Der heimliche Rebell
wieder her, die sich um acht Uhr zurückgezogen hatte. Ein paar Minuten später brutzelte ,Alaska-Lachs’ im Herd, und sein beinahe authentischer Duft zog durch den Raum. Janet band sich eine Schürze um und begann, den Tisch zu decken.
Allen, der sich in einen Sessel geworfen hatte, schlug die Abendzeitung auf. Aber er war zu müde zum Lesen; darum überlegte er es sich wieder anders und legte die Zeitung beiseite, ohne hineinzuschauen. Die Unterredung mit Ida Pease Hoyt und Sue Frost hatte drei Stunden gedauert. Und sie war wahnsinnig zermürbend gewesen.
„Hast du Lust, mir zu erzählen, was los war?“ fragte Janet.
„Später.“ Er spielte müßig mit einem Zuckerwürfel herum, der auf dem Tisch lag. „Wie war’s im Buchclub? Hat Sir Walter Scott in letzter Zeit was Vernünftiges geschrieben?“
„Kein Wort“, sagte sie kurz angebunden, indem sie sich auf seinen Tonfall einstellte.
„Glaubst du, daß Charles Dickens jetzt endlich den großen Durchbruch geschafft hat?“
Abrupt wandte sie sich vom Herd ab. „Irgend etwas ist passiert, und ich möchte wissen, was.“
Ihre Besorgnis rührte ihn an. „Die Agentur ist nicht als Lasterhöhle enttarnt worden.“
„Du sagtest mir am Telefon, daß du zu T-M gegangen bist. Und du sagtest auch, daß in der Agentur etwas Schreckliches geschehen sei.“
„Ich hab’ Fred Luddy gefeuert, wenn du das schrecklich nennst. Wann ist denn der ,Lachs’ fertig?“
„Gleich. Fünf Minuten.“
Allen sagte: „Ida Pease Hoyt hat mir Mavis’ Job angeboten. Direktor von Telemedia. Sue Frost hat die Sache in die Wege geleitet.“
Einen Augenblick lang stand Janet einfach reglos am Herd, und dann begann sie zu weinen.
„Warum zum Henker heulst du denn jetzt?“ verlangte Allen zu wissen.
Zwischen neuerlichen Schluchzern brachte sie mühsam heraus: „Ich weiß nicht. Ich bin so erschrocken.“
Seine Finger spielten immer noch mit dem Zuckerwürfel. Jetzt war er entzweigebrochen, und darum zerrieb er die beiden Hälften zu Körnchen. „Es kam nicht besonders überraschend. Der Posten wird immer aus den Agenturen aufgefüllt, und Mavis ist schon seit Monaten völlig ausgelaugt. Acht Jahre sind eine lange Zeit, wenn man für die allgemeine Tugendhaftigkeit verantwortlich ist.“
„Ja, du… sagtest… er sollte lieber abdanken.“ Sie schneuzte sich die Nase und rieb sich die Augen. „Das hast du mir letztes Jahr gesagt.“
„Das Problem ist nur, er will diesen Job wirklich machen.“
„Weiß er es schon?“
„Sue Frost hat es ihm gesagt. Er kam hinterher noch zu unserem Kreis dazu. Wir saßen zu viert herum, tranken Kaffee und regelten die ganze Angelegenheit.“
„Dann ist es geregelt?“
Allen dachte an den Ausdruck auf Mavis’ Gesicht, als dieser die Konferenz verließ. „Nein“, sagte er. „Nicht vollständig. Mavis hat sein Amt niedergelegt; sein Rücktrittsgesuch liegt vor, und Sues Erklärung ist draußen. Der übliche Text. Jahre hingebungsvollen Dienstes, treues Festhalten an den Grundwerten der Moralischen Restauration. Ich habe hinterher im Foyer kurz mit ihm gesprochen.“ In Wirklichkeit war er sogar einen halben Kilometer mit Mavis gegangen, vom Komiteegebäude hinüber zu Mavis’ Apartment. „Er hat ein Stück Planetenland im Sirius-System. Die Leute da haben ein Händchen für die Rinderzucht. Laut Mavis kann man den Geschmack und die Faserstruktur nicht von denen irdischer Herden unterscheiden.“
Janet sagte: „Was ist noch nicht entschieden?“
„Vielleicht nehme ich nicht an.“
„Warum nicht?“
„Weil ich in acht Jahren noch am Leben sein möchte. Ich will nicht auf einen gottverlassenen Hinterwäldlerplaneten in Pension gehen, der zehn Lichtjahre von hier weg ist.“
Janet schob mit einer heftigen Bewegung ihr Taschentuch in die Brusttasche und beugte sich vor, um den Herd abzuschalten. „Als wir gerade die Agentur einrichteten, haben wir einmal über diesen Fall gesprochen. Wir sind damals sehr offen gewesen.“
„Und wie haben wir uns entschieden?“ Er erinnerte sich ganz genau, wie sie sich entschieden hatten. Ihre Entscheidung hatte gelautet, erst dann einen endgültigen Beschluß zu fassen, wenn die Zeit wirklich kam, weil sie sehr wohl niemals kommen mochte. Und überhaupt war Janet damals sowieso viel zu eifrig damit beschäftigt gewesen, sich Sorgen über den drohenden Zusammenbruch der jungen Agentur zu machen. „Das ist alles so völlig nutzlos. Wir verhalten uns, als sei der Job eine Art warmer
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