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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erklärten mir mein Vater und mein Bruder die MoRes. Ich habe sie nie vergessen.“
    Janet sagte: „Ich baue gerne Sachen; es macht Spaß.“
    Er rauchte seine Zigarette weiter und dachte bei sich, wie bizarr es doch war, daß er hier sein konnte, obwohl er die Spottdrossel war, die vor kaum vierundzwanzig Stunden die Statue geschändet hatte.
    „Ich bin die Spottdrossel“, sagte er laut.
    „Du…“
    „Eine Bezeichnung, die wir unter uns Paketmachern verwenden. Wenn man auf einem Thema herumreitet, verwandelt es sich unter der Hand in eine Selbstparodie. Und wenn jemand seine Witze über ein altbackenes Thema reißt, nennen wir ihn eine Spottdrossel.“
    „Ja“, sagte sie nickend. „Ich weiß. Ich habe dich mal was von dem Zeug von Blake-Moffet parodieren hören.“
    „Was mir an der ganzen Angelegenheit bloß Kopfzerbrechen bereitet“, sagte Allen, „ist folgendes: Sonntag nacht habe ich die Statue von Major Streiter geschändet. Und am Montagmorgen kommt Mrs. Sue Frost zur Agentur. Um sechs Uhr sitze ich schon Ida Pease Hoyt gegenüber und höre aus ihrem eigenen Mund, daß sie mir den Direktorenposten von Telemedia anbietet.“
    „Wie könnte es da eine Verbindung geben?“
    „Sie würde überaus komplex sein müssen.“ Er drückte seine Zigarette aus. „So umfassend, daß jedermann und alles im Universum darin einbezogen werden müßte. Aber ich spüre, daß es sie gibt. Irgendeine allem zugrunde liegende Kausalverknüpfung, nicht bloßer Zufall. Nicht nur eine Aufeinanderfolge.“
    „Sag mir, wie du sie… geschändet hast.“
    „Kann ich nicht. Ich erinnere mich nicht.“ Er stand auf. „Wart nicht auf mich. Ich gehe ins Zentrum und schau’ es mir an; vielleicht haben sie noch keine Zeit gehabt, mit den Ausbesserungsarbeiten anzufangen.“
    Sofort sagte Janet: „Bitte, geh nicht weg!“
    „Unbedingt notwendig“, sagte er und blickte sich suchend nach seinem Mantel um. Der Kleiderschrank hatte ihn verschluckt, und er mußte den Mantel erst wieder in den Raum zurückzerren. „Ich habe nur ein schwaches, verschwommenes Bild vor meinem inneren Auge, nichts Deutliches. In Anbetracht der Umstände sollte ich mir wirklich Klarheit verschaffen. Vielleicht kann ich dann in Sachen T-M eine Entscheidung treffen.“
    Wortlos ging Janet an ihm vorbei und hinaus auf den Flur. Sie war auf dem Wege in den Waschraum, und er wußte, warum. Mit sich nahm sie eine Auswahl von Fläschchen; sie würde gleich genügend Sedativa schlucken, um sich das nächtliche Gleichgewicht zu erhalten.
    „Nimm’s leicht“, ermahnte er sie.
    Von der geschlossenen Waschraumtür kam keine Antwort. Allen wartete unschlüssig noch einen Augenblick, dann ging auch er.

 
5
     
    Der Park lag in tiefen Schatten, eisig und düster. Hier und da hatten sich kleine Gruppen von Menschen angesammelt wie Pfützen nächtlichen Regenwassers. Niemand sprach. Sie schienen zu warten, schienen irgendwie vage zu hoffen, daß etwas passieren möge.
    Die Statue erhob sich unmittelbar vor dem Turm auf einem eigenen Sockel im Mittelpunkt eines Kiesrondells. Ringsumher standen Bänke, so daß die Besucher die Tauben füttern konnten, dösen oder plaudern, während sie die Erhabenheit der Statue in sich aufnahmen. Den Rest des Parks machten sanft gewellte Flächen nassen Grases aus, dazu verstreut die dunklen Buckel der Büsche und Bäume und an einer Seite ein Gärtner schuppen.
    Allen erreichte den Mittelpunkt des Parks und blieb stehen. Im ersten Augenblick war er ganz verwirrt; nichts Vertrautes war an dem Anblick, der sich seinen Augen bot. Dann begriff er, was geschehen war. Die Polizei hatte die Statue verschalt. Vor ihm ragte ein grober Holzquader auf, eine gigantische Kiste. So würde er sie also doch nicht sehen, würde erst einmal nicht herausfinden, was er getan hatte…
    Während er noch dumpf starrend dastand, wurde ihm bewußt, daß da neben ihm jemand war. Ein abgerissener Mann mit spindeldürren Armen, der, in einen langen, schmierigen Überzieher gehüllt, ebenfalls unverwandt auf die Kiste starrte.
    Eine Zeitlang sprach keiner der Männer. Schließlich räusperte sich der Bürger und spie ins Gras. „Da kann man ja gar nix sehen, ver… noch mal.“
    Allen nickte.
    „Die haben das absichtlich gebaut“, sagte der dünne Bürger. „Eben damit man nix sehen kann. Und wissense warum?“
    „Na?“ sagte Allen.
    Der dünne Bürger lehnte sich vertraulich zu ihm herüber. „Anarchisten sind dran gewesen. Harn sie schrecklich

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