Der Heiratsspezialist
strafmildernd! Man kann es romantisch deuten: Entführung aus Liebe!«
»Es bleibt Kidnapping, wie man's auch dreht und wendet!« Brass trank Kaffee aus einer riesigen Tasse. Seine Hände zitterten nervös. Er sehnte sich nach Whisky, aber er erwartete noch Besuch. »Ich habe pflichtgemäß den Staatsanwalt benachrichtigt.«
»Bist du verrückt?« McDolland starrte seinen Freund entgeistert an. »Das hätten wir doch unter uns ausmachen können!«
»Nicht, wenn eine offizielle Anzeige vorliegt. Ein einziger Wink an die Jungs von der Presse – und ich kann Salat züchten. Bob ist ein Fall geworden! Allerdings haben wir noch einen gewissen Einfluß auf den weiteren Verlauf der Dinge.« Brass strich sich über das breite Gesicht. »Vor allem müssen wir eins: Bob finden! Das ist die Hauptsache. Haben wir ihn, legen wir ihn bei deinem Gerichtspsychologen auf die Couch und lassen ihn verblöden! Das kann ihn retten. Aber verfolgt werden muß er – vor allem, weil er ja geisteskrank sein soll. Irre Kriminelle sind nach Ansicht der breiten Öffentlichkeit die schlimmsten … Bob muß gegriffen und sofort isoliert werden!«
»Es ist schrecklich, schrecklich!« weinte Juliane und lehnte sich an William McDolland. »Er muß wirklich sehr krank sein …«
Gegen zehn Uhr abends erschien Jenny. Sie hatte bis jetzt gewartet, auf Bob, auf einen erklärenden Anruf vom Sheriff, auf ein Zeichen von Sandra. Dann rannte sie plötzlich mit einem hellen Aufschrei aus dem Saloon, um nun bei Brass aufzutauchen. Das Kleid, das sie für die Unterredung mit Bob ausgewählt hatte, rief bei McDolland Sprachlosigkeit hervor und bei Juliane nervöses Augenzucken. Brass sagte dumpf: »Das ist geradezu jugendgefährdend! Du lieber Himmel, Jenny, damit wagst du dich über die Straße?!« Richter de Trajano schwieg verlegen.
»Stimmt es?« schrie Jenny hysterisch. »Ich habe im ›Black Forest‹ angerufen. Bob wird wegen Kidnapping gesucht? Allen, sag doch was, du Stockfisch!«
»Die Fahndung läuft …«
»Habt ihr denn alle Jauche im Kopf?! Bob liebt Sandra! Nur sie! Für sie tut er alles!«
»Sie hat sich gewehrt!« Brass sah Jenny traurig an. »Dafür gibt es Zeugen! Er hat sie mit Gewalt in das Auto gezerrt. In Kürze wissen wir mehr …«
Nach zwei Stunden hatte man ein Bild von dem, was geschehen war. Brass' Polizisten hatten den Autoverleiher gefunden, hatten den Supermarkt ausfindig gemacht und auch den Waffenhändler verhört. Bei jedem Protokoll, das ins Office kam, wurde Brass zerknirschter, und Juliane weinte heftiger, während Jenny in einem fort beteuerte: »Bob ist nicht mehr normal! Ihr müßt ihn schonen! Ihr dürft ihn nicht jagen wie ein wildes Tier. Bob hat vollständig durchgedreht …«
Dieser Ansicht war auch der Staatsanwalt, der mittlerweile eingetroffen war und den Jennys Anblick so verwirrte, daß er fast den Grund seines Kommens vergaß. Er war ein noch junger Mann mit verträumten Augen, blonden Haaren und dem seltenen Namen Ambrosius Seckerling, den niemand aussprechen konnte. Er nahm ihn seinen Eltern auch bitter übel und nannte sich in Kurzform Ambro Seck, aber auch das klang noch komisch.
Besonders eines mißfiel allen – auch McDolland, der für Bob inbrünstig gebetet hatte: der Waffenkauf.
»Er hat sich geradezu kriegsmäßig ausgerüstet!« sagte Brass. »Zwei Gewehre, Pistolen, Messer, Munition für ein Jahr … wenn man die Liste liest, sieht's so aus, als wolle Bob einen Wüstenfeldzug beginnen. Das alles ist doch der Ausdruck reinen Wahnsinns! Das ist doch ein Beweis dafür, daß sein Gehirn ausläuft!«
»Es beweist aber auch, daß Bob Brook bereit ist, jedem Verfolger einen gnadenlosen Kampf zu liefern! Es beweist seine mörderischen Absichten.« Der junge Staatsanwalt Ambro Seck war stolz auf seine Folgerungen. Von Jenny erhielt er dafür einen Blick, den er bis in seine Socken spürte. »Wer zwei Gewehre und Pistolen mitnimmt, will damit auch schießen! Ist das logisch?«
»Bei Bob ist nichts mehr logisch!« schrie Jenny hysterisch. »Ihr habt ja alle eine Macke! Bob hat die Waffen mitgenommen, um in der Wüste zu schießen! Soll er verhungern?!«
»Das ist auch eine Überlegung!« sagte de Trajano.
»Was kann man in der Wüste von Nevada schießen?« Ambro Seck lächelte mokant. »Geier! Vielleicht einen Coyoten! Ich habe nie gehört, daß man auf Sandflöhe schießen kann …«
»Wir werden es wissen, wenn wir ihn gefunden haben.« Brass wartete auf eine Karte von Nevada, vor allem
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