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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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stieß und den Spalt fand, der nur fingerbreit um es herum klaffte. Er stieß die Klinge hinein und legte alle Kraft, die er noch hatte, in den einen gewaltigen Ruck, mit der er den glühenden Kristall aus der Augenhöhle brach.
    Und die Statue erbebte. Donner rollte über das Gewölbe. Blitze schlugen ins Gestein, eine alles auslöschende Flut von rotem Licht, als das Auge der Göttin in die Tiefe stürzte und dort in tausend Stücke zerbrach. Ein Heulen wie von fahrenden Dämonen erfüllte die Luft.
    Und dann war Stille. Mythor verlor den Halt und fiel hart auf die Schulter des Standbilds, wo er reglos liegenblieb.
    Um ihn herum war Dunkelheit. Nur aus dem Krater drang das rote Leuchten des Magmas, das sich, langsam noch, Fuß um Fuß aus der Tiefe schob.
     
     
    *
     
    Mauni hatte sich umgewandt, um nicht sehen zu müssen, wie das Auge der Göttin fiel und zerbrach. Sie hörte das Klirren und Heulen, dieses fürchterliche Geheul! Und dann…
    Etwas erlosch in ihr. Sie taumelte und mußte sich gegen die Stollenwand stützen. Etwas wich aus ihr, und sie wußte, daß ihr Leben nun nicht mehr lange währte. Doch noch hatte sie Kraft, ihre eigene Macht, die aus der Vereinigung mit dem Fraß geboren worden war.
    Die Stille nun war schlimmer für sie als der Höllenlärm zuvor. Langsam drehte sie sich um, konnte wieder sicher stehen und sah die weit über den Fels verstreut liegenden Scherben des roten Kristalls. Sie leuchteten noch schwach. Doch war kein Leben mehr in ihnen.
    Vor dem Podest wanden die Dienerinnen Kanea-Um-Boros sich im Todeskampf. Keinen Laut gaben sie von sich. Gespenstisch zuckten ihre Arme in der roten Glut des Vulkans. Die Tukken standen wie versteinert oder liefen ziellos umher. Die zu Kugeln gewordenen Farblosen lagen am Boden wie vertrocknete Früchte. Kein Leben war mehr in ihnen, kein Leben mehr in den weißen Zwergen.
    Und oben auf der Schulter der Göttin lag der Mann, der für dies alles verantwortlich war. Mauni achtete nicht auf die Tukken, die mit ihr gekommen waren und sich nun wie rasend gebärdeten, in den Stollen zurückliefen oder sich zuckend am Boden wälzten. Sie hatte noch Macht, und diese Macht sollte ihn strafen, ihn, der mit Mächten im Bunde sein mußte, die Mauni aus tiefster Seele haßte. Kein Mensch allein hätte das Feuer der Göttin bezwingen können. Doch so groß seine Macht auch sein mochte - nun lag er bewußtlos auf Kanea-Um-Boros Schulter.
    Es war das letzte, das Mauni tun würde.
    Langsam trat sie aus der Stollenöffnung. Sicher waren ihre Schritte, als sie auf das Standbild zuging. Inmitten der Splitter blieb sie stehen und hob die Arme. Kaltes Feuer trat in ihre Augen. Unbändiger Zorn lenkte ihre Bewegungen und ließ ihre Lippen die Zauberformeln sprechen. Der Fraß um ihr Haupt zog sich zusammen.
    Sie wob die Magie des Tötens, stand starr und schloß die Augen, während sie die Finger spreizte und dem Verhaßten die Hände entgegenreckte, um den Tod nach ihm zu schleudern.
    Doch als sie die letzten Formeln sprechen wollte, bohrte sich etwas tief in ihren Rücken. Mauni stieß einen heiseren Schrei aus und riß in namenlosem Entsetzen die Augen auf. Noch einmal bewegte sie die Lippen, versuchte ihr Werk zu vollenden, als sie schon spürte, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Noch einmal schnappte sie gierig nach Luft, taumelte und fiel.
    Oniak stand mit unbewegter Miene hinter ihr, den Blick auf den Dreizack in ihrem Rücken gerichtet.
    Dann legte er den Kopf in den Nacken und sah Honga auf der Schulter der Statue.
    »Honga?« rief er halblaut.
    Doch der Held rührte sich nicht. Er gab keine Antwort mehr. Selbst jetzt hielt er noch sein Schwert umklammert, als ob es mit seiner Hand verwachsen wäre.
    Und das Wissen darum, daß er zu spät gekommen war, ließ den grünhäutigen Mann von jenseits der Großen Barriere zu einem wimmernden Bündel werden. Vor den Stufen des Podests sank er nieder und verbarg das Antlitz in den Armen.
    Er wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Er wollte nur noch die Gnade des Todes.
     
     
    7.
     
    Ramoa erwachte aus dem magischen Schlaf, in den sie von Mauni gewiegt worden war. Die junge Tau schlug die Augen auf und fühlte die Fesseln an ihren Händen und Füßen.
    Sie lag im Graben aus Magma, das nicht länger glühend dahinfloß. Es war erstarrt, bezwungen durch Maunis dämonische Kräfte.
    Ramoa stöhnte, als die volle Erinnerung einsetzte. Mauni im Tempel, vor ihr, vom Fraß befallen und… mächtig!
    Und die Worte

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