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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Las Vegas und Umgebung, die man aus dem Polizeiarchiv holen wollte. »Bis jetzt haben wir noch keinerlei Hinweise, in welche Richtung Bob mit seiner Geisel gefahren ist. Rund um Las Vegas gibt es unzählige Möglichkeiten, in der Wüste zu verschwinden. In allen Himmelsrichtungen zu suchen, ist aber unmöglich. Morgen früh setze ich zwei Hubschrauber ein, die zunächst nach Norden und Osten fliegen. Jetzt in der Nacht ist das sinnlos. Mit ihren Scheinwerfern sehen sie nur einen schmalen Streifen und werden selbst meilenweit gesehen. Da kann Bob gemütlich in Deckung gehen. Am Tag aber ist die Wüste für uns wie ein Tisch, auf dem es staubt. Und Bob zieht eine Staubwolke hinter sich her. Rechnen wir mal aus, in welchem Radius sich Bob morgen früh befinden muß, wenn er die ganze Nacht durch die Wüste gerattert ist. Er muß vorsichtig fahren, kann nicht wie auf der Straße Meilen machen, er muß sich also in einem Gebiet befinden, das man noch übersehen und abfliegen kann.«
    »Das wird sich Bob auch überlegt haben«, sagte McDolland.
    »Was er auch tut, er muß sich der Wüste unterordnen!« meinte Ambro Seck.
    »Wenn er in der Wüste ist!« McDolland sah sich im Kreise um. Alle sahen ihn an, als habe er von der Kanzel seiner Kirche einen schlüpfrigen Witz erzählt. »Er kann auch den Highway heruntergerast sein, hat jetzt, das heißt morgen früh, eine schöne Strecke hinter sich und biegt erst dann ins Hinterland ab!«
    »Es ist erstaunlich, welche perfide Phantasie ein Pfarrer besitzen kann!« sagte Brass dumpf und sah dabei Ambro Seck an. Der nickte stumm. »Also gut … ich gebe Alarm für die Jungs auf dem Highway! Zwischen dem Colorado und dem Walker Lake gibt es keine Schnecke mehr, die nicht gesehen wird!« Er griff zum Telefon und warf einen bösen Blick auf McDolland. »Warum bleiben Pfarrer nicht in ihrer Kirche?«
    McDolland wurde sehr verlegen. Als auch noch Juliane ihm zuflüsterte: »Du bist ein seltenes Rindvieh!« ging er in sich, sprach kein Wort mehr und sah plötzlich ein, daß er Bob voll in die Pfanne gehauen hatte. Den Gedanken mit dem Highway hatte Brass schon längst gehabt, aber nicht geäußert. Er wollte Bob eine Chance lassen. McDolland hatte sie zunichte gemacht.
    Doch auch der Highway-Alarm, der alle Patrolcars rebellisch machte, stellte sich als eine Fehlleistung heraus. Ein Geländewagen mit Bob und einem rotblonden Mädchen wurde nicht aufgegriffen. Dafür erwischte man den Präsidenten einer bekannten Elektrofirma, der mit Geländewagen und einer Feinmechanikerin seines Betriebes unterwegs war, während er offiziell in Phoenix zu einer Besprechung weilte. Die Miß war rothaarig, was zunächst zu Komplikationen führte, bis ein Rückruf per Funk klärte, daß Bob keinen Bauch hatte und Sandra Meyer keinen Texasdialekt sprach. Immerhin hatte man den Elektropräsidenten einem Verhör unterzogen, was peinlich war. Er stiftete in die Waisenkasse der Polizei 500 Dollar, wonach im Gegenzug dann das Protokoll verbrannt wurde.
    Von Bob gab es keine Spur.
    Jenny heulte wie ein ausgesetztes Wolfsjunges und sprach aus, was alle dachten:
    »Mir ist rätselhaft, was da passiert ist! Bob liebt doch Sandra! Er hat doch gar keinen Grund, den wilden Mann zu spielen …«
    Wer die Wüste von Nevada kennt – nicht als Tourist vom klimatisierten gläsernen Bus aus, sondern als von der gnadenlosen Natur gebeutelter Tramp –, der hat kein Auge mehr für die märchenhaften Himmelsfeuer, mit denen die Sonne den Tag beginnen läßt, die gleiche Sonne, die schon eine halbe Stunde später glutheiß alles Lebendige bekämpft.
    Sandra schlief fest, als sich die blutroten Strahlen am Morgen über den Horizont schoben und die gelbrote Wüste für ein paar Minuten wie ein erdfremdes Zauberland aussah. Bob blinzelte in die aufsteigende Sonne, setzte seine starke Brille mit der 75prozentigen Lichtabsorption auf, gähnte mit knackenden Kiefergelenken und klappte den Blendschutz vor die Frontscheibe. Dann legte er den Arm wieder um Sandra und fuhr mit einer Hand weiter.
    Er war müde, so müde, daß er am liebsten das Lenkrad und das Gaspedal festgebunden hätte, um auch dann schlafen zu können, während der Wagen weiterrollte, immer geradeaus, immer tiefer in diese verdammte Wüste hinein. Genau vor ihnen lagen die Sheep-Ranges. Eine andere Richtung gab es nicht.
    Mit Sandra hatte er sich die halbe Nacht gestritten. Sie verstand ihn plötzlich nicht mehr. Was sie da alles erzählte von Jenny und ihrer

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