Der Held und die Feuergöttin
der Matu hallten in ihrem Bewußtsein:
Präge dir ein, was du siehst, denn dieses Bild wirst du mit in den Tod nehmen! Und es wird ein langsamer, genüßlicher Tod sein!
Maunis Hohn, ihre Andeutungen, die schreckliche Ungewißheit…
Ramoa bäumte sich auf, versuchte, die Fesseln zu zerreißen. Doch sie war viel zu schwach dazu. Sie konnte sich über die erstarrte Glut bis zum Rand des Grabens wälzen, doch ihn nicht überwinden.
Ramoa ahnte, was Mauni getan hatte. Hier sollte sie sterben, verbrennen im Feuer des Berges. Doch der Berg selbst war geweckt. Wieviel Zeit war seitdem vergangen? Wann brach er aus?
Und wer war Honga? Wen hatten die Tau zu ihrem neuen Helden gemacht? Ramoa war von den Männern ferngehalten worden, bevor sie zum Vulkan geschickt wurde. Sie kannte ihre Namen nicht. Wenn aber die Stammesmutter einen Helden bestimmt und zu ihr geschickt hatte, dann nicht, um sie zu retten. Niemand auf Tau-Tau konnte um die wirkliche Gefahr wissen, die der Insel drohte. Honga war geschickt worden, um sie zu töten, denn für ihren Stamm war Ramoa zur Verräterin geworden.
Sie wußten nichts! Und nichts konnte sie mehr warnen! Nichts konnte das mehr aufhalten, was Ramoa im Tempel geweckt hatte. Der Berg würde sein Feuer speien und große Teile der Insel darunter begraben. Die Glut mochte die Kreaturen aus dem Dämonenreich verbrennen, doch viele Tau mit ihnen!
Verzweifelt zerrte die Göttin des Feuers wieder an ihren Fesseln, während sie die Hitze spürte , die sich unter ihr ausbreitete.
Das Magma erwachte. Es kam wieder in Fluß.
»Oh, Mauni!« preßte Ramoa hervor. »Verflucht sollst du sein, verflucht die Mächte, denen du dich verschrieben hast! Ich werde bei lebendigem Leib verbrennen. Doch du wirst mein Schicksal teilen!«
Sie hoffte nun nur noch, daß das Feuer schnell über sie kam, über sie und alles, was sich im Berg zum Sturm auf die Inseln sammelte.
Kein Muskel zuckte mehr in ihrem Gesicht, als sie auf das Ende wartete. Niemand würde sie weinen hören. Sie hatte nicht die Macht, die die unwissenden Tau so fürchteten. Doch sie war zur Frau erzogen worden, die ihr Los zu tragen hatte.
Auch wenn es noch so schrecklich war.
*
Mythor kam zu sich.
Eine Weile lag er mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und lauschte. Bedeutete die Stille, daß er gesiegt hatte - oder daß all sein Bemühen umsonst gewesen war? Starrten ihn glühende Augen an, die nur darauf warteten, daß er sich bewegte?
Aber das war Unsinn, der Nachhall des Schrecklichen, das er durchgestanden hatte. Mythor fühlte Alton warm in seiner Hand und richtete sich auf. Er sah die sechsarmigen Gestalten tot am Boden liegen, zum Teil schon zu Staub zerfallen. Der schwarze Stein des Standbilds war nicht länger heiß. Keine Blitze zuckten mehr durch das Gewölbe. Nur die rote Glut aus dem Krater ließ ihn erkennen, was um ihn war.
Alle Tukken schienen diesen Ort geflohen zu haben. Von den weißen Zwergen waren nur noch Aschehaufen zu sehen. Doch unten zwischen den Splittern des roten Auges lag Mauni mit einem Dreizack im Rücken - Oniaks Dreizack!
Mythor sah den Grünhäutigen vor den Stufen liegen, wie er sich schüttelte und den Kopf zwischen den Armen verbarg. Und zwei, drei Schritte neben ihm…
Mythor sprang auf, rutschte auf dem glatten Stein und hielt sich wieder am Ohr des Standbilds fest.
»Oniak!« schrie er. »Oniak, lauf fort!«
Der Kopf des Schmächtigen fuhr in die Höhe. Unglauben sprach aus seinen Blicken.
»Honga, du…lebst!«
»Mach, daß du auf die Beine kommst und dich in Sicherheit bringst! Sieh nach rechts! Der Fraß!
Maunis Fraß!«
Oniak fuhr herum und sah, was sich ihm da lautlos näherte. So schnell, daß Mythor seinen Bewegungen kaum folgen konnte, sprang er auf und rannte schreiend von der Statue fort. Im gleichen Augenblick schnellte der Fraß vor und klatschte dort gegen die Stufen, wo der Grünhäutige eben noch gelegen hatte.
»Warte, ich komme!«
Mythor war schon beim Seil und steckte das Schwert in den Gürtel. So schnell er konnte, kletterte er herab, zog Alton wieder und kam um das Podest herum. Oniak hatte sich bis an die Felswand zurückgezogen. Der Fraß, der schon wieder auf ihn zukroch, gewahrte den neuen Gegner und schnellte sich auf Mythor zu. Mythor ließ sich blitzschnell fallen und teilte das Geschöpf in der Luft. Er rollte sich zur Seite. Neben ihm zuckten die beiden Hälften des Schmarotzerwesens in gespenstischem Leben, bis das Gläserne Schwert dem
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