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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wollte.
    Als die Sonne voll am Himmel stand, gab Bob mehr Gas und ratterte in die ersten Felsenschluchten hinein. Der Wagen hüpfte über Steine, kletterte über Geröllhügel und krallte sich in Abhänge fest. Es war ein guter Wagen mit zwölf Gängen und einem bulligen Acht-Zylinder-Motor, er nahm jede Steigung, überwand alle Hindernisse und kroch alle Hänge hinab. Bob konzentrierte sich voll auf den Weg und schrak zusammen, als neben ihm Sandra sagte:
    »Du bist wohl total verrückt?!«
    »Mag sein!« antwortete er kurz.
    »Hier kann doch keiner mehr fahren!«
    »Bis auf uns! Einen schönen guten Morgen, mein Liebling!«
    »Wir brechen uns den Hals, Bob!« Sie klammerte sich an dem Armaturenbrett fest und stemmte die Beine gegen den Metallboden. Vor ihnen lag ein enges Tal voller Geröll, eingezwängt in zerklüftete, mit Höhlen durchsetzte Felsen. Bob suchte einen halbwegs vernünftigen Abstieg. »Du willst doch wohl nicht da hinunter?!«
    »Erraten! Das ist Rastplatz Nummer eins.« Bob hielt kurz und musterte den Abhang. Er war zu schaffen, wenn der Untergrund fest genug war und nicht ins Rutschen kam. »Mach die Augen zu, Sandra!«
    Sie nickte, biß die Zähne aufeinander und kniff die Lider zusammen. Es hatte keinen Sinn mehr, auf Bob einzureden. Was sie wunderte, war seine verbissene Entschlossenheit, jener Mut zum Risiko, den sie nie in ihm vermutet hatte. Er kann tatsächlich um sich schlagen, wenn's darauf ankommt, dachte sie. Er sucht keineswegs immer einen Kompromiß, hält sich nicht nur im ruhigen Wasser auf. Er kann auch gegen die Strömung schwimmen und gewinnt dabei. Das ist ein ganz neuer Bob Brook …
    Der Wagen kletterte ganz langsam, ganz vorsichtig, abwärts. Die breiten Reifen krallten sich in den Boden, saugten sich gleichsam an den Felsen fest. Bob begann zu schwitzen und nicht allein der schon wieder heißen Sonne wegen. Er umklammerte das Lenkrad, hörte Sandra neben sich laut atmen und dachte: Laß es gelingen, du Gott da oben über der Sonne. Laß uns mit heilen Knochen in das Tal kommen! Hilf uns zu unserem Glück, denn die Liebe kommt von dir …
    Es gelang. Sie erreichten das Tal, hoppelten über das Geröll und hielten endlich vor einer großen Höhle, die einige Meter tief in den Berg führte und von der Sonne nie erreicht wurde.
    »Du kannst die Augen wieder aufmachen!« sagte Bob. »Wir sind da!«
    Er riß die Tür auf, sprang hinaus und reckte sich. Es war eine gute Stelle, das sah er gleich. Sie war geschaffen für einen Daueraufenthalt. In der Höhle war es kühl, die Zivilisation war nicht unerreichbar fern, und dennoch war es bereits ungeheuer einsam. Nicht einmal Tierspuren waren in dem feinen Sand zu sehen, den der Wind über das Geröll geblasen hatte.
    Sandra kletterte aus dem Wagen und stapfte mit wackligen Beinen in die Höhle. Die Kühle war angenehm, verglichen mit der Hitze in dem sonnendurchbrüteten Tal. Es war, als habe die Natur eine Klimaanlage eingebaut. Die Wände im Inneren der Höhle waren sogar feucht, die Steine glänzten, und als Sandra darüberstrich, bekam sie nasse Hände.
    »Im Notfall können wir sogar die Steine ablecken!« sagte sie, als sie wieder ins Tal kam. Bob war schon dabei, auszuladen und stapelte die Kartons mit Konserven neben der hinteren Wagentür.
    »Luftfeuchtigkeit, Baby.«
    »In der Wüste? Hier?« Sie setzte sich auf einen schon warmen Stein und starrte in den wolkenlosen, blaßblauen Himmel. Sie wunderte sich, daß er nicht rot war und brannte.
    »Es gibt da das Phänomen des Schwitzwassers«, sagte Bob. »Also für einen Chemiker ist das kein Phänomen, aber für mich. Da ist weit und breit kein Wasser, aber dort, wo dauernd Schatten ist, wie in der Höhle, da werden über Nacht die Steine feucht.« Er kam zu Sandra, hob sie von ihrem Stein hoch, schwenkte sie durch die heiße Luft und stieß einen Juchzer aus. »Hier können wir es aushalten, bis die Welt da draußen im Chore ruft: Bob, komm zurück! Du kannst deine Sandra heiraten!«
    Nach der durchfahrenen Nacht war es eine harte Arbeit, den Wagen auszuladen und alles in die Höhle zu schaffen. Sie stapelten alles auf eine Seite, ganz hinten, wo es fast schon zu kühl war, rollten die Luftmatratzen aus, stampften mit dem Blasebalg Luft hinein und bauten am Eingang die ›Küche‹ auf – den doppelflammigen Gaskocher. Sandra kochte einen starken Kaffee, schmierte vier Toasts und wartete, bis Bob den Wagen seitwärts in eine Felsspalte gefahren und das Dach mit Steinen

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