trotzburg konnte man allenfalls aus Höflichkeit als Burg bezeichnen. Obwohl es trotzig auf einem steinigen Hügel stand und meilenweit im Umkreis gesehen werden konnte, war es kaum mehr als ein Wohnturm. Vor einigen Jahrhunderten war er teilweise eingestürzt und hatte einen Wiederaufbau erfordert, daher waren an der Nord- und Westwand die Steine oberhalb der Fenster grau, die alten darunter hingegen schwarz. Bei dem Neubau hatte man entlang der Dachkante Geschütztürme hinzugefügt; auf den anderen beiden Seiten hockten hingegen noch die uralten grotesken Steinfiguren, denen Wind und Wetter so sehr zugesetzt hatten, dass man ihre ursprüngliche Gestalt nicht mehr erkennen konnte. Das Dach war flach, die Pinienbretter krumm und schief und voller Löcher.
    Zum Turm auf dem Hügel führte ein gewundener Pfad hinauf, so schmal, dass man nur hintereinander reiten konnte. Dunk ritt voran, Bennis folgte ihm. Ei stand mit seinem Strohhut auf einem Felsvorsprung über ihnen.
    Vor dem kleinen Stall aus Lehmflechtwerk, der am Fuße des Turms stand und halb von violettem Moos verborgen wurde, zügelten sie die Pferde. Der Hengst des alten Mannes hatte seinen Stand neben Maester. Der Wein war offensichtlich schon von Ei und Buckel-Sam in den Turm geschafft worden. Ei trottete heran. »Habt Ihr herausgefunden, was mit dem Fluss passiert ist?«
    »Die Rote Witwe hat einen Damm gebaut.« Dunk stieg ab und reichte Ei Donners Zügel. »Lass ihn nicht überstürzt trinken.«
    »Nein, Ser. Bestimmt nicht.«
    »Junge!«, rief Ser Bennis. »Mein Pferd kannst du auch gleich nehmen.«
    Ei warf ihm einen frechen Blick zu. »Ich bin nicht Euer Knappe.«
    Eines Tages wird er wegen seiner vorlauten Zunge noch in Schwierigkeiten geraten, dachte Dunk. »Du nimmst sein Pferd oder du kriegst eine Ohrfeige.«
    Ei schnitt eine Grimasse, tat jedoch, was ihm aufgetragen wurde. Während er nach dem Zügel griff, zog Ser Bennis allerdings die Nase hoch und spuckte aus. Ein Tropfen roter Speichel traf den Jungen zwischen zwei Zehen. Er warf dem braunen Ritter einen eisigen Blick zu. »Ihr habt auf meinen Fuß gespuckt, Ser.«
    Bennis kletterte aus dem Sattel. »Ja. Nächstes Mal spucke ich dir ins Gesicht. Widerworte lasse ich dir nicht durchgehen.«
    Dunk bemerkte die Wut in den Augen des Jungen. »Kümmere dich um die Pferde, Ei«, sagte er, ehe die Sache schlimmer wurde. »Wir müssen mit Ser Konstans sprechen.«
    Der einzige Eingang zur Trotzburg bestand aus einer Tür aus Eiche und Eisen, die sich knapp sieben Meter über ihnen befand. Die unteren Stufen bestanden aus glattem schwarzen Stein mit flachen Kuhlen in der Mitte, so ausgetreten waren sie. Weiter oben wurden sie von einer steilen Holzstiege abgelöst, die man bei Gefahr wie eine Zugbrücke hochziehen konnte. Dunk scheuchte die Hühner zur Seite und nahm zwei Stufen bei jedem Schritt.
    Trotzburg war größer, als es schien. Die tiefen Gewölbe und Keller dehnten sich in den Hügel hinein aus, auf dem der Turm stand. Über der Erde durfte Ser Konstans vier Stockwerke sein eigen nennen. Die oberen beiden hatten Fenster und Balkone, die unteren beiden nur Schießscharten. Im Inneren war es kühler, doch so dunkel, dass Dunks Augen sich zunächst daran gewöhnen mussten. Buckel-Sams Frau kniete vor dem Herd und fegte die Asche heraus. »Ist Ser Konstans oben oder unten?«, fragte Dunk sie.
    »Oben, Ser.« Die alte Frau war so gekrümmt, dass ihre Schultern den Kopf überragten. »Er ist gerade von einem Besuch bei den Jungen in den Brombeeren zurückgekehrt.«
    Die Jungen waren Konstans Osgraus Söhne: Edwyn, Harrold, Addam. Edwyn und Harrold

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